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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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215darin, ein <strong>für</strong> den Interviewer möglichst gut zu interpretierendes 118 Bild von <strong>sich</strong><strong>als</strong> ExpertIn ihrer Lebenswelt zu entwerfen, andererseits aber dürfen die u.U. damiteinhergehenden subjektiven Selbstbewertungen nicht zu explizit positiv formuliertwerden, da solche Äußerungsformen klar dispräferiert sind. Die Lösungbesteht in verschiedenen Formen indirekter Selbstbestätigungen, bei denen subjektiveWertzuschreibungen <strong>als</strong> Angebote formuliert werden, um dem Interviewerverschiedene Interpretationsmöglichkeiten der eigenen Person anzubieten. Auchhier spielt Kontrastivität eine wichtige Rolle: ALTER- und EGO-Positionen werdenauf verschiedene Weise <strong>als</strong> Ressource zur Kommunikation subjektiver Bewertungsmaßstäbein Bezug auf die eigene Person etabliert.9.4.1 ALTER <strong>als</strong> glaubhafter Bewertungsmaßstab <strong>für</strong> EGO Das Problem der Objektivierung von Lob wird vor allem durch die Instrumentalisierungsolcher ALTER-Positionen erreicht, denen aufgrund von dargestellter Kategorienzugehörigkeitdie Expertise zugeschrieben wird, verschiedene Charaktereigenschaften,Fähigkeiten, Handlungsweisen o. ä. EGOS intersubjektiv plausibelzu bewerten. Dabei zeigt <strong>sich</strong>, dass die relative Distanz zwischen ALTER und EGOein wichtiges Merkmal solcher objektivierender <strong>Verfahren</strong> ist. Dies betrifft vorallem verschiedene Formen von Expertise und persönliche Nähe: Je größer dieDistanz zwischen ALTER und EGO, desto objektiver erscheinen qualifizierendeAussagen der beurteilenden dritten Instanz. Es handelt <strong>sich</strong> allerdings immer nurum eine Quasi-Objektivität, denn die narrative Rekonstruktion aller biographischenEpisoden ist ein per se subjektives <strong>Verfahren</strong> (s. Kap. 4.1.5 bzw. 4.2).9.4.2 Kontrastierung verschiedener Varianten EGOS Die Interviewsituation kann auch zum Anlass genommen werden, (auch berufs-)biographische Veränderungen <strong>über</strong> die Zeit zu rekonstruieren. Gerade wenn es<strong>sich</strong> um eine Veränderung der SprecherInnen zum Positiven hin handelt, könnensolche Vorher-Nachher-Strukturen Implikationen <strong>für</strong> positive SelbstbewertungenEGOS beinhalten. Indem ErzählerInnen zwei kontrastive Entwicklungsstadien dereigenen Person narrativ gegen<strong>über</strong>stellen, kann eine in das vergangene EGO eingebetteteALTER-Position erschaffen werden. Diese eingebettete ALTER-Positiondient <strong>als</strong> evaluative Basis, auf deren Grundlage das Gegen<strong>über</strong> den weiteren EntwicklungsverlaufEGOS beurteilen kann.9.4.3 EGO <strong>als</strong> Bewertungsmaßstab <strong>für</strong> ALTER Im Laufe der Berufsbiographie erworbene Erfahrungen und Kenntnisse könnenGrundlage da<strong>für</strong> sein, <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> <strong>als</strong> Vorbild <strong>für</strong> andere zu typisieren. Bezogenauf das Face-Work der SprecherInnen und die präferierte Vermeidung von Selbstlob,ist dies eine besonders schwierige interaktive Aufgabe, denn der Grat zwi-118‚Gut zu interpretieren’ ist hier gleichzusetzen mit der Produktion eines stimmigen Face - <strong>als</strong>oeine Übereinstimmung von Selbst- und Fremdbild zu erreichen.

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