13.07.2015 Aufrufe

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

195teil, sie muss diese individuellen Selbstdeutungen initiativ <strong>als</strong> Interpretationsangebot<strong>für</strong> ihr Gegen<strong>über</strong> produzieren, damit sie ein möglichst umfassendes Bildihrer Selbst kommunizieren kann. Selbstbestätigungen sind <strong>als</strong>o im Interview imGroßteil aller Fälle "first turns" (und damit "ein relativ unbeliebter Turn", Auer &Uhmann 1982, S. 7), in denen die unten beschriebenen <strong>Verfahren</strong> zur Anwendungkommen. 1089.3 Selbstevaluation ‚in action’ Positive Selbstevaluationen beziehen <strong>sich</strong> in den dieser Arbeit zugrunde liegendenInterviewdaten immer auf bestimmte Eigenschaften, Verhaltensweisen oder Einstellungender SprecherInnen, die in direktem Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit<strong>als</strong> LehrerIn stehen. Bezugsobjekte von solchen <strong>selbst</strong>bestätigenden Aussagenkönnen z.B. Wissenszuwachs der SchülerInnen, eine <strong>als</strong> besonders gut empfundeneKursatmosphäre, <strong>als</strong> gelungen dargestellte Arbeitsphasen oder eine <strong>als</strong> geglücktempfundene Intervention in einer schwierigen Unterrichtssituation sein. Inden Äußerungen der Interviewten fällt auf, dass die unten beschriebenen <strong>Verfahren</strong>vor allem in der narrativen Rekonstruktion solcher Situationen verwendetwerden, die auch <strong>für</strong> Dritte beobachtbar und somit theoretisch intersubjektiv zugänglichwären.9.3.1 Vermittelte Selbstevaluation Häufig werden solche Äußerungen Dritter narrativ inszeniert, in und mit denender/die SprecherIn positiv bewertet wird (vgl. die weiter oben schon beschriebenen„third-party compliments“). Da die Selbstbewertung hier nicht unmittelbarEGO <strong>selbst</strong> zuzuschreiben ist, werde ich diese Form „vermittelte Selbstevaluation“nennen – denn sie geschieht ja vermittelt durch eineN bestimmteN narrativeNALTER.Vermittelte Selbstevaluation kann unterschiedlich explizit geschehen. Hierbei sinddrei Dinge wesentlich:1. Die Deutlichkeit, mit der ALTER <strong>als</strong> VermittlerIn der Selbstevaluation narrativpräsentiert wird,2. die Darstellung der relativen Position ALTERS im Vergleich zu EGO und3. die Direktheit, mit der <strong>sich</strong> EGO <strong>selbst</strong> zur eigentlichen Bewertung positioniert.Relevante Größen in der Beschreibung ALTERS sind hier vor allem Expertise, institutionellbegründete Macht usw., die jeweils mit dem unterstellten Anspruchvon Deutungshoheit in Bezug auf die zur Beurteilung angebotene Eigenschaftoder Handlung EGOS einhergehen. 109 Ich werde dies anhand der folgenden Interviewsequenzendemonstrieren und dabei zeigen, dass diese Form von Selbstlob108109Ich meine hier explizit nicht solche Fälle, in denen der Interviewer dazu auffordert, von Erfolgserlebnissenim Berufsalltag zu berichten, sondern ausschließlich solche Sequenzen, indenen die Interviewten ohne entsprechende Auslöser positive Selbstevaluationen formulieren.Vgl. auch Kap. 8 und die Rolle individueller Kategoriensysteme.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!