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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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1899 der isn guter lehrer -­‐ Positive Selbstevaluation In diesem Kapitel wird gezeigt, dass die Verortung von EGO und ALTER in einemmehrdimensionalen Kategorienraum zur Her- und Darstellung eines 'trennscharfen'interaktiven Selbst eine wichtige Voraussetzung zur sprachlichen Produktionvon positiven Selbstevaluationen ist. Als solche werden alle Tätigkeiten begriffen,bei denen die SprecherInnen sowohl <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> <strong>als</strong> erzählendes Ich <strong>als</strong> auch <strong>sich</strong><strong>selbst</strong> <strong>als</strong> erzähltes Ich positiv bewerten - d.h. <strong>als</strong>o, verschiedene Aspekte ihresSelbst mehr oder weniger explizit loben. Weiterhin wird gezeigt, dass solcheSelbstbewertungen den Zweck erfüllen, einerseits das subjektive Selbstbild zuobjektivieren - <strong>als</strong>o es vor allem dem Interviewer gegen<strong>über</strong> intersubjektiv verstehbarzu machen -, <strong>als</strong> auch andererseits verschiedene Selbstfacetten gezieltauszudifferenzieren. Dabei wird deutlich werden, wie sehr die bis hierhin beschriebenen<strong>Verfahren</strong> ineinandergreifen bzw. aufeinander aufgebaut sind.Ich werde in einem ersten Schritt darstellen, wie Bewertungen interaktiv organisiertsind (Kap. 9.1). Die positive Bewertung der eigenen Person stellt hierbeieinen Sonderfall von Bewertungsaktivitäten dar, da sie unmittelbar mit der Ebenedes Face-Works verbunden ist (Kap. 9.2). Diesem Umstand ist zuzuschreiben,dass die in Kap. 9.3 beschriebenen <strong>Verfahren</strong> auf verschiedene Weise vor allemobjektivierende Effekte aufweisen - zum Teil haben sie eine doppelte Struktur,d.h. sie erscheinen an der Oberfläche wie objektive Berichte, doch ihre eigentlicheFunktion besteht darin, Bewertungen des Selbst vorzuschlagen und dem Gegen<strong>über</strong>bestimmte Interpretationen der eigenen Person nahezulegen. Zum Teil wirdaber auch die narrative Struktur der Erzählung genutzt, um Bewertungen der eigenenPerson implizit nahezulegen. Ein weiteres <strong>Verfahren</strong> besteht darin, das eigeneVerhalten bzw. die eigene Einstellung zu generalisieren und <strong>sich</strong> gleichsam <strong>als</strong>Typ zu formulieren.Alle drei <strong>Verfahren</strong> etablieren verschiedene Formen von Kontrastivität, indemDritte <strong>als</strong> 'externe' Beurteilungsinstanz herangezogen werden, eine den zeitlichenVerlauf abbildende Vorher-Nachher-Struktur entwickelt wird oder aber subjektiveSchwerpunktsetzungen in Bezug auf die eigene Person im Kontrast zu diesen AL-TER-Positionen verdeutlicht werden. Gerade an dieser Form von Äußerungen -impliziten, positiven Selbstbewertungen - wird deutlich, dass Selbstdarstellungsaktivitäteninteraktionale Gratwanderungen sind, die aufgrund ihrer Face-WorkbezogenenSpezifik oftm<strong>als</strong> <strong>über</strong> lange Strecken vorbereitet werden.9.2 Bewertungen in der Interaktion Goodwin & Goodwin (1987) beschreiben Bewertungen <strong>als</strong> eine besondere Formder interaktiven Bedeutungskonstitution, bei der vor allem die SprecherInneninterpretationvon verschiedenen Objekten zur Diskussion gestellt wird:[...] in so far as assessments make visible an agent evaluating an event in hisor her phenomenal world, they display that agent’s experience of the event,including their affective involvement in the referent being assessed. (ebd., S.9, Hervorh. i. Orig.)

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