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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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200hingegen kontrastiv L1s Meinung widerspiegeln (s. Kap. 7.3). Da die gesamteÄußerungsabfolge des Fachreferenten in eine <strong>über</strong>geordnete narrativeStruktur eingebunden ist, ist <strong>für</strong> das Gegen<strong>über</strong> auch auf strukturellerEbene deutlicher <strong>als</strong> in den beiden vorangehenden Beispielen erkennbar,an welchen Stellen das vermittelte Selbstlob verortet ist.2. Wer genau ist ALTER? - Bezogen auf Expertise und Deutungshoheit ist derFachreferent eine geschickte Wahl, um objektiv erscheinende Werturteile<strong>über</strong> L1 aussprechen zu können: Wie bereits in Kap. 7.3 dargestellt wurde,entspricht er in Bezug auf Berufsausbildung und Verankerung im Lehrerausbildungskontexteinem, verglichen mit L1, deutlich höhergestelltenALTER. Als solcher sind seine Urteile inhaltlich <strong>über</strong> jeden Zweifel erhabenund durch ein eventuell kritisches Gegen<strong>über</strong> weniger hinterfragbar.3. Wie direkt wird die eigentliche Bewertung formuliert? - L1 positioniert<strong>sich</strong> auf zwei Ebenen zur reinszenierten Beurteilung durch den Fachreferenten:Zum einen betont er seine eigene Überraschung und Ungläubigkeitange<strong>sich</strong>ts der guten Bewertung durch einen immer wieder prosodisch inErscheinung tretenden eingebetteten Author. Zum anderen resümiert er dieBewertung durch den Fachreferenten noch einmal explizit <strong>als</strong> TOLL (Z.0142) und hebt im Anschluss hervor, was genau ihm so gut an der Beurteilunggefiel. Die Bewertung durch den Fachreferenten wird <strong>als</strong>o durch eineausführliche Meta-Evaluation intensiv nachbearbeitet – dazu gehören expressiveWerturteile wie ‚toll’, aber auch Reinterpretationen wie sehrwahrnehmend (Z. 0144) und <strong>über</strong>haupt nicht RUNtermachend? (Z. 0146),und auch Reformulierungen und damit nachträgliche Relevantsetzungenwesentlicher Aspekte wie in den Zeilen 0147-0148.Vermitteltes Selbstlob scheint <strong>als</strong>o nicht, wie Speer (2012) darstellt, primär objektivierendzu wirken. Vielmehr ist davon auszugehen, dass gerade diese Formenvon positiver Selbstevaluation besonders gut geeignet sind, um <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> positivdarzustellen: Wie in den obigen Analysen gezeigt wurde, gibt es <strong>für</strong> die SprecherInnenbei dieser Form von positiver Selbstevaluation mehrere strukturelle Ansatzpunkte,an denen die Relevanz und intersubjektive ‚Durchschlagskraft’ derBewertung noch verstärkt werden kann – verschiedene ALTER können unterschiedlichexplizit eingeführt werden, Lob bzw. Komplimente können unterschiedlichdeutlich formuliert und reinszeniert werden, und die SprecherInnen<strong>selbst</strong> können <strong>sich</strong> auf unterschiedliche Weise zu den Bewertungen positionierenund sie dadurch sogar noch verstärken. Das gesamte <strong>Verfahren</strong> ermöglicht eineArt vergrößerte Oberfläche der sprachlichen Äußerung, auf der positive Selbstevaluationenquasi-objektiviert formuliert werden können. Somit bewirken sie –hierin stimme ich Speer (2012) zu – vor allem durch die Etablierung unterschiedlicherFootings eine epistemische Distanz zwischen EGO und dem inszeniertenALTER, die insofern Face-wahrende Konsequenzen <strong>für</strong> EGO hat, <strong>als</strong> durch dievermeintliche Objektivität des Lobes der „avoidance of self-praise“ Rechnunggetragen wird.Dar<strong>über</strong> hinaus allerdings – hier widerspreche ich Speer (2012) – ist gerade derUmstand, dass durch solche Äußerungen eine vermeintlich objektiv bestehendeTatsache berichtet wird, der entscheidende Punkt, der vermitteltes Selbstlob zu

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