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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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42Anknüpfungspunkt <strong>für</strong> weitere Interaktion gemacht werden. Dies kann allerdingsnur auf Basis eines gemeinsamen Zeicheninventars funktionieren - nur wenn dasIndividuum sein subjektives Empfinden, Interpretationen des eigenen Selbst undandere innere Zustände und Befindlichkeiten in entsprechender Weise darstellenkann, besteht auch die Möglichkeit, dass sie von MitinteraktantInnen erkannt,interpretiert und zur Grundlage möglichen Anschlusshandelns gemacht werdenkönnen. Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, dass individuelle Unterschiedein der Biographie sowohl ALTERS <strong>als</strong> auch EGOS Verständnis dieses gemeinsamenZeichenvorrates beeinflussen können. Intersubjektivität kann hier nur inder Aushandlung hergestellt werden 16 , indem die direkten Reaktionen des Gegen<strong>über</strong>sauf das eigene Verhalten <strong>als</strong> interaktiver Spiegel <strong>für</strong> die Verstehbarkeit deseigenen Ausdrucksverhaltens betrachtet werden. Weiterhin können territorialeEffekte entstehen, wenn mehrere Personen den gleichen Raum teilen und darausunterschiedliche Ansprüche an die Entfaltung ihres Selbst stellen. Den InteraktantInnenstehen verschiedene verbale und nonverbale Mechanismen zur Verfügung,um solche potenziell gefährlichen Situationen zu entschärfen. Diesen Mechanismenist gemein, dass sie mit verschiedenen Formen von Zeichenauswahl und -kontrolle zu tun haben - das Individuum ist in der Interaktion permanent damitbeschäftigt, unter Benutzung verschiedener (semiotischer) Informationen ein Bildseines Selbst zu produzieren.Diese Aktivitäten der Selbsther- und -darstellung sind laut Rawls (1987) die zentraleFunktion von Interaktionen und haben erheblichen Einfluss auf die Aufrechterhaltungder Interaktionsordnung - das Individuum instrumentalisiert zur lokalenHervorbringung eines Selbst die in den jeweiligen Situationen vorgefundenenStrukturen und beeinflusst dabei in maßgeblicher Weise die jeweilige Reproduktionder Interaktionsordnung.3.2.2 EGO und ALTER <strong>als</strong> Schauspieler und Publikum Eine erste Annäherung an die verschiedenen semiotischen Informationen, mitdenen das Individuum permanent jongliert, findet <strong>sich</strong> in "Wir alle spielen Theater"(Goffman 1959/2009). Dort entwickelt Goffman die Metapher von Selbstdarstellung<strong>als</strong> Theaterperformance. Das Handeln des Individuums in der Öffentlichkeit– <strong>als</strong>o in Ko-Präsenz zu anderen – wird dabei konsequent im Lichte einerTheateraufführung beschrieben: Das Individuum <strong>selbst</strong> entspricht dem/der SchauspielerIn,der/die in einem bestimmten Kostüm (= durch das äußere Erscheinungsbildim weitesten Sinn) auf einer Bühne voller Requisiten (= die verfügbaren,‚anfassbaren’ Bestandteile einer sozialen Situation) einem Publikum (= denGegen<strong>über</strong>n) eine möglichst authentisch erscheinende Version des eigenen Selbstdemonstrieren möchte. Goffman konzentriert <strong>sich</strong> hier vor allem auf die Möglichkeitender Eindruckskontrolle: Die gezielte Manipulation verschiedener Informationenist das Mittel schlechthin, um eine durch das Publikum akzeptierte Selbstdarstellungzu erreichen. Das Individuum sieht <strong>sich</strong> dabei allerdings mit einerfundamentalen Schwierigkeit konfrontiert, denn:16Vgl. dazu den Begriff der „praktischen Intersubjektivität“ bei Joas (1989) bzw. in Kap. 4.1.1.

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