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Sprechen über sich selbst als kontrastives Verfahren - Verlag für ...

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85kationen, die aus dem Handeln der Sprecher abgeleitet werden können, empirischzu fundieren.Weiterhin wird innerhalb der Positionierungstheorie davon ausgegangen, dass <strong>für</strong>die Analyse sozialer Positionierungen immer auch das Wissen <strong>über</strong> die Interaktionshistorieder SprecherInnen ("storylines") und individuelle Biographien notwendigist. Auch dies ist <strong>für</strong> die Gesprächsanalyse immer erst dann von Interesse,wenn es von den SprecherInnen <strong>selbst</strong> zu einem analysierbaren Gegenstand gemachtwird. Für die konkrete Analyse von Positionierungsprozessen schlagenHarré & van Langenhove (1999a, S. 6) folgende Klassifikationen vor: 60-­‐ individuelle vs. Gruppenpositionierung - positionieren Individuen einanderoder Kollektive?-­‐ reflexive vs. nicht-reflexive Positionierung - positioniert das Individuum<strong>sich</strong> <strong>selbst</strong> oder eine dritte Person?-­‐ symmetrische vs. asymmetrische Positionierung - ist das Verhältnis vonnicht-reflexiven Positionierungen der InteraktantInnen ausgewogen oderbenutzt eine Partei <strong>über</strong>wiegend reflexive Positionierungen, die dann entsprechendeProjektionen nach <strong>sich</strong> ziehen?5.1.1 Positionierung und Identität Positionierungsaktivitäten sind eng mit der Produktion von Identität verbunden.Diese kann auch narrativ geschehen; Harré & van Langenhove (1999a, S. 8) nennenmit "declarations" und "narrations" zwei Äußerungsformate, in denen dieProduktion von Identität interaktiv stattfindet. Der Identitätsbegriff bezieht <strong>sich</strong>hier vor allem auf sog. "persona"-Identitäten, <strong>als</strong>o auf solche Selbst-Facetten, diein öffentlichen Situationen produziert werden. Harré & van Langenhove verweisenauf Goffmans Überlegungen zur Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit, verstehenseine Aussagen aber nicht auf symbolischer Ebene, sondern vor dem Hintergrundeiner im Rahmen von "impression managment" angesiedelten Vorstellungeines dualen Selbst (vgl. dazu Tsëelon 1992 bzw. die ausführlichere Diskussiondieses Konzepts von Selbstdarstellung in Kap. 3.2.4). Das private Selbst bezeichnensie im Gegenzug <strong>als</strong> mentale Struktur, dessen Funktion einzig und alleinin der Organisation der verschiedenen, situativ verankerten „personae“ besteht(vgl. ebd., S. 7). Für die diskursive Präsentation der verschiedenen „personae“ istdas Individuum stark auf die Kooperation seiner Gegen<strong>über</strong> angewiesen, denn umzum interaktionalen Objekt werden zu können, müssen die Gegen<strong>über</strong> im Sinnevon Face-Work erkennen, welche „persona“ ihnen gerade präsentiert wird.Für die diskursive Präsentation von Identität wird vor allem auf reflexive Positionierungenim Kontext sowohl mündlicher <strong>als</strong> auch literarischer autobiographischerTexte verwiesen. Solche Selbstpositionierungen können in Form von drei<strong>Verfahren</strong> auftreten: Indem die eigene Handlungsmächtigkeit betont wird (vgl.dazu auch Kraus 2009 oder Nentwich 2009); indem die eigene Meinung zu verschiedenenSachverhalten betont wird; indem vergangene Handlungen / eigeneErfahrungen beschrieben oder evaluiert werden (vgl. Harré & van Langenhove60Für eine genauere Unterscheidung verschiedener Positionierungsaktivitäten vgl. Harré & vanLangenhove (1992).

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