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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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68Hieraus entsteht reflexives "Selbst-Bewusstsein" und mithin Identität:[...] <strong>selbst</strong>-bewußt, identitätsbewußt sein heißt im Grunde, dank der gesellschaftlichenBeziehung zu anderen <strong>für</strong> seine eigene Identität zum Objekt zuwerden. (Mead 1968, S. 214)Der verallgemeinerte Andere fungiert hierbei <strong>als</strong> I und ME vereinende Instanz,aus dessen Perspektive die eigene Person <strong>als</strong> in-dividuelle, <strong>als</strong>o im Wortsinne unteilbareEinheit erscheint (vgl. Mead 1980b, S. 318f.). Aboulafia (1991, S. 6) bewertetdiese Darstellung allerdings <strong>als</strong> "a bit unsatisfactory", denn immerhin gebees je nach Subgruppe, an der das Individuum partizipiert, verschiedene verallgemeinerteAndere. Seine Schlussfolgerung daraus lautet: Es gibt nicht nur ein einzigesSelbst, sondern ein ganzes System, welches insgesamt die Identität bildet. Indie gleiche Richtung argumentiert auch Schneider (2008), der den inneren Dialogzwischen ME und I eher <strong>als</strong> "Polylog" (ebd., S. 212) verstanden haben möchte.Mit dieser Erklärung lässt <strong>sich</strong> die Kritik von Düsing (1986, S. 59) entkräften, derzufolge die mangelnde Erklärung Meads <strong>über</strong> die Verschmelzung der Teilidentitätenein Manko des Gesamtkonzeptes darstellt. Diese Vorstellung eines multiplenSelbst deckt <strong>sich</strong> weiterhin mit der Konzeption des Goffman'schen Selbst <strong>als</strong> semiotischer,interaktiv hervorgebrachter Struktur.4.1.5 Identität, Zeit und Narration An dieser Stelle soll nochm<strong>als</strong> auf Goffmans Face-Konzept eingegangen und aufgezeigtwerden, wo die Vorstellung eines interaktiv hervorgebrachten und reflexivausgehandelten Selbst mit den Mead'schen Vorstellungen von Identität korrespondiertund beide Konzepte sinnvoll aufeinander bezogen werden können.Mead liefert eine Erklärung da<strong>für</strong>, wie gemeinsame Bedeutungen <strong>über</strong>haupt entstehenkönnen und beschreibt die Entwicklung von Identität <strong>als</strong> sukzessive Teilhabean einem System gemeinsam geteilter Bedeutung. Durch diese Teilhabe findetgleichzeitig immer auch eine Internalisierung dieses Systems statt. Wenn <strong>als</strong>ogemeinsame Bedeutungen in Form signifikanter Symbole verinnerlicht wurden,dann ist das Individuum in der Lage, seine eigene subjektive, individuelle Bedeutung(im Sinne eines Selbstbildes) nach außen zu kommunizieren.Verbale signifkante Symbole (<strong>als</strong>o Sprache) sind allerdings nicht die einzigeMöglichkeit, Selbstbilder intersubjektiv verständlich zu machen. Perinbanayagam(1990) zeigt die Symbolkraft von Haarschmuck und Kleidung auf, indem er vergleicht,wie beide Symbolsysteme in unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen(buddhistische Mönche vs. Anhänger des Sikhismus) 'gelesen' werden.Hier wird deutlich, dass verschiedene Formen des Selbst durch die gezielte Verwendungunterschiedlich gearteter signifikanter Symbole geschaffen werden. Im51Folgende Beschreibung des Mead'schen Rollenkonzeptes könnte genau so gut <strong>für</strong> die AusführungenGoffmans gelten: "My roles, and the capacity for seeing these roles as an integratedobject-self, are dependent on my interactions with others. I must be able to 'see' myselffrom the perspective of the other if I am to become cognizant of my own responses. Tomake the other's responses my own and to view myself from the perspective of the other, Idepend on the other to respond in a consistent fashion to my gestures." (Aboulafia 1991, S.15; Hervorhebungen J.S.)

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