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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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74sammenhang ein historisch emergentes Selbst, dem Ereignisse seines Lebensnicht 'einfach so' passieren, sondern die in Form von "self-narratives" (Gergen &Gergen 1983, S. 256) aktiv konstruiert werden:It may be argued that one's view of self in a given moment is fundamentallynonsensical unless it can be linked in some fashion with his or her past. Suddenlyand momentarily to see oneself as 'fat', 'poetic', or 'male', for example,might seem mere whimsy unless such concepts could be attached to a temporalcontext revealing their genesis.Es gibt <strong>als</strong>o nicht die Selbst-Erzählung - vielmehr gibt es pro Erzählanlass eine"self-narrative", deren konkrete Ausgestaltung von diversen Kontextfaktoren abhängigist. Auch hier erscheint die "self-narrative" <strong>als</strong> "symbolic system" (ebd., S.256), das unterschiedliche interaktive Zwecke erfüllen kann. Lucius-Hoene &Deppermann (2004a, S. 54) kritisieren am diskurspsychologischen Zugang, dassNarrationen hier vor allem den Stellenwert eines Erkenntnisparadigmas haben, inder empirischen Fundierung jedoch vergleichsweise undifferenziert bleiben.4.2.2 Erzählungen <strong>als</strong> reinszenierende Gattungen In dieser Arbeit werden Erzählungen und die eng mit ihnen verbundene narrativeIdentität aus gesprächsanalytischer Perspektive betrachtet. Im Gegensatz zumliterarischen oder diskurspsychologischen Konzept von narrativer Identität ist diegesprächsanalytische Variante unmittelbar an die Erzählung <strong>als</strong> reinszenierendeGattung der Alltagskommunikation geknüpft. Somit ist sie zum einen an eine empirischfundierte Einheit gekoppelt; zum anderen können in der Analyse die konkretensprachlichen <strong>Verfahren</strong> der SprecherInnen rekonstruiert werden, mit denendas in allen narrativ orientierten Ansätzen relevante Problem der Zeitlichkeit desSelbst 'in (inter)action' bearbeitet wird.4.2.2.1 Reinszenierende Gattungen Der Begriff der 'kommunikativen Gattung' geht auf Thomas Luckmann zurück 55und bezeichnet mündliche Textsorten, die regelmäßig in Alltagsinteraktionen auftreten.Die SprecherInnen bearbeiten in und mit ihnen spezifische, wiederkehrendeinteraktive und soziale Probleme. Sie haben <strong>für</strong> die Beteiligten wiedererkennbareMuster und Strukturen und wirken insofern handlungsentlastend, <strong>als</strong> sie denSprecherInnen eine mehr oder weniger stark strukturierte Lösung zur Behandlungdes jeweiligen interaktiven Problems bieten.Luckmann (1992, S. 8 56 ; zit. n. Günthner & Knoblauch 1994) <strong>selbst</strong> definiert seinenGegenstand wie folgt:5556Damit bewegt <strong>sich</strong> Luckmann in der Tradition von Bachtin und Voloshinov. Für einen genauerenÜberblick <strong>über</strong> die Entwicklung des Konzepts der kommunikativen Gattung bzw.der Gattungsforschung generell vgl. Günthner & Knoblauch (1994), Günthner (1995) sowieAuer (1999).Luckmann, Thomas (1992). Einleitung zu 'Rekonstruktive Gattungen". Manuskript. Konstanz.

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