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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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905.2.2 Positionierung und narrative Identität Wortham (2000) verweist auf das Positionierungskonzept, um die Ebene der Erzählperformancekonzeptuell fassbar zu machen und rekonstruieren zu können,wie durch Erzählungen Identität(en) konstruiert wird/werden. Durch diese Erweiterungtraditioneller Erzählansätze ist es möglich, Erzählungen nicht nur <strong>als</strong> Dokumenteeines historischen Selbst zu betrachten, sondern gleichzeitig auch die dieErzählung rahmende Interaktion in den Blick zu nehmen (vgl. dazu auch Bamberg1997). Mit meiner Konzeption des Interviewsettings <strong>als</strong> aufteilbar in Interviewinteraktionund Interviewerzählung schließe ich mich dieser Position Worthams an.Auch Lucius-Hoene & Deppermann (2004b) schlagen das Positionierungskonzeptvor, um die in autobiographischen Erzählungen zum Vorschein kommende narrativeIdentität empirisch fassen zu können: "'Positionierung' ist <strong>als</strong>o eine Meta-Perspektive auf erzählerische Darstellungen [...]." (ebd., S 168). Sie konzentrieren<strong>sich</strong> vor allem auf die im Positionierungskonzept der Diskurspsychologie vorgeschlageneUnterscheidung zwischen reflexiver und 'projizierter' Positionierung (s.Kap. 5.1), und differenzieren mehrere Ebenen aus, auf denen innerhalb einer ErzählsituationPositionierungsaktivitäten stattfinden können. Reflexive und 'projizierte'Positionierungen werden dabei zu Selbst- und Fremdpositionierungen.Selbstpositionierung bezieht <strong>sich</strong> auf die aktuell sprechende Person, Fremdpositionierungauf das jeweilige Gegen<strong>über</strong>. Entscheidend dabei ist, dass durch verschiedenePositionierungsaktivitäten der SprecherInnen sowohl auf Ebene derSituation <strong>als</strong> auch auf Ebene der Erzählung Identitäten konstruiert werden können,und dies nicht nur in Bezug auf <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong>, sondern ebenfalls in Bezug auf dasjeweilige Gegen<strong>über</strong>. Durch meta- und extranarrative Äußerungen können dieErzählerInnen sowohl <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> <strong>als</strong> Erzählendes Ich <strong>selbst</strong>positionieren, <strong>als</strong> auchihre ZuhörerInnen fremdpositionieren (z.B. <strong>als</strong> Gegen<strong>über</strong>, <strong>für</strong> das eine Geschichteaus meiner Kindheit interessant ist). Die zuhörende Person wiederum konstruiertdurch die Positionierungsaktivitäten ihrer Zuhöreräußerungen <strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> <strong>als</strong>ein bestimmtes Gegen<strong>über</strong> mit einer bestimmten Meinung zum Erzählten (Selbstpositionierung– z.B. <strong>als</strong> interessiertes Gegen<strong>über</strong>, auch wenn die von mir erzählteGeschichte schon bekannt ist), <strong>als</strong> auch das Erzählende Ich <strong>als</strong> ein Ich mit verschiedenenEigenschaften (Fremdpositionierung – z.B. mich <strong>als</strong> unterhaltsameErzählerin, indem entsprechende Hörersignale produziert werden).Auf Ebene der Narration ist die Auswahl der erzählten Episode durch die ErzählerInnenrelevant <strong>für</strong> die Selbst- und Fremdpositionierung von Erzählendem Ich undZuhörerInnen. Dies geschieht allein durch die Tatsache, dass eine bestimmte erzählteBegebenheit aus einer ganzen Reihe möglicher erzählbarer Begebenheitenausgewählt wird – wenn ich <strong>als</strong>o z.B. eine Geschichte auswähle, bei der mein Gegen<strong>über</strong>zum Zeitpunkt des Geschehens anwesend war oder einige der erzähltenProtagonistInnen kennt, dann verweise ich damit auf eine gemeinsame Interaktionshistorieund handele beziehungsbestätigend. Eine Begebenheit kann <strong>als</strong>o den(angenommenen) Interessen der ZuhörerInnen entgegenkommen (Fremdpositionierung)oder das Erzählende Ich <strong>als</strong> beispielsweise besonders originell präsentieren(Selbstpositionierung). Innerhalb der Narration wird eine narrative (und damitvergangene) Darstellung des Erzählenden Ichs inszeniert, zu der <strong>sich</strong> der/dieSprecherIn in Beziehung setzen kann: Er/sie kann die Handlungen, Einstellungen

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