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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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30Mit diesem deskriptiv-methodischen Apparat kann der Komplexität des untersuchtenPhänomens Rechnung getragen werden, da er <strong>sich</strong> dem Gegenstandsverständnisder SprecherInnen <strong>selbst</strong> so weit wie möglich annähert. Nur so kann rekonstruiertwerden, wie die SprecherInnen durch interaktive Identitätskonstruktionein "common understanding" (s.o.) herstellen, das – dies wird im analytischenTeil dieser Arbeit deutlich werden - vor allem die sukzessive Bedeutungsaufladungihrer eigenen Person betrifft.2.5 Die Etablierung von ALTER-­‐EGO-­‐Positionen Auch wenn von einer einheitlichen Definition des Identitätsbegriffs keine Redesein kann, so herrscht doch weitestgehend Einigkeit dar<strong>über</strong>, Identität <strong>als</strong> "Differenzierungs-und Vermittlungsbegriff in einem" (Zirfas 2010a, S. 12) zu beschreiben.Damit wird auf zwei Prozesse referiert, die <strong>als</strong> wesentlich <strong>für</strong> die Herausbildungvon Identität angesehen werden: Differenzierung meint die individuelle Abgrenzungvon verschiedenen Faktoren / Personen / Aspekten, Vermittlung meintdie Integration verschiedener Teilidentitäten im Rahmen einer <strong>über</strong>geordnetenEinheit (die je nach theoretischem Ansatz Identität oder Selbst genannt wird).Diese Teilidentitäten entstehen durch verschiedene Prozesse, in denen <strong>sich</strong> dasIndividuum im Wortsinne 'mit etwas identifiziert' (lat. 'idem' = 'dasselbe'). DasSelbst gleicht hier einem Mosaik, bei dem die unterschiedlichen Teilidentitäteneinzelnen Steinen entsprechen, die auf jeweils unterschiedliche Einflussbereicheverweisen. Das Mosaik ist allerdings niem<strong>als</strong> beendet - die konkrete Zusammensetzungder einzelnen Teile kann <strong>sich</strong> permanent verändern und neu strukturieren.Die Frage nach den jeweiligen Objekten von Differenzierung und Vermittlungwerden von den Einzeldisziplinen ganz unterschiedlich beantwortet. Sie sind jedochalle an der Grenze zwischen Individuum einerseits und dessen Außenweltandererseits (Bezugspersonen, Familie, Gesellschaft usw.) angesiedelt. So konzipiertFreud (1923) in seinem Strukturmodell der Psyche die Eltern <strong>als</strong> einen Katalysatorsowohl von differenzierenden <strong>als</strong> auch von identifizierenden Prozessen;gleiches gilt <strong>für</strong> die Gesellschaft. Während elterliche und gesellschaftliche Normenund Werte in die Entwicklung des Über-Ichs einfließen, sind diesen Normenund Werten konträre Wünsche und Begierden des Individuums in Form des Esrepräsentiert. Eine Integration beider psychischer Bestandteile findet im Ich statt.Die Grenzposition des Individuums an der Schnittstelle zwischen Innen und Außenwird in der Theorie Eriksons (z.B. 1974) noch stärker betont. Identität entstehthier <strong>als</strong> Wechselspiel zwischen externen, gesellschaftlichen Einflüssen undinternen, somatischen Prozessen des Individuums. Verschiedene Lebenskrisensind typisch <strong>für</strong> verschiedene Entwicklungsstufen des Individuums und repräsentierenjeweils charakteristische Probleme in der Balance zwischen Innen und Außen.Aus anthropologisch-psychoanalytischer Perspektive ist vor allem die'Grenz'-Erfahrung der eigenen Körperlichkeit wesentlicher Bestandteil der Identitätsbildung.Lacan (1991) beschreibt das "Spiegelstadium" (ebd., S. 64) <strong>als</strong> wesentlichenMoment, in dem das Kind <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> im Spiegel erkennt und <strong>sich</strong> dereigenen körperlichen Grenzen bewusst wird. Der Spiegel dient hier <strong>als</strong> Bestätigungder eigenen äußeren Hülle; das Spiegelbild ebnet den Weg zur späteren

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