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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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956 auf einmal sagt da so ein schüler -­‐ ALTER und EGO in der Redeindizierung Sowohl bei Mead <strong>als</strong> auch bei Goffman spielen die Personen, mit denen wir tagtäglichinteragieren, eine wichtige Rolle bei der Konstruktion unseres Selbstbildesund beim Herausbilden der eigenen Identität (oder Facetten derselben). Im TheoriegebäudeMeads liefern uns 'die Anderen' generalisierte Haltungen, die uns inunserem Handeln beeinflussen bzw. uns Richtlinien <strong>für</strong> gesellschaftlich angemessenesVerhalten bieten (s. Kap. 4.1). Goffman wiederum betont die Relevanz desGegen<strong>über</strong>s <strong>als</strong> empirische Echtzeit-Rückkopplung <strong>für</strong> unser eigenes Selbstdarstellungsverhalten(s. Kap. 3.2). Diese beiden Funktionen der 'Anderen' spiegeln<strong>sich</strong> auch da wieder, wo ehemalige InteraktionspartnerInnen <strong>als</strong> erzählte ALTERzusammen mit dem EGO der erzählenden Person in der Narration vorkommen.In den Episoden aus dem jeweiligen Berufsalltag der interviewten Lehrenden tretenstandardmäßig Passagen auf, in denen wörtliche Rede anderer und der eigenenPerson wiedergegeben wird. Die Art der Redeindizierung stellt eine Variante dar,ALTER-EGO-Positionen zu etablieren.6.1 Redewiedergabe im Gespräch Die direkte Wiedergabe und Reinszenierung von kommunikativen Ereignissen istsowohl in Alltagsgesprächen <strong>als</strong> auch in den dieser Arbeit zugrunde liegendenInterviewdaten ein häufiges Phänomen. Dazu wird in einer "Fenstertechnik"(Brünner 1991, S. 2)[...] eine kommunikative Handlung in Inhalt und Form vorgeführt, demonstriert.Der aktuelle Sprecher <strong>über</strong>nimmt die Perspektive des wiedergegebenenSprechers und macht die wiedergegebene Kommunikationssituation zumdeiktischen Bezugsrahmen seines Handelns. Er handelt, <strong>als</strong> ob er der wiedergegebeneSprecher wäre. (ebd.)Die SprecherInnen sehen <strong>sich</strong> mit folgenden Aufgaben konfrontiert (vgl. ebd., S.3 sowie Couper-Kuhlen 1998): Sie müssen ihrem Gegen<strong>über</strong> deutlich machen,dass die wiedergegebene Rede einer Person aus der erzählten Welt zuzuordnen ist(die zwar identisch mit der Person des/der SprecherIn sein kann, aber auch einervergangenen, zukünftigen oder sogar fiktiven Version ihrer <strong>selbst</strong> entsprechenkann), sie müssen die Bedeutung des Gesagten wiedergeben und schließlich eineVerbindung zur Erzählsituation schaffen - die wiedergegebene Rede <strong>als</strong>o entsprechendsituieren. Um diese Aufgaben zu bearbeiten, steht den SprecherInnen aufprosodischer und syntaktisch-lexikalischer Ebene ein breites Repertoire an Formatenzur Verfügung (vgl. z.B. Klewitz & Couper-Kuhlen 1999; Günthner 1997,2002, 2005; Imo 2009). Charakteristisch ist, dass die beteiligten prosodischenElemente meistens <strong>als</strong> sog. "cluster" auftreten (Klewitz & Couper-Kuhlen 1999,S. 13) und so die betreffenden Äußerungsbestandteile <strong>als</strong> Wiedergabe indirekteroder direkter Rede kontextualisieren (Gumperz 1982, 1996). 65 Im Gegensatz zuden Anführungszeichen der geschriebenen Sprache muss die prosodische Indizie-65Das Konzept der Kontextualisierung wird in Kapitel 7.2.1 ausführlicher behandelt.

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