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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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107dann seinen Auftritt in Form von direkter Redewiedergabe - diese wird nicht erstdurch ein entsprechendes Verb eingeleitet, sondern durch eine Pause von ihrerUmgebung abgehoben. L2 indiziert die Interaktion mit seinem Schüler hier dialogisch,das heißt seine eigene Äußerung in Z. 0766 wird lediglich durch und ich soeingeleitet; die Äußerung des Schülers wird nicht explizit eingeleitet, sondernausschließlich prosodisch <strong>als</strong> solche kontextualisiert. Dadurch wird die Episode<strong>für</strong> den Rezipienten nachgespielt und gleichzeitig die Drastik und Ernsthaftigkeitder Frage nach einem Leben nach dem Tod generell <strong>als</strong> auch in Kontrast zumnormalerweise eher weniger ernsthaften Auftreten des betreffenden Schülers verstärkt.Dieser Effekt hätte nicht in gleichem Ausmaß erzielt werden können, wennL2 die Frage wAs kOmmt eigentlich nach dem tOd. indirekt paraphrasiert hätte,denn dann wäre die Original’stimme’ 75 des Schülers verloren gewesen und dienacherzählte Szene würde weniger authentisch und weniger dramatisch wirken.Die Wahl einer bestimmten Wiedergabeform fremder Rede hat <strong>als</strong>o durchausAuswirkung auf die dramaturgische Gestaltung einer erzählten Episode - sowohlin Hinblick auf dramatische Aspekte (wie hier gezeigt wurde), <strong>als</strong> auch in Hinblickauf die Einbringung der eigenen Meinung (wie im nächsten Kapitel gezeigtwird). EGO und ALTER werden <strong>als</strong>o instrumentalisiert, um bestimmte Aspekteeinzelner erzählter ProtagonistInnen besser hervorzuheben und gleichzeitig dendramatischen Effekt einer Erzählung zu verstärken.Häufig werden Personen aus der erzählten Geschichte chorisch inszeniert. Im folgendenTranskriptausschnitt erzählt L2 von Differenzen zwischen <strong>sich</strong> und seinenKommilitonInnen:Bsp. (6.8)0651 L2: <strong>als</strong>o wir DUzen uns ja alle an der [schule- (.)0652 IN: [ja=a0653 L2: und die dAs zum beispiel auch furchtbar fänden.0654 IN: ahA?0655 L2: ähm; (-) oder SO (weil) die eben sagen (--)0656 ne::; (-) <strong>als</strong>o (-) ä::h (-)0657 sie würden gern; (-) diese distANZ (-)0658 n stück weit BEIbehalt[en (.)0659 IN: [ja=a?0660 L2: <strong>für</strong> <strong>sich</strong> <strong>als</strong> schUtz (.)0661 oder <strong>als</strong> (.) was auch IM[mer? (---) ä::hm- (--)0662 IN: [hm=mh?Im Vorfeld dieses Ausschnittes ging es darum, dass L2 und seine KommilitonInnenunterschiedliche Vorstellungen von Distanz zwischen SchülerInnen und LehrerInnenhaben. Dies illustriert L2 am Beispiel des wechselseitigen Duzens, das ergegen<strong>über</strong> seinen SchülerInnen praktiziert. Auffällig dabei ist die Kluft, die erzwischen <strong>sich</strong> und allen Angehörigen 'seiner' Schule einerseits (wir... alle, Z.0651) und seinen KommilitonInnen andererseits (die, Z. 0653) etabliert. DieseDistanz drückt <strong>sich</strong> auch in der Form der konkreten Indizierung aus: Die Einstellungder KommilitonInnen zum Thema "Duzen" wird in Z. 0653 bereits vorweg-75Zur "Stimmhaftigkeit" wiedergegebener Rede s. Kap. 7.

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