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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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222Je stärker ein <strong>Verfahren</strong> es den SprecherInnen ermöglicht, die konstruierten AL-TER-Positionen so zu funktionalisieren, dass die Interpretationen des Gegen<strong>über</strong>svom Selbst des/der Sprecherin beeinflusst werden, desto eher kann es dazu beitragen,das Selbst <strong>als</strong> Objekt zu konturieren und somit Selbstdarstellung zu ermöglichen.Selbstdarstellung und Identitätsherstellung erscheinen <strong>als</strong>o nicht <strong>als</strong> zweikomplett verschiedene, sondern <strong>als</strong> graduell unterschiedliche <strong>Verfahren</strong>, die beideunmittelbar an die sprachliche Darstellung von Kontrastivität qua ALTER-EGO-Positionierungen gekoppelt sind. Sie sind eng miteinander verknüpft sind undbauen z.T. aufeinander auf. Indem die SprecherInnen durch verschiedene Kombinationenetablierter ALTER-EGO-Positionen auf verschiedenen ÄußerungsebenenKontrastivität etablieren, sind sie in der Lage, das Selbst vom subjektiven zuminteraktiven und intersubjektiven Objekt zu machen. "Mittlere Transzendenz"(Schütz & Luckmann 2006, S. 602ff.), die Interaktionen mit einem Gegen<strong>über</strong>kennzeichnen, können so bearbeitbar gemacht werden: Die verschiedenen Kombinationsmöglichkeitender etablierten ALTER-EGO-Positionen stellen dabei nichtnur Formen von Verständnis<strong>sich</strong>erung dar, bei der durch ein vermeintliches 'Zuviel'an Informationen <strong>sich</strong>ergestellt werden soll, dass das Gegen<strong>über</strong> den Mitteilungsinhaltder sprechenden Person erfasst, sie erzeugen auch multidimensionaleKontraste und mithin Konturen des interaktiven Selbst, dem Gegen<strong>über</strong> teils Interpretationenvorgebend, teils Interpretationsspielraum lassend.10.4 Maximalkontraste <strong>als</strong> Verständnis<strong>sich</strong>erungsstrategie Die Antwort auf die Frage 'Woher weiß ich, wie ich vom Gegen<strong>über</strong> verstandenwurde?' (s. Kap. 1.5) ist im Falle der untersuchten Daten unmittelbar abhängigvon der Spezifik der Interviewinteraktion. In Alltagsgesprächen geben <strong>sich</strong> dieInteraktantInnen durch verschiedene ZuhörerInnenverfahren zu verstehen, inwieweitsie inhaltlich folgen, Rückfragen haben, geschilderte Sachverhalte anzweifelnusw. Äußerungen <strong>über</strong> das Selbst wie auch <strong>über</strong> andere Inhalte sind hier immerpotenzieller Gegenstand von Aushandlungen - Behauptungen und Selbstzuschreibungenkönnen angezweifelt oder kritisiert werden, einE SprecherIn kanndazu aufgefordert werden, <strong>sich</strong> zu erklären, Beweise <strong>über</strong> Behauptungen zu erbringenusw. In der Interviewsituation hingegen ist dies eher selten der Fall (s.auch Kap. 3.3). EinE InterviewerIn hält <strong>sich</strong> mit solchen im weitesten Sinne kritischenReaktionen zurück, denn die gemeinsame Aufgabe der Beteiligten bestehthier darin, das Interview zu führen - und eine Bearbeitung dieser Aufgabe wäregefährdet, wenn die Aussagen der SprecherInnen angezweifelt oder in andererWeise zum möglichen Gegenstand von Diskussionen gemacht werden würde (s.auch Kap. 2.2).Der/die InterviewteR kann <strong>sich</strong> <strong>als</strong>o nicht in gleichem Ausmaß wie in der Alltagsinteraktionauf Rückmeldesignale des Gegen<strong>über</strong>s beziehen, um Aufschlussdar<strong>über</strong> zu erhalten, inwieweit die Rezeption von Selbstbildern in einer Weisegeschieht, die der eigenen Selbstinterpretation entspricht. Diese Besonderheit erklärt,warum die Etablierung von ALTER-EGO-Positionen auf so vielfältige Weisegeschieht, wie in Teil B beschrieben: Das große Repertoire an produzierten Identitäten(sowohl im Sinne von Interpretationsangeboten <strong>als</strong> auch im Sinne von Interpretationsanleitungen)sind hier <strong>als</strong> Verständigungs<strong>sich</strong>erungsstrategie zu verstehen.Die Interviewten sind bemüht, einen Maximalkontrast in Bezug auf die eige-

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