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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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149Der letzte Teil dieser berufsbiographischen Etappe (Z. 0089 – 0091) resümiert inzwei Schritten nochm<strong>als</strong> die Zugehörigkeit zu den beiden Kategorien „kein Lehrer“und „keiner vom Fach“. In Z. 0087 wird explizit davon gesprochen da [<strong>als</strong>o<strong>für</strong> das Kursthema] [...] auch nicht <strong>für</strong> qualifiziert zu sein. Die Mehrdeutigkeit derReferenz da wird schließlich aufgelöst, indem reformulierend expliziert wird, wiegenau die genannten Kategorien zu verstehen sind: <strong>als</strong>o ich bin WEder lehrernoch soziologe oder psychologe oder pädagoge (Z. 0089ff.). Die Kategorie "keinervom Fach" wird <strong>als</strong>o durch erneute negative Selbstetikettierung weiter mitBedeutung angereichert.Insgesamt lassen <strong>sich</strong> aus L1s beginnender Selbstkategorisierung verschiedenePräsuppositionen <strong>über</strong> "Lehrer sein" rekonstruieren, die stark normativ geprägtsind und Aufschluss dar<strong>über</strong> geben, welche formalen Voraussetzungen (bzw. offiziellqualifizierende kategoriengebundene Prädikate <strong>für</strong> die Kategorie "LehrerIn")hier bearbeitet werden:1. Wenn man an einer Schule arbeitet, ist man mit hoher WahrscheinlichkeitLehrerIn.2. Als LehrerIn hat man eine bestimmte universitäre Ausbildung, die nebendidaktisch-methodischen Aspekten auch fachliche Fragen umfasst.3. Als LehrerIn unterrichtet man meistens diejenigen Fächer, die man studierthat."LehrerIn" erscheint hier <strong>als</strong> "domain-of-practice-concept" (Jayyusi 1984, S. 40),<strong>als</strong>o <strong>als</strong> eine hochgradig an bestimmte formale Ausbildungsstufen gekoppelte Kategorie.Jayyusi zufolge sind "domain-of-practice-concepts" immer auch Wissenssysteme.Als solche sind sie stufenförmig und hierarchisch aufgebaut: Jede Stufeentspricht dabei einem bestimmten Qualifikations- und somit Wissensstand; jemehr Wissen erworben wird, desto höher steigt die Person in der jeweiligen Hierarchie(vgl. ebd. ff.). Die Besonderheit in der Darstellung von L1s Berufsbiographie- soviel kann bis hierhin festgehalten werden - besteht <strong>als</strong>o zumindest schoneinmal darin, dass er einen Posten bekleidet bzw. eine hierarchische Stufe erreichthat, die er eigentlich gar nicht hätte erreichen können, weil ihm dazu die nötigenVoraussetzungen fehlen.Diese Präsuppositionen werden im weiteren Verlauf des Interviews durch verschiedeneberufsbiographische Episoden argumentativ bearbeitet. Gleichzeitigwird ihnen das Kriterium des beruflichen Erfolgs hinzugefügt – L1 stellt durchjede erzählte Episode dar, dass eine Nicht-Erfüllung der genannten Präsuppositionen(und mithin eine Abweichung von denjenigen normativen Voraussetzungen,die er <strong>als</strong> gültig voraussetzt, um Vertreter der Kategorie "Lehrer" zu sein) keinenHinderungsgrund <strong>für</strong> ein erfolgreiches Arbeiten <strong>als</strong> Lehrer darstellen muss. L1 istgewissermaßen Lehrer, ohne (eigentlich) Lehrer zu sein - in der Darstellung dieserAmbiguität besteht die Leistung der „appearance-reality-distinction“.8.3.3 „gespräch <strong>über</strong> mein lehrertum“ Die zweite Präsupposition wird im bereits in Kap. 7.3 behandelten Ausschnitt„gespräch <strong>über</strong> mein lehrertum“ bearbeitet. L1 berichtet hier von einer berufsbiographischenEpisode, die zu einem Zeitpunkt stattfand, der den Übergang von

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