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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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142tisch die Regel ungültig. Dieser Sachverhalt ist <strong>für</strong> Edwards' (1998) Konzept des„appearance reality device“ zentral, das in den Analysen diskutiert werden wird.Dort wird <strong>sich</strong> zeigen, dass die drei untersuchten Lehrenden vor allem daran arbeiten,<strong>sich</strong> <strong>als</strong> eben diese Abweichung von der Regel zu präsentieren - sie stellen<strong>sich</strong> <strong>als</strong> untypische Fälle dar, indem sie mit dem LehrerInnenberuf verbundeneAlltagswissensbestände aufgreifen und so demonstrieren, dass sie trotz vermeintlicheindeutiger "category bound activities" (oder, wie Watson (1978) in seinerWeiterentwicklung der Membership Categorization Analysis zutreffender formuliert,"category bound predicates") nur eingeschränkt Mitglieder der Kategorie'LehrerIn' sind.Einige Kollektionen weisen, so Sacks, spezifische Besonderheiten in Bezug aufihre KategorienvertreterInnen und den typischerweise mit ihnen verknüpftenHandlungen auf. Die Organisation der Kollektion "Familie" ist beispielsweisederart, dass ihre Mitglieder in bestimmten Verhältnissen zueinander stehen, diebestimmte Rechte und Pflichten implizieren. So gehören "mommy" und "baby"zur "Collection R" ("Relationship"), innerhalb derer die Mutter bestimmte Fürsorgepflichtengegen<strong>über</strong> ihrem Kind hat. Ein anderes Beispiel <strong>für</strong> erwartbare Handlungenbzw. Rechte und Pflichten der KategorienvertreterInnen ist in der "CollectionK" ("Knowledge") abgebildet; hier ist eine Wissensasymmetrie der entscheidendeFaktor, der die Beziehung der einzelnen Mitglieder prägt (z.B. LehrerIn vs.SchülerIn, JuristIn vs. KlientIn usw.).In jedem Fall sind Kategorien <strong>als</strong>o "inference-rich" (ebd., S. 40), d.h. sie transportieren"an enormous amount of what we call lay theories of social actions" (ebd.,S. 42):They are the store house and the filing system for the common-sense knowledgethat ordinary people - that means ALL people in their capacity as ordinarypeople - have about what people are like, how they behave, etc. Thisknowledge is stored and accessed by reference to categories of member/person.(Schegloff 2007b, S. 469; Hervorh. i. Orig.)Dass dieses Wissen auch von den SprecherInnen <strong>selbst</strong> genutzt wird, um Aussagen<strong>über</strong> <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> und andere Personen zu machen, demonstriert Sacks (ebd., S.169ff.) anhand der Kategorie der "Hotrodder". Ein "Hot Rod" ist ein Auto aus den1930er / 1940er Jahren, dessen Karosserie und Motor auf bestimmte Weise modifiziertwurden. "Hotrodder" bezeichnet <strong>als</strong>o diejenigen Personen, die Hot Rodsumbauen und fahren. Wichtig ist dabei, dass es <strong>sich</strong> um eine Selbstzuschreibunghandelt, <strong>als</strong>o um eine Kategorisierung, die aus der jeweiligen Gruppe heraus aufweitere Gruppenmitglieder angewendet wird, um <strong>sich</strong> in bestimmter Weise zucharakterisieren. Hier wird deutlich, worin der Mehrwert von Selbstreferenz perKategorie im Vergleich zur Selbstreferenz per Eigennamen besteht 89 : Eigennamenbezeichnen zwar eindeutig ihre Träger, liefern aber keine dar<strong>über</strong> hinausgehendenInformationen <strong>über</strong> die Person und etwa mit ihr verknüpften Eigenschaften. Nurdurch die Kategorienverwendung kann aber gleichzeitig auch Wissen <strong>über</strong> bestimmte"category bound acitivites" und weitere, ausschließlich mit z.B. "Hotrodders"assoziierte Zuschreibungen transportiert werden (dies betrifft neben Interes-89Zum Thema Kategorisierung vs. Referenz vgl. Schegloff 2007a.

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