13.07.2015 Aufrufe

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

117zentriert <strong>sich</strong> auf Selbst- und Fremdstilisierungen im Rahmen von umweltpolitischenAuseinandersetzungen, und entwickelt das Konzept der Selbst- und Fremdstilisierung2002 weiter zum Konzept der Identitätskonturierung. In beiden Fällenweist sie darauf hin, dass Stilisierungsphänomene oft mit der Auf- und Abwertungdes Selbst bzw. anderer Personen einhergehen. Auch De Fina (2007) zeigt, wieSelbststilisierung <strong>als</strong> Mittel der Identitätsherstellung verwendet wird: Sie untersuchtdie Verwendung von Standarditalienisch im Kontrast zu verschiedenen italienischenDialekten und zeigt, wie durch Code-Switching und –Mixing „Italianness“konstruiert wird. Der Fokus liegt dabei <strong>als</strong>o auf ethnischer Identität (zurStilisierung von Ethnizität wiederum vgl. Hinnenkamp, 1989). Georgakopoulou(2007b) zeigt, dass Selbst- und Fremdstilisierung gleichzeitig mit Positionierungsaktivitäteneinhergehen. Verschiedene Stilisierungsverfahren sind so verbundenmit der Konstruktion sozialer Identitäten und der gleichzeitigen Positionierungder erzählten AkteurInnen im narrativen Raum.Eine wesentliche Funktion von Selbst- und Fremdstilisierungen liegt in der implizitenEvaluation von erzählten Personen und deren Aktionen (vgl. auch Kap. 9).Günthner (1997, 2002, 2005, 2007) zeigt, wie vor allem in der Redewiedergabe<strong>Verfahren</strong> wie Code-Switching in Kombination mit prosodischen Veränderungeneingesetzt werden, um das Verhalten anderer Personen in einer bestimmten Weisedarzustellen und gleichzeitig implizit zu bewerten. Stilisierung erscheint hier <strong>als</strong>„eine punktuelle Überhöhung bestimmter Gestaltungsverfahren zur Kontextualisierungeiner spezifischen sozialen Orientierung auf die porträtierte Figur beziehungsweisederen (kommunikative) Handlung“ (Günthner 2002, S. 61). Dabeiargumentiert sie, dass die beschriebenen <strong>Verfahren</strong> nicht nur der Darstellung sozialerTypen dienen, sondern gleichzeitig auch einen ästhetischen Wert haben. Dieszeigt <strong>sich</strong> ebenfalls sehr deutlich in der Untersuchung von Kotthoff (2007), in derSprecherInnen die Stilisierung von "otherness" nutzen, um in humorvoller Weisegenerationenspezifische Moralvorstellungen zu transportieren und <strong>sich</strong> somit dergemeinsamen Gruppenidentität zu ver<strong>sich</strong>ern.Insofern <strong>als</strong>o durch Stilisierung bestimmte Merkmale einer Situation relevant gesetztoder aber <strong>über</strong>haupt erst neu geschaffen werden, ist Stilisierung immer auchim Sinne eines Kontextualisierungshinweises (Gumperz 1982, 1992; Auer 1986bzw. 1999) zu verstehen. Cook-Gumperz & Gumperz (2007, S. 491) beschreibendie Funktion von Kontextualisierungshinweisen wie folgt:[...] contextualization cues in co-occurrence with other linguistic signs andbackground knowledge, lead us to frame the interaction in such a way as tofavor certain classes of interpretation.Damit Stilisierung <strong>als</strong> Kontextualisierungshinweis vom Gegen<strong>über</strong> erkannt, verstandenund entsprechend interpretiert werden kann, ist (tatsächlich vorhandeneroder zumindest von der SprecherIn <strong>als</strong> vorhanden unterstellter) Common Groundbei den beteiligten InteraktantInnen Voraussetzung. Die so aktivierten Wissensressourcenerlauben eine Neu-Interpretation und Re-Kontextualisierung von Äußerungen,die in einer Bedeutungsanreicherung von verbalen Inhalten mündet. Oftgeschieht dies durch unterschiedlich komplex verschachtelte Footings, die esSprecherInnen erlauben, gegensätzliche An<strong>sich</strong>ten zu einem Sachverhalt darzustellenund <strong>sich</strong> dadurch <strong>selbst</strong> in einer bestimmten Weise zu positionieren (vgl.dazu vor allem die Analysen zu „gespräch <strong>über</strong> mein lehrertum“ in Kap. 7.3). Die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!