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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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1041100 unterrichts;(-)kommunikatiON.L2 holt <strong>sich</strong> in Form von "preliminaries to preliminaries" (Schegloff 1980) dieErlaubnis ein, nicht in der durch den Interviewer vorstrukturierten und somit <strong>als</strong>präferiert angezeigten Form auf seine Frage zu antworten (nämlich mit einer Darstellungdessen, was <strong>für</strong> ihn gute Unterrichtskommunikation ist) und rechtfertigtdiese Abweichung damit, dass es <strong>für</strong> ihn so am leichtesten sei. Im Folgenden entwirfter eine fiktive Version seines professionellen Lehrer-Selbst, die in Form von<strong>selbst</strong>indizierter Rede <strong>als</strong> dominant, unkooperativ und außerdem <strong>als</strong> Verfechtervon Frontalunterricht auftritt - <strong>als</strong>o quasi <strong>als</strong> satirisch <strong>über</strong>zeichnete Version einesprototypisch schlechten Lehrers.Hier findet <strong>sich</strong> etwas, das Couper-Kuhlen (1998) <strong>als</strong> eine Form von "trouble inreported speech sequences" beschreibt, nämlich "cases in which there is no clearanswer to the the question Is this current speaker's 'voice' or someone else's?"(ebd., S. 4, Hervorh. im Orig.). In Bsp. (6.5) kann zwar der Beginn der Redewiedergabedurch das Verbum Dicendi eindeutig identifiziert werden (die eigentlicheRedewiedergabe beginnt mit so mAchen wir=s, Z. 1092), bis wohin allerdings dieRedewiedergabe geht, kann prosodisch nicht ganz eindeutig festgestellt werden.Vielmehr liegt hier ein Fall von "post-voicing" vor (Klewitz & Couper-Kuhlen1999, S. 25): Die prosodische Markierung der inszenierten Redeanteile endetnicht mit der eigentlichen inszenierten Äußerung, sondern geht <strong>über</strong> sie hinaus, sodass die gesamte Äußerung bis Z. 1095 im Sinne des nicht-zutreffenden, fiktivenIchs steht.Diese spezielle Variante von Selbstobjektivierung erinnert an das, was Mead <strong>als</strong>charakteristisch <strong>für</strong> das Entwicklungsstadium des Play bezeichnet: "[...] die einfachsteArt und Weise, wie man <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> gegen<strong>über</strong> ein anderer sein kann"(Mead 1968, S. 193; vgl. auch Kap. 4.1.4). Im Falle von dialogischen Selbstindizierungenfiktiver nicht-zutreffender EGOs können SprecherInnen wie in einemAusschlussverfahren eine z.B. charakterlich nicht ihrem Selbstbild entsprechendeVersion des Selbst entwerfen und damit gewissermaßen ihr eigener ALTER sein.Diese Art der Selbstdarstellung ist konversationell äußerst ökonomisch: Die SprecherInnenmüssen ihr Selbstbild nicht explizit in Worte fassen, sondern könnendurch die Indizierung der nicht-zutreffenden Variante ihrer Selbst ein sprachlichesIkon entwerfen, das dem Gegen<strong>über</strong> einen Blick auf die Art von Person erlaubt,von der <strong>sich</strong> die SprecherInnen gerade distanzieren. Die dazu verwendete Formder Redewiedergabe steht dabei in einem pars-pro-toto-Verhältnis zum gesamtennicht-zutreffenden Selbst, das im Falle L2s in der oben bereits erwähnten parodistischenDarstellung eines 'schlechten Lehrers' besteht.Auch wenn <strong>sich</strong> in meinen Daten keine Varianten eines per externem Dialog<strong>selbst</strong>inszenierten fiktiven zutreffenden Ichs finden lassen, so sind diese Formendurchaus denkbar, etwa wenn SprecherInnen auf zukünftige Ereignisse referierenund potenzielle eigene Reaktionen in dialogischer Form indizieren.6.3.2 Fremdindizierung: Quasi-­‐interner vs. externer Dialog Die Indizierung von ProtagonistInnen in der Erzählung und ihren Äußerungenerfolgt auf ähnlich unterschiedliche Weise wie die Indizierung eigener kommuni-

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