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Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

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34<br />

Neben direkter bilateraler Hilfe <strong>und</strong> multilateraler Unterstützung über den Nordischen Rat<br />

<strong>und</strong> den Nordischen Ministerrat besteht <strong>der</strong> Beistand für <strong>die</strong> drei östlichen Nachbarlän<strong>der</strong><br />

auch darin, daß ihre Anliegen von den Skandinaviern auf internationaler Ebene zur Sprache<br />

gebracht werden. <strong>Die</strong> <strong>EU</strong> ist in <strong>die</strong>sem Zusammenhang einer <strong>der</strong> wichtigsten Bezugsrahmen.<br />

Es geht darum, für Estland, Lettland <strong>und</strong> Litauen <strong>die</strong> gleichen Annäherungschancen an <strong>die</strong><br />

westeuropäische Staatengemeinschaft herzustellen wie für <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en MOE-Staaten <strong>und</strong><br />

ihren Beitritt zur <strong>EU</strong> zu för<strong>der</strong>n. Zur Anwaltsrolle für <strong>die</strong> baltischen Staaten kommt ein<br />

gr<strong>und</strong>sätzliches Bestreben seitens <strong>der</strong> Skandinavier, dem Ostseeraum erhöhte<br />

Aufmerksamkeit in <strong>der</strong> <strong>EU</strong> zu verschaffen. 69<br />

Da <strong>die</strong> Vertiefung <strong>der</strong> <strong>EU</strong> in Frankreich deutlichen Vorrang vor <strong>der</strong> Erweiterung hat, vertrat<br />

<strong>die</strong> französische Regierung anfangs eine sehr zurückhaltende Position gegenüber den MOE-<br />

Staaten. Nachdem in <strong>der</strong> ersten Phase bis zur deutschen Wie<strong>der</strong>vereinigung eine<br />

gesamteuropäische Lösung propagiert <strong>und</strong> danach in <strong>der</strong> zweiten Phase <strong>die</strong> Vertiefung als<br />

absolute Priorität verfolgt wurde, trat Frankreich im September 1991 in <strong>die</strong> dritte Phase seiner<br />

EG-Ostpolitik ein. Angesichts des zunehmenden wirtschaftlichen Engagements Deutschlands<br />

in Osteuropa befürchtete Frankreich, daß sich <strong>die</strong> MOE-Staaten zu sehr auf <strong>die</strong> Beziehungen<br />

mit <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik fixieren könnten <strong>und</strong> damit ein Alleingang Deutschlands denkbar<br />

würde. Um <strong>die</strong>ser Entwicklung zuvorzukommen, lockerte Frankreich seine Einstellung<br />

bezüglich <strong>der</strong> <strong>Osterweiterung</strong>. Der Primat <strong>der</strong> Vertiefung wurde zwar nicht aufgehoben, aber<br />

es wurde eine von Land zu Land variierende Beitrittsmöglichkeit ins Auge gefaßt. 70<br />

Frankreich befürchtete, <strong>die</strong> eigene Vormachtrolle im europäischen Integrationsprozeß zu<br />

verlieren. Aus französischer “geopolitischer” Sicht erscheint eine <strong>Osterweiterung</strong> als<br />

Rückkehr “Mitteleuropas”, in dem das vereinigte Deutschland, das Frankreichs führende<br />

Rolle in Europa ohnehin in Frage gestellt hat, dominierenden Einfluß ausüben könnte.<br />

Demgegenüber droht mit <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-<strong>Osterweiterung</strong> <strong>der</strong> Mittelmeerraum als traditionelle<br />

Interessensphäre Frankreichs vernachlässigt zu werden.<br />

Im September 1991 schlug Frankreich <strong>der</strong> Gemeinschaft vor, einen Plan für <strong>die</strong> Beitritte<br />

vorzubereiten, in dem ein Bericht über finanzielle Belastbarkeiten <strong>und</strong> mögliche<br />

Beitrittsfristen für jedes in Frage kommende Land erstellt werden sollte. <strong>Die</strong>ses Vorgehen war<br />

darin begründet, daß <strong>die</strong> <strong>EU</strong> auf <strong>die</strong>se Weise <strong>der</strong> deutschen Industrie <strong>und</strong> deutschen<br />

öffentlichen Gel<strong>der</strong>n in Mittel- <strong>und</strong> Osteuropa das Feld streitig machen könnte. 71 Damit ist <strong>die</strong><br />

französische Haltung von <strong>die</strong>sem Zeitpunkt an zwar weiterhin politisch motiviert, jedoch mit<br />

verän<strong>der</strong>ter Taktik. <strong>Die</strong> französische Regierung bemüht sich seit September 1991, für sich ein<br />

Maximum an Mitsprachemöglichkeit zu bewahren. Dennoch blieb im Gr<strong>und</strong>e <strong>die</strong><br />

69 Vgl. ebenda, S. 126.<br />

70 Vgl. Pöthig, Ch.: <strong>Die</strong> Reaktion <strong>der</strong> EG/<strong>EU</strong> auf den Umbruch in Mittel- <strong>und</strong> Osteuropa: <strong>Die</strong> Haltung Frankreichs <strong>und</strong> Italiens, Frankfurt<br />

am Main 1996, S. 78.<br />

71 Vgl. ebenda.

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