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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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1398 querschläger, mitlernender und praxistante -­‐ Kategorisierungsaktivitäten In Kapitel 7.3 wurde gezeigt, dass L2 im Ausschnitt „gespräch <strong>über</strong> mein lehrertum“einen recht hohen Formulierungsaufwand darin investiert, <strong>sich</strong> <strong>als</strong> besondereArt von Lehrer darzustellen. Dazu gehörte sowohl die implizite Bewertung erzählterEreignisse durch die Etablierung fremder Stimmen <strong>als</strong> auch die Bündelungverschiedener Annahmen <strong>über</strong> das Selbst durch die Verwendung von Kategorien.Um ebenjene Kategorien geht es in diesem Kapitel. Selbstkategorisierung spieltbei allen drei Interviewten eine wichtige Rolle: Alle drei arbeiten daran, <strong>sich</strong><strong>selbst</strong> <strong>als</strong> 'Besonderen Fall von X', <strong>als</strong> besondereN VertreterIn einer bestimmenKategorie herauszustellen. Diese Kategorie ist bei allen drei Interviewten einePosition innerhalb des Systems Schule – in allen drei Fällen bearbeiten die SprecherInnendie interaktive Aufgabe, argumentativ herauszustellen, warum und inwieweitsie ein 'Spezialfall' bzw. eine besondere AkteurIn innerhalb dieses Systemssind. Besonders markiert ist in diesem Zusammenhang die Kategorie 'LehrerIn':Alle drei Interviewten wurden im Entstehungskontext der Interviews in ihrerFunktion <strong>als</strong> LehrerInnen befragt. Dadurch wurde die entsprechende beruflicheIdentität schon im Vorfeld des eigentlichen Interviews <strong>als</strong> relevant projiziert, siewurde <strong>als</strong>o durch die Rahmung des Interviewkontextes zu einer "oriented to"-Ressource <strong>für</strong> die Beteiligten gemacht. Diese Feststellung mag trivial erscheinen,zeigt aber, dass Selbstdarstellungsaktivitäten in Form von Selbstkategorisierungen<strong>für</strong> jede Art von Interview <strong>als</strong> relevante Größe angenommen werden müssen, dennin jeder Art von Interview werden den Befragten durch Faktoren wie Setting, Fragestellungusw. bestimmte Kategorien angeboten, die durch ihre Bearbeitung denweiteren Verlauf des Interviews beeinflussen können.Damit einher gehen verschiedene (tatsächlich zutreffende oder lediglich unterstellte)Annahmen <strong>über</strong> das gemeinsame Alltagswissen von InterviewerIn undInterviewten: Jede soziale Kategorie ist gewissermaßen randvoll mit verschiedenenmehr oder weniger implizit vorliegenden Wissensbeständen, die stereotype(bzw. <strong>als</strong> stereotyp angenommene) Attribute von 'typischen' KategorienvertreterInnenbetreffen. Dazu gehören im Fall von ‚LehrerIn’ verschiedene Verhaltensweisengenauso wie Aspekte der Ausbildung oder des beruflichen Werdeganges.Weiterhin ist relevant, in welcher Weise die Kategorie 'LehrerIn' <strong>sich</strong> zu weiterenKategorienvertreterInnen aus dem <strong>über</strong>geordneten Bezugssystem 'Schule' verhalten- z.B. zu SchülerInnen, KollegInnen, Vorgesetzten; aber auch zu KommilitonInnenoder AusbildungsleiterInnen im Rahmen des Lehramtsstudiums. An dieserStelle können die schon in den vorigen Kapiteln hergestellten Bezüge zwischenKategorisierungs- und Positionierungsverfahren folgendermaßen zusammengefasstund auf den Punkt gebracht werden: Nur, wenn ich deutlich machen kann, inwelcher Weise ich mich von vergleichbaren KategorienvertreterInnen unterscheide,kann ich im Umkehrschluss herausstellen, wie meine einzigartige Position imgesamten Kategoriengefüge zustande kommt. Positionierung qua Kategorisierungbedient <strong>sich</strong> <strong>als</strong>o der gleichen Mechanismen, die Mead <strong>für</strong> die Verortung der sozialenIdentität von Personen annimmt (s. Kap. 4.1.4): Nur im Vergleich zu anderen

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