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Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

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Nach Auffassung des IWH-Präsidenten R. Pohl können <strong>die</strong> Anpassungskosten auf 3 bis 4 %<br />

des Bruttoinlandsprodukts geschätzt werden, wenn <strong>die</strong> Beitrittslän<strong>der</strong> ihr Regelwerk gemäß<br />

den vielen <strong>EU</strong>-Normen umstellten. 51 An<strong>der</strong>e Schätzungen gehen von 50 - 100 % des<br />

Bruttosozialprodukts <strong>der</strong> Beitrittslän<strong>der</strong> über mehrere Jahre verteilt aus. 52 Zudem sind <strong>die</strong><br />

Folgen des Verlustes an Humankapital durch <strong>die</strong> Abwan<strong>der</strong>ung qualifizierter Arbeitskräfte<br />

nicht absehbar, <strong>die</strong> bereits jetzt in mehreren Län<strong>der</strong>n in hohem Maß stattfindet. <strong>Die</strong>se<br />

Faktoren werden auf lange Zeit den ohnehin langsamen wirtschaftlichen Aufholprozeß<br />

zusätzlich belasten.<br />

Angesichts <strong>der</strong> hier aufgeführten Vor- <strong>und</strong> Nachteile eines <strong>EU</strong>-Beitritts für <strong>die</strong> MOE-Län<strong>der</strong><br />

kann man erkennen, daß ein Teil davon durch eine angemessene Gestaltung <strong>der</strong><br />

Beitrittsbedingungen, z.B. in Form von Übergangsfristen <strong>und</strong> -regelungen, beeinflußt werden<br />

kann. Ein überstürzter <strong>EU</strong>-Beitritt als Selbstzweck um jeden Preis ist daher zu vermeiden.<br />

Lei<strong>der</strong> fehlt es bisher in den meisten Transformationslän<strong>der</strong>n (abgesehen von wenigen<br />

wissenschaftlichen Versuchen) an aussagekräftigen Untersuchungen <strong>und</strong> Analysen zur<br />

Quantifizierung von Kosten <strong>und</strong> Nutzen eines <strong>EU</strong>-Beitritts für <strong>die</strong> MOE-Län<strong>der</strong>, um eine<br />

Abwägung über den optimalen Beitrittszeitpunkt <strong>und</strong> möglichst günstige Beitrittsbedingungen<br />

zu treffen. <strong>Die</strong> Regierungen <strong>der</strong> MOE-Staaten ten<strong>die</strong>ren nicht selten dazu, den politischen<br />

Aspekten Vorrang vor wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu geben.<br />

Nicht zu vernachlässigen ist ebenfalls <strong>die</strong> Abschätzung <strong>der</strong> Kosten eines Nichtbeitritts, <strong>die</strong><br />

nicht nur <strong>die</strong> entgangenen o.g. wirtschaftlichen Gewinne umfassen dürfen. Mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit ist ein Teil <strong>der</strong> im letzten Jahrzehnt getätigten ausländischen Investitionen<br />

in den Transformationslän<strong>der</strong>n auf <strong>die</strong> bevorstehende Integration zurückzuführen. Wie sich<br />

ein verzögerter Beitritt auf das Investitionsklima <strong>und</strong> <strong>die</strong> bereits getätigten Investitionen<br />

auswirken könnte, läßt sich nur schwer voraussagen. Eine Verzögerung des Beitritts könnte<br />

den Zustrom von Direktinvestitionen verringern <strong>und</strong> zu <strong>der</strong> Konsequenz führen, daß <strong>die</strong><br />

Produktivitätssteigerung in den MOE-Län<strong>der</strong>n gebremst würde. Damit käme ein wichtiger<br />

Faktor für das Wirtschaftswachstum <strong>und</strong> somit für den Aufholprozeß nicht zur erwarteten<br />

Wirkung. An<strong>der</strong>erseits könnte sich <strong>der</strong> von <strong>der</strong> <strong>EU</strong> gefor<strong>der</strong>te Preis für <strong>die</strong> schnelle<br />

Integration sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus gesellschaftspolitischer Sicht für Län<strong>der</strong><br />

mit spezifischen Problemen als zu hoch herausstellen (z.B. <strong>die</strong> ultimative For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>EU</strong><br />

zur Schließung <strong>der</strong> Atomkraftwerke in Bulgarien <strong>und</strong> Litauen sowie <strong>die</strong> geplante<br />

Benachteiligung <strong>der</strong> Agrarbevölkerung bei den Direktbeihilfen in Polen, den baltischen <strong>und</strong><br />

den südosteuropäischen Staaten).<br />

51 Vgl. o.V.: “Ökonomisch ist <strong>die</strong> <strong>EU</strong>-Erweiterung schon gelaufen”, in: FAZ, Nr. 98, 27.04.2002, S. 14.<br />

52 Vgl. Dau<strong>der</strong>städt, M.: <strong>Die</strong> wirtschaftlichen Folgen <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-Integration für <strong>die</strong> Beitrittskandidaten, a.a.O., S. 16.

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