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Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

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Welche Einflußfaktoren könnten entscheidend gewesen sein, um Investoren lieber nach Irland<br />

als nach Ostdeutschland gehen zu lassen?<br />

Für ausländische Unternehmen sind <strong>die</strong> Faktoren Lohnkosten <strong>und</strong> Fachkräfte sehr wichtige<br />

Elemente für eine Investitions- <strong>und</strong> Standortentscheidung. Während <strong>der</strong> Punkt Fachkräfte in<br />

Ostdeutschland vielfach als Vorteil angesehen wird, ist <strong>der</strong> Punkt Lohnkosten bereits 1998<br />

nur noch als befriedigend <strong>und</strong> teilweise bereits als nachteilig beurteilt worden. Irland<br />

hingegen hat bis in <strong>die</strong> jüngste Zeit den Standortvorteil eines von den Unternehmen als<br />

vorteilhaft angesehenen Lohnniveaus halten können. Obwohl sowohl in Deutschland als auch<br />

in Irland ein zentrales Lohnfindungssystem besteht, hat es sich durch das unterschiedliche<br />

Verhalten <strong>der</strong> Parteien im Fall Irland als Vorteil <strong>und</strong> im Fall Ostdeutschland als Nachteil<br />

herausgestellt. <strong>Die</strong> strenge Anbindung <strong>der</strong> Löhne an <strong>die</strong> Produktivitätsentwicklung589 <strong>und</strong> vor<br />

allem <strong>die</strong> Beibehaltung von Tariflöhnen unterhalb <strong>der</strong> Gleichgewichtslöhne beließ den<br />

Unternehmen in Irland den Spielraum für weitere Investitionen, <strong>die</strong> sich letztlich als<br />

entscheidend für <strong>die</strong> stetige Zunahme <strong>der</strong> Beschäftigung <strong>und</strong> den Abbau <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />

herausstellten. Gleichzeitig garantierten Produktivitätszuwächse eine hohe<br />

Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Exporte. Ob <strong>die</strong>se “Niedriglohnstrategie” in allen MOE-Staaten<br />

durchgehalten werden kann, ist dennoch fraglich, obwohl <strong>die</strong> Voraussetzungen in einigen<br />

insbeson<strong>der</strong>e ärmeren Län<strong>der</strong>n durchaus gegeben sind. An<strong>der</strong>erseits ist ebenso fraglich, ob <strong>die</strong><br />

gegenwärtigen “reichen” Mitgliedstaaten <strong>der</strong> <strong>EU</strong> mehrere solcher “Irlands” als Konkurrenten<br />

vor <strong>der</strong> eigenen Haustür dulden werden.<br />

Ein weiterer wesentlicher Punkt sind <strong>die</strong> zusätzlichen Investorenanreize auf dem Feld <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Steuerpolitik. Ein direkter Vergleich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Steuerbedingungen für<br />

Unternehmen läßt sich indes zwischen Ostdeutschland <strong>und</strong> Irland nur schwer vornehmen, da<br />

<strong>die</strong> Verhältnisse auf sehr unterschiedlichen Gr<strong>und</strong>lagen beruhen. Ein reiner Zahlenvergleich<br />

z.B. <strong>der</strong> Abschreibungsmöglichkeiten <strong>und</strong> För<strong>der</strong>bedingungen ließe dabei <strong>die</strong> vielfältigen<br />

Beson<strong>der</strong>heiten <strong>und</strong> Kombinationsmöglichkeiten außer acht, <strong>die</strong> letztlich erst zu einer<br />

Investitionsentscheidung im Ausland führen. Außerdem darf man nicht vergessen, daß<br />

Ostdeutschland lediglich eine deutsche Region ist <strong>und</strong> deshalb nicht <strong>die</strong> wirtschaftspolitische<br />

Flexibilität eines eigenständigen Staates besitzt.<br />

Trotzdem scheint anhand <strong>der</strong> nachfolgenden Tabelle <strong>die</strong> These gerechtfertigt zu sein, daß <strong>die</strong><br />

rein finanziellen Ansiedlungsbedingungen in Irland von beson<strong>der</strong>er Attraktivität sind. <strong>Die</strong><br />

irischen Behörden betonen dabei, daß ihre Vorschriften generell geschäftsfre<strong>und</strong>lich ausgelegt<br />

sind (“business friendly regulatory regimes”) <strong>und</strong> je<strong>der</strong> Investor überall mit einer<br />

589 <strong>Die</strong> im Rahmen eines nationalen Stabilitätspaktes ausgehandelten Tarifabschlüsse orientieren sich nicht an <strong>der</strong> Produktivität <strong>der</strong><br />

ausländischen Unternehmen, son<strong>der</strong>n beachten <strong>die</strong> Lohnstückkosten in den traditionellen irischen Unternehmen.

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