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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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162 Identitätskonstruktion im Interview -­‐ Methodologische Überlegungen Interviewinteraktionen unterscheiden <strong>sich</strong> von Alltagsgesprächen in mehrfacherHin<strong>sich</strong>t: Sie gehorchen anderen Organisations- und Strukturierungsprinzipien, danicht alle Beteiligten in gleichem Umfang an der Initiierung von Themen und derenAusgestaltung beteiligt sind. Die InteraktantInnen verhalten <strong>sich</strong> in charakteristischerWeise, indem sie in einem Frage-Antwort-Schema miteinander kommunizierenund in unterschiedlichem Umfang Redebeiträge produzieren. Weiterhinsind Interviews immer in einem bestimmten Kontext angesiedelt, in dem es darumgeht, die Interviewten <strong>als</strong> Informationsquelle <strong>für</strong> bestimmte Sachverhalte zu befragen.Dies sind nur einige Aspekte, die Auswirkungen darauf haben, wie dieSprecherInnen im Rahmen von Interviewinteraktionen Identität(en) herstellen.In diesem Kapitel wird dargestellt, mit welchem methodischen Werkzeug die Interviewinteraktionadäquat beschrieben werden kann, um darauf aufbauend dieinteraktiven <strong>Verfahren</strong> der SprecherInnen zur Identitätskonstruktion und Selbstdarstellungrekonstruieren zu können. Dazu wird eine gesprächsanalytische Perspektiveauf die Interviewinteraktion vorgeschlagen, die <strong>als</strong> bottom-up-<strong>Verfahren</strong>die geeigneten Methoden zur Verfügung stellt, um die sprachliche Interaktion derBeteiligten rekonstruieren zu können. Ich werde weiterhin erläutern, welche Konsequenzeneine solche Konzeption von sprachlicher Interaktion <strong>als</strong> von den SprecherInnen<strong>selbst</strong> hervorgebrachte soziale Wirklichkeit auf meinen Umgang mitden dieser Arbeit zu Grunde liegenden Daten hat und wie <strong>sich</strong> eine solch gegenstandsorientierteMethodik auf die Rekonstrukion von sprachlichen <strong>Verfahren</strong> derIdentitätskonstruktion und Selbstdarstellung auswirkt.Wie in 1.3 gezeigt wurde, spielt die sprachliche Darstellung von Trennschärfe undKontrastivität eine zentrale Rolle; mit dem Begriff der ALTER-EGO-Positionenwird in diesem Kapitel weiterhin ein Konzept eingeführt, das die Spezifik dieser<strong>Verfahren</strong> beschreibbar macht. Ich werde außerdem zeigen, dass eine zusätzlichegesprächsrhetorische Perspektive auf Interaktion dabei helfen kann, Selbstdarstellung<strong>als</strong> sprachliches <strong>Verfahren</strong> zu betrachten, innerhalb dessen interaktiv hervorgebrachteIdentitäten von den SprecherInnen instrumentalisiert werden, um Bewertungender eigenen Person <strong>für</strong> das Gegen<strong>über</strong> verfügbar zu machen. Dazuwird auf den Begriff der "mittleren Transzendenz" (Schütz & Luckmann 2003, S.590ff.) eingegangen, mit dem <strong>sich</strong> Interaktion <strong>als</strong> "Grenzerfahrung" (ebd.) begreifenlässt. Die Grenze, die dabei erfahren wird, wird durch die Person der 'Anderen'repräsentiert; ihnen werden individuelle Darstellungen subjektiver Konstruktezur intersubjektiven Interpretation angeboten. Das eigene Selbst ist einsolches Konstrukt.2.1 Ethnomethodologische Konversationsanalyse und ethnographische Ge-­sprächsforschungDie Gesprächsanalyse geht auf die von Harold Garfinkel (1967) entwickelte Ethnomethodologiezurück und teilt wesentliche Grundannahmen und analytische

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