13.07.2015 Aufrufe

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

383 EGO <strong>als</strong> ErzählerIn -­‐ Identitätskonstruktion auf Ebene der Interviewsituation In diesem Kapitel wird die Ebene der Interviewinteraktion in den Blick genommen.Um zu beschreiben, wie die Interviewten soziale Identitäten interaktiv hervorbringen,werde ich zwei Konzepte einführen, die es ermöglichen, die entsprechendenProzesse sowohl auf theoretischer <strong>als</strong> auch auf empirischer Ebene greifbarzu machen. Es handelt <strong>sich</strong> dabei zum einen um das Face-Konzept ErvingGoffmans, mit Hilfe dessen ALTER- und EGO-Positionen auf der Meso-Ebene derInteraktion verortet werden können (s. Kap. 2.3 und 2.4). Zum anderen wird imzweiten Teil dieses Kapitels mit identity-in-interaction ein Konzept aus gesprächsanalytischemZusammenhang eingeführt. Da <strong>sich</strong> Goffmans Beobachtungenzu alltäglicher Interaktion nicht ausschließlich auf sprachliche Phänomenebeschränken, sondern zu einem großen Teil auch nicht-sprachliche Aspekte vonInteraktion wie das äußere Erscheinungsbild von Personen und ihr Verhalten imöffentlichen Raum umfassen, wird so ein zusätzlicher Fokus auf Identitätskonstruktion<strong>als</strong> genuin kommunikativem <strong>Verfahren</strong> gerichtet. Beide Konzepte werden<strong>als</strong> komplementär zueinander verstanden und ermöglichen es, die auf Interviewebenestattfindenden Prozesse zu beschreiben, mit denen die InteraktantInnenSelbstkonzepte in der Interaktion hervorbringen und ihrem Gegen<strong>über</strong> zur Interpretationanbieten. Goffmans Überlegungen bieten dar<strong>über</strong> hinaus eine partielleErweiterung des im nächsten Kapitel dargestellten Ansatzes: Da <strong>sich</strong> Goffmangerade in Hinblick auf wechselseitige Perspektiv<strong>über</strong>nahme auf Mead bezieht,sind auch diese beide Ansätze unmittelbar anschlussfähig.3.1 Eine methodologische Vorbemerkung Die Kombination eines gesprächsanalytischen Ansatzes mit Goffman'schen Konzeptenist in methodologischer Hin<strong>sich</strong>t nicht ganz unproblematisch. Dies liegtdaran, dass Goffmans Forschung zur Interaktionsordnung einerseits innerhalb derKonversationsanalyse recht unterschiedlich bewertet und diskutiert wird, Goffmanandererseits aber auch <strong>selbst</strong> durchaus kritisch mit ethnomethodologischerund konversationsanalytischer Forschung umgegangen ist. Ich werde deswegenkurz darstellen, unter welchen Voraussetzungen ich mich im Rahmen dieser Arbeitmit Goffman befasse.Während <strong>sich</strong> Goffmans Kritik an der Konversationsanalyse vor allem auf dasvöllige Ausblenden ritueller Aspekte der Interaktion zugunsten einer aus seinerSicht reduktionistischen Beschreibung von Oberflächenphänomenen bezieht (vgl.dazu Bergmann 1991, S. 311; Silverman 1998, S. 34), lassen <strong>sich</strong> auf Seiten derKonversationsanalyse (mindestens) zwei Tendenzen im Umgang mit Goffmanausmachen: Eine eher ablehnende Einstellung, bei der vor allem methodische Unterschiedebetont und diese zum Hauptgrund <strong>für</strong> eine mangelnde Vereinbarkeitbeider Ansätze gemacht werden und eine eher gemäßigte, bejahende Einstellung,bei der die Komplementarität von Interaktionssoziologie und Konversationsanalysebetont und analytisch nutzbar gemacht wird (vgl. dazu auch Smith 2003). Die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!