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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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209durch die Verwendung des Phraseologismus gOtt sei dank und der Redewendung"die Kurve bekommen" sowie den verwendeten Lachpartikeln (Z. 0486/87) ausgedrücktwird. Im Falle von L2 besteht der Wendepunkt im reinszenierten DialogL2s mit seinem Schüler. In beiden Fällen ändert <strong>sich</strong> nach diesem Wendepunktdie Interpretation der Situation durch die Interviewten <strong>selbst</strong>: L2 berichtet ausführlich,wie <strong>sich</strong> die Unterrichtsstunde nach der betreffenden Meldung weiterentwickelthatte, und auch L3 berichtet, welche Veränderungen <strong>sich</strong> in ihrerSichtweise ergeben hatten.Die Bewertungsimplikationen in Bezug auf die Zeit nach diesem Wendepunktwerden allerdings in L3s Fall durch einen weiteren Punkt beeinflusst: Dadurch,dass L3 die ersten Berufsjahre so besonders deutlich <strong>als</strong> subjektiv schwierige Zeitbewertet hatte, bilden sie einen evaluativen Kontext, vor dem die im weiterenVerlauf produzierten Äußerungen <strong>über</strong> berufliches Handeln (das 'Nachher') interpretiertwerden können. Indem <strong>als</strong>o das 'Vorher' besonders stark mit negativerBewertung aufgeladen wurde, muss das 'Nachher' nicht ebenfalls explizit bewertetwerden – die narrative Auslassung der 'Nachher'-Phase stellt <strong>als</strong>o einen Fall vonrelevanter Abwesenheit dar, bei der darauf geschlossen werden kann, dass dieaktuelle berufliche Situation und Selbsteinschätzung L3s <strong>sich</strong>, verglichen mit denJahren <strong>als</strong> Berufsanfängerin, zum Positiven verändert haben. Durch diesen implizitenVerweis auf die Vergleichsfolie wird <strong>als</strong>o hier dem "avoidance of self-praiseconstraint" Rechnung getragen.9.3.3 Generalisierung des eigenen Typs Ein drittes <strong>Verfahren</strong> zur Formulierung von Deutungsangeboten der eigenen Personbesteht darin, <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> <strong>als</strong> Vorbild <strong>für</strong> Dritte zu formulieren. Dieses <strong>Verfahren</strong>ist, wie schon die in 8.3.1 beschriebenen vermittelten Bewertungen, eng verknüpftmit der Organisation individueller Kategoriensysteme; es benötigt <strong>als</strong>oeinen gewissen narrativen Vorlauf, um vom Gegen<strong>über</strong> in Gänze erfasst werdenzu können.Im folgenden Ausschnitt erklärt L1, was seiner An<strong>sich</strong>t nach einen 'guten Lehrer'auszeichnet. Diese Darstellung erfolgt im Anschluss an eine längere Phase, in derer die normativen Rahmenbedingungen des Referendariats kritisiert hatte (vgl.dazu auch Kap. 8.3.7). L1 zufolge verhindere nämlich das Bemühen der ReferendarInnen,gute Noten zu erlangen, eine Entfaltung derjenigen persönlichen Eigenschaften,die individuelle Originalität <strong>als</strong> eigentliche Grundlage erfolgreichen Unterrichtshandelns<strong>über</strong>haupt erst ausmachen.Bsp. (9.7)1199 L1: und ich finde die:=äh- (--)1200 bei lEhrern isses so (.) dass=ich1201 (2.5) ä 1202 sozusagen: m: (-)1203 eher; eher ne (.) privAte mEInung. (---)1204 ich finde j' ä::h (1.5)1205 jemand is=n gUter lEhrer wenn=er- (-)1206 wenn=er ne (-)1207 wenn er wIrklich stArk is <strong>als</strong> persON.1208 IN:

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