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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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1760711 IN: ah; (-) jEtzt weiß=ich. (.) mh=hm?0712 L3: ja?Der Interviewer beginnt damit, L3s vorherige Aussagen zu reformulieren underwähnt dabei noch einmal die problematische Stellung des Dozierens (Z. 0634-0639). L3 ergreift daraufhin den Turn per Selbstwahl und leitet eine Fremdreparaturein, bei der sie erklärt, dass sie das Dozieren an <strong>sich</strong> nicht <strong>als</strong> problematischempfände, die Schwierigkeit stattdessen darin bestünde, ihre eigene Wirkung aufdie Studierenden einzuschätzen. Diese Schwierigkeiten habe sie dagegen nicht beiihren SchülerInnen (Z. 0641-0648). An der Universität hingegen könne sie nichtvergleichbar gut beurteilen, ob und inwieweit die Studierenden ihre Lehrangeboteannähmen (Z. 0650-0660).Hier wird erneut mit der Vergleichsfolie Schule – Universität gearbeitet; die Tätigkeitan der Universität und die damit verbundene Selbstkategorisierung erscheinteinmal mehr <strong>als</strong> ungenau definiert und mit nicht konkret formulierbarenSorgen verbunden. Diese schon oben beschriebene Vagheit zeigt <strong>sich</strong> auch aufFormulierungsebene: Aussagen <strong>über</strong> die universitäre Lehrtätigkeit sind durch Abbrüche,Reformulierungen und Heckenausdrücke gekennzeichnet. Auch die Selbstetikettierung<strong>als</strong> person aus der prAxis (Z. 0662) wird in diesem Zusammenhangerneut bearbeitet und um ein weiteres Prädikat angereichert: L3 gibt an, jetzt erstähm (-) das zweite semEster da zu sein (Z. 0663) und fügt ihrer Selbstkategorisierungso den Aspekt der erfahrungsbedingten Un<strong>sich</strong>erheit bzw. die Facette derBerufsneueinsteigerin hinzu. Dies wird im Folgeturn expliziert: L3 spricht von<strong>selbst</strong>zweifel[n] (Z. 0666), die damit zu tun haben, dass an der Universität ihrerAn<strong>sich</strong>t nach im wEsentlichen auch theorIE vermittelt werde (Z. 0669). Das allerdingsmüsse nicht zwingend ein Widerspruch zu ihrer eigenen Art des Unterrichtenssein, sondern könne durchaus bereichernd sein und konstruktive Konsequenzenhaben (Z. 0671-0678).Die Explikation dieser Un<strong>sich</strong>erheiten und Be<strong>für</strong>chtungen geschieht in zweiSchritten: In einem ersten Schritt (Z. 0666-0669) bearbeitet L3 allgemeingültige,normativ behaftete Vorstellungen von den Funktionen eines Studiums (nämlichder Vermittlung theoretischer Inhalte). Diese Vorstellungen (im Mead'schen TheoriegebäudeVorstellungen des verallgemeinerten Anderen) werden <strong>als</strong> internerDialog <strong>selbst</strong>indiziert: L3 beschreibt, wie sie in Gedanken ihre eigene Position imuniversitären Gefüge <strong>als</strong> "Person aus der Praxis" betrachtet und stellt ihren Lehransatzden unterstellten externen Anforderungen an ihre aktuelle Lehrtätigkeitgegen<strong>über</strong>.In einem zweiten Schritt (Z. 0671-0678) verlässt L3 die externe Perspektive auf<strong>sich</strong> und beendet damit auch den internen Dialog. Sie wendet <strong>sich</strong> stattdessen miteiner adversativen Struktur direkt an ihr Gegen<strong>über</strong> und stellt den vermuteten Anforderungenihre eigene Sicht auf die Universität <strong>als</strong> Wissen vermittelnde Institutiongegen<strong>über</strong>. Dabei wird durch das einleitende aber (Z. 0671) schon erkennbargemacht, dass hier ein inhaltlicher Gegensatz folgen wird. Die Verwendung derPositionen Innen und Außen verläuft in beiden Schritten <strong>als</strong>o entgegengesetzt: InSchritt 1 wird die Außenperspektive durch <strong>selbst</strong>indiziertes internes <strong>Sprechen</strong>kommuniziert, in Schritt 2 hingegen die Innenperspektive durch tatsächliches,'externes' <strong>Sprechen</strong>, das <strong>sich</strong> an den Interviewer <strong>als</strong> konkreten Rezipienten richtet.Die inhaltliche Gegen<strong>über</strong>stellung zweier entgegen gesetzter Positionen spiegelt

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