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Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

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105<br />

<strong>Die</strong>se Art des Herangehens sorgte dafür, daß das durchschnittliche Bruttosozialprodukt seit<br />

1960 etwa auf dem Niveau zwischen 55 % <strong>und</strong> 60 % des Durchschnitts <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-Län<strong>der</strong><br />

verblieb, wobei bis zur Mitte <strong>der</strong> 70er Jahre <strong>die</strong> Tendenz sogar leicht nach unten zeigte, bevor<br />

wenigstens ein geringer Anstieg festzustellen war. 263<br />

Mehrere Kurzzeitregierungen versuchten Anfang <strong>der</strong> 80er Jahre eine Besserung <strong>der</strong><br />

wirtschaftlichen Verhältnisse ohne einschneidende Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik<br />

herbeizuführen. <strong>Die</strong>se Bemühungen blieben ohne Erfolg. Das Land hatte weiterhin größte<br />

Schwierigkeiten, seine Politik an <strong>die</strong> europäischen Gegebenheiten anzupassen <strong>und</strong> sich von<br />

den rein nationalen Mustern zu lösen. <strong>Die</strong> Tatsache, daß für den wirtschaftlichen Erfolg<br />

gerade bei einem offenen Markt erhebliche Anstrengungen jedes einzelnen Akteurs für den<br />

Erfolg notwendig sind, war noch immer nicht zum Allgemeingut geworden. Zeitweilig gute<br />

Ergebnisse im Agrarbereich (<strong>die</strong> irischen Bauern konnten nach dem Beitritt zu relativ guten<br />

Absatzpreisen in einen großen Markt eindringen) überdeckten, daß <strong>die</strong> gesamte Wirtschaft<br />

erhebliche Anpassungen in Richtung Wettbewerbsfähigkeit nötig hatte. <strong>Die</strong> Regierung spielte<br />

zu <strong>die</strong>ser Zeit nicht <strong>die</strong> aktive Rolle in <strong>die</strong>sem Prozeß, <strong>die</strong> eigentlich erfor<strong>der</strong>lich gewesen<br />

wäre.<br />

Dabei war ein wirklicher Wi<strong>der</strong>stand gegen eine erneuerte Wirtschaftspolitik im Sinne einer<br />

verbesserten EG-Kompatibilität von keiner wichtigen politischen Richtung zu erwarten<br />

gewesen, da <strong>die</strong>ser Teil <strong>der</strong> Politik von allen Seiten mitgetragen wurde. <strong>Die</strong> noch<br />

ausbleibende Erneuerung war eher dem Fehlverhalten wichtiger Personen im<br />

Regierungsumfeld <strong>und</strong> situationsbedingten Fehlentscheidungen anzulasten. In Irland<br />

bestanden zu keiner Zeit wirklich starke Vorbehalte gegen eine stärkere Ausrichtung nach<br />

Europa. Auch <strong>die</strong> Frage <strong>der</strong> Neutralitätspolitik des Landes spielte nie eine so überragende<br />

Rolle, daß es zu einer Entwe<strong>der</strong>-O<strong>der</strong>-Diskussion bezüglich <strong>der</strong> Europapolitik gekommen<br />

wäre. 264<br />

Das Gegenteil war <strong>der</strong> Fall: Irland verhielt sich hinsichtlich <strong>der</strong> institutionellen<br />

Voraussetzungen zur Umsetzung des Gemeinschaftsrechts vorbildlich <strong>und</strong> ging bezüglich <strong>der</strong><br />

Übernahme <strong>der</strong> gesetzlichen Regelungen <strong>der</strong> EWG einen viel pragmatischeren Weg als <strong>die</strong><br />

meisten Mitgliedstaaten. Durch eine Verfassungsän<strong>der</strong>ung im Zuge <strong>der</strong> EWG-Aufnahme<br />

wurde ermöglicht, daß <strong>die</strong> Regelungen <strong>der</strong> EWG auf rein administrativem Weg per<br />

Rechtsverordnung durch <strong>die</strong> Exekutive in <strong>die</strong> irische Praxis umgesetzt wurden. Das Parlament<br />

gab damit sein Recht auf, <strong>die</strong> “sole and exclusive power of making laws” auszuüben (Art.<br />

15.2.1 <strong>der</strong> irischen Verfassung). <strong>Die</strong>ses Herangehen erleichterte <strong>die</strong> Handhabung des immer<br />

263 Vgl. Bradley J., O´Donnell, N. et. al., a.a.O., S. 14 f.<br />

264 Vgl. Szpott, H.: Neutralität <strong>und</strong> Integration: Das Relationale <strong>der</strong> Neutralität im Beitrittsprozeß Irlands zur EG, Stu<strong>die</strong>n zur politischen<br />

Wirklichkeit Band 7, Wien 1997, S. 153 ff.

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