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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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1250762 mal so=n blÖden spruch von lInks (.) und so; (-)0763 <strong>als</strong>o so eInbringt- (-) und äh:; (-)0764 (-) sAgt? (-) äh::0765 er hÄtte jetzt mal ne ERNste frAge.0766 und ich so ja=a? (-)0767 wAs kOmmt eigentlich nach dem tOd. (1.5)In L2s Erzählung <strong>über</strong> die fast gescheiterte Unterrichtsstunde spielt ein Schülereine wesentliche Rolle, der durch seine Frage dem Verlauf der Stunde eine völligneue Richtung gab (s. Kap. 6.2). Wie genau dieser Schüler in die Erzählung eingeführtund seine Frage reinszeniert wird, soll nun betrachtet werden.L2 verortet die Frage des Schülers zeitlich in der Stunde (irgendwie erARbeitungsphAse?bzw. kUrz vor Ende dieser Phase; Z. 0752ff.) und beginnt, die Meldungdes betreffenden Schülers narrativ einzuleiten. Bereits hierbei wird die Meldungbzw. der Wortbeitrag des Schülers <strong>als</strong> etwas Besonderes gekennzeichnet,denn ganz offenbar konnte kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Tätigkeitaller SchülerInnen in besagter Erarbeitungsphase und dem Thema der Fragehergestellt werden (aUs hEIterem hImmel, Z. 0754). Die gesamte Unmittelbarkeitder Episode wird noch verstärkt, indem L2 die Formulierung mEldet <strong>sich</strong> (Z.0755) <strong>als</strong> nicht angemessen markiert (was heißt mEldet- , Z. 0756) und sie repariertzu sagt sozusagen (Z. 0757) - der Schüler hatte <strong>sich</strong> <strong>als</strong>o offenbar nicht durcheine Meldung angekündigt, etwas beitragen zu wollen, geschweige denn abgewartet,bis L2 ihm das Wort erteilt hatte. Nachdem <strong>als</strong>o so die erste Überrumpelungschon eingeleitet wurde, beschreibt L2 den Schüler etwas genauer. Dabei zeichneter ein Bild von ihm <strong>als</strong> "Klassenclown" bzw. <strong>als</strong> einem Schüler, den er bis dato<strong>als</strong> eher locker und oberflächlich wahrgenommen hatte (Z. 0759-0763). Dadurchsteckt er einen bestimmten Erwartungshorizont an die Wortmeldung des Schülersab - so eingeführt, scheint ein weiterer "blöder Spruch von links" wahrscheinlich.Stattdessen aber <strong>über</strong>rascht der Schüler durch eine recht tiefgreifende Frage, dieL2 in Form einer dialogischen Fremdindizierung wiedergibt (Z. 0765ff.). Hierwird nochm<strong>als</strong> das besondere Potenzial der zu erwartenden Wortmeldung betont,indem die Frage an <strong>sich</strong> durch "preliminaries to preliminaries" (Schegloff 1980)angekündigt wird. L2 inszeniert einen Minidialog, indem er seine Reaktion aufdiese Ankündigung miterzählt (Z. 0766) und durch diese minutiöse Wiedergabeder Ereignisse die bis dahin aufgebaute Spannung weiter steigert ("Atomisierung"der erzählten Ereignisse, vgl. Quasthoff 1980a, S. 28) - bis jetzt weiß der Interviewerja noch nicht, was genau passieren wird, doch dass etwas passieren wird,wurde deutlich vorbereitet. Die ERNste frAge (Z. 0765f.) wird schließlich unmittelbardialogisch angeschlossen (Z. 0767) und mit einer Wirkungspause 'abgerundet'.Dass die "dramatische Gestaltung" (Goffman 1959/2009, S. 31ff.) dieserkleinen Episode entsprechend goutiert wurde, wird an der Reaktion des Interviewersdeutlich, der die Frage nach dem Leben nach dem Tod mit einem saloppendas is ja dirEkt n klOpper (Z. 0769f.) kommentiert.Wie in den Beispielen (7.2) und (7.3) auch, ist die eigentliche Redewiedergabeder Schüleräußerung 'wertneutral' - Prosodie und wiedergegebene Rede stehennicht im Widerspruch zueinander, sondern verlaufen parallel; L2 verzichtet darauf,eine eigene Stimme in der Redewiedergabe unterzubringen. Trotzdem wirdder Schüler im Vorfeld der Redewiedergabe charakterisiert, allerdings durch expliziteZuschreibungen und nicht etwa durch stilisierte Redewiedergabe. Der <strong>für</strong>

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