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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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101Auftritt des privaten Selbst in Form von internem Dialog durch ein Verbum Sentiendi68 angekündigt. Eine solche Ankündigung wird häufig durch Formen desVerbs "denken" geleistet, wie auch im folgenden Beispiel 69 :Bsp. (6.2)0267 L3: und dann ha=ich mich da auf diesem VIdeo gesehen0268 und denk (-)L3 erzählt hier von einer Schlüsselsituation, nämlich von dem Moment, <strong>als</strong> sieerstmalig Videoaufnahmen ihres eigenen Unterrichtes zu sehen bekam und (zuihrer großen Überraschung) feststellen konnte, dass ihr durch das Video vermittelteFremdbild in keinster Weise ihrem <strong>als</strong> sehr negativ empfundenen Selbstbild <strong>als</strong>Lehrerin entsprach. 70 Sie leitet die indizierten Gedanken ein durch das vorangestellteFragewort was, das durch seine Intonation und die gedehnte Aussprachefast den Charakter einer Interjektion hat. Somit ähnelt der strukturelle Aufbau derGedanken dem Beispiel L2s. Auch die Funktion der Gedankenindizierung ist dieGleiche: Dem Zuhörer wird eine zusätzliche Facette der Erzählerin präsentiert,auf die die InteraktionspartnerInnen in der erzählten Situation keinen Zugriff hatten.Goffman (1959/2009, S. 104ff.) geht in „Wir alle spielen Theater“ davon aus, dassdie Bühne <strong>als</strong> Ort der Vorstellung in eine Vorder- und eine Hinterbühne unterteiltwerden kann. Die Vorderbühne ist dabei der Bereich, auf dem die eigentlicheDarstellung stattfindet, auf der der/die SchauspielerIn <strong>als</strong>o seine sorgfältig geprobteRolle aufführt und darauf achtet, dass das Publikum einen ganz bestimmtenEindruck von ihm/ihr erlangt - nämlich den, den er/sie <strong>selbst</strong> vermitteln will.Die Hinterbühne hingegen ist der Ort, an dem „<strong>sich</strong> der Darsteller entspannen[kann]; er kann die Maske fallen lassen, vom Textbuch abweichen und aus derRolle fallen“ (ebd., S. 105). L2 schafft hier eine narrative Variante der Hinterbühne– er lässt <strong>als</strong> Gedankenstimme eine Facette seines Selbst zu Wort kommen, dieden SchülerInnen in der erzählten Situation nicht zugänglich war.Die <strong>selbst</strong>indizierten internen dialogischen Formen ähneln <strong>als</strong>o einer Art nachträglich(nämlich in der Erzählsituation) eingeschobenen Hinterbühne, auf dereinE erzählteR ProtagonistIn "aus der Rolle fallen" (ebd.) kann, ohne dass dieeigentlich beab<strong>sich</strong>tigte Wirkung der Gesamtperformance gefährdet wird (und seies nur durch Code-Switching wie im Beispiel L2s, indem ein umgangssprachlichererJargon verwendet oder aber metakommunikativ die eigene Kompetenz inFrage gestellt wird). Insofern ist in diesen Formen <strong>selbst</strong>indizierter Äußerungengleich in dreifacher Hin<strong>sich</strong>t ein ALTER vorhanden:686970Die Diskussion <strong>über</strong> die genaue Aufteilung von Verben, die die Wiedergabe innerer Redebezeichnen, wird gut zusammengefasst bei Pache (2004, S. 68ff.).Auch Synonyme von "denken" kommen vor, z.B. Formen von "merken" oder wie in Z.0762/3 von Bsp. (6.1) die phrasenhafte Variante "in dEr sekUnde wusst=ich noch (.) geht mir(.) ging mir <strong>als</strong>o durch den kOpf was mAchst du jEtzt? (-) ".Die gesamte Erzählung wird ausführlicher in Kap. 8.4 behandelt.

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