Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...
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majorisieren. 175 Unter dem Druck <strong>der</strong> inneren Spannungen würde <strong>die</strong> <strong>EU</strong> politisch handlungs<strong>und</strong><br />
entscheidungsunfähig. <strong>Die</strong> gemeinsame Entscheidungsfindung reduzierte sich auf das<br />
Minimum, wobei immer mehr Mitglie<strong>der</strong> Opting-out-Optionen anwenden würden. 176<br />
<strong>Die</strong> dargestellten desintegrativen Szenarien könnten eintreten, wenn MOE-Län<strong>der</strong> in <strong>die</strong> <strong>EU</strong><br />
aufgenommen würden, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Transformation noch nicht vollendet haben. Demzufolge sollte<br />
es im Interesse <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-Mitgliedstaaten sein, <strong>die</strong> Transformation <strong>der</strong> MOE-Län<strong>der</strong> massiv zu<br />
för<strong>der</strong>n, bevor <strong>die</strong> <strong>Osterweiterung</strong> stattfindet.<br />
G. Pridham unterscheidet drei Phasen <strong>der</strong> mittel- <strong>und</strong> osteuropäischen<br />
Transformationsprozesse:<br />
1) <strong>die</strong> Liberalisierung (eine Auflockerung des autoritären Regimes, <strong>die</strong> Liberalisierung <strong>der</strong><br />
Preise, wirtschaftliche Öffnung nach außen usw.);<br />
2) <strong>die</strong> Transition (Demokratisierung, Stabilisierung <strong>der</strong> Wirtschaft, Privatisierung usw.);<br />
3) <strong>die</strong> Konsoli<strong>die</strong>rung (Akzeptanz <strong>der</strong> demokratischen Regeln durch <strong>die</strong> Bevölkerung <strong>und</strong><br />
Eliten sowie Entstehung <strong>der</strong> Konkurrenzfähigkeit <strong>der</strong> Wirtschaft). 177<br />
Demnach sollte <strong>die</strong> <strong>EU</strong>-<strong>Osterweiterung</strong> nur dann durchgeführt werden, wenn <strong>die</strong> MOE-<br />
Län<strong>der</strong> alle drei Phasen abgeschlossen haben. Erst zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt können <strong>die</strong><br />
Spannungen innerhalb <strong>der</strong> <strong>EU</strong> vermin<strong>der</strong>t <strong>und</strong> <strong>der</strong> europäische Einigungsprozeß weniger<br />
problematisch fortgeführt werden. Sollte <strong>die</strong> Aufnahme in <strong>die</strong> <strong>EU</strong> auch bei Län<strong>der</strong>n mit<br />
unvollendeter Transformation erfolgen, droht <strong>die</strong> Entwicklung <strong>der</strong> <strong>EU</strong> zu einer vertieften<br />
Freihandelszone, in <strong>der</strong> supranationales Denken <strong>die</strong> zwischenstaatliche Politik nur ergänzt.<br />
Ein Zerfall <strong>der</strong> Europäischen Union nach <strong>der</strong> Erweiterung ist nicht sehr wahrscheinlich.<br />
Einige Tatsachen sprechen eher dafür, daß im ungünstigsten Fall <strong>der</strong> Erweiterungsprozeß<br />
selbst scheitern könnte. In einem Interview faßte <strong>der</strong> für <strong>die</strong> <strong>Osterweiterung</strong> zuständige<br />
Kommissar G. Verheugen <strong>die</strong> wesentlichen Gründe zusammen, <strong>die</strong> gegenwärtig eine<br />
Einigung Europas verhin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> auf unabsehbare Zeit verzögern könnten:<br />
1) <strong>Die</strong> Ratifizierung des Nizza-Vertrages, <strong>der</strong> gegenwärtig <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>lage für <strong>die</strong><br />
bevorstehenden Beitritte liefert, kann durch ein Referendum in Irland endgültig zum<br />
Scheitern gebracht werden.<br />
2) <strong>Die</strong> Akzeptanz des Erweiterungsprozesses ist bei den <strong>EU</strong>-Bürgern gering, ein “neues<br />
politisches Klima” ist zur Zeit in den meisten Mitgliedstaaten dafür unvorteilhaft.<br />
175 Vgl. Dau<strong>der</strong>städt, M., Lippert, B., a.a.O., S. 5.<br />
176 Vgl. Karolewski, I. P., a.a.O., S. 363.<br />
177 Vgl. Pridham, G. et al.: Building Democracy, London: Leicester University Press 1994, zitiert nach Karolewski, I. P., a.a.O., S. 364 f.