Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...
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3) Es besteht keine Einigung bezüglich <strong>der</strong> finanziellen Aspekte <strong>der</strong> Erweiterung. Eine für<br />
alle Seiten annehmbare Regelung ist noch nicht in Sicht <strong>und</strong> bleibt äußerst<br />
problematisch. 178<br />
<strong>Die</strong>sen Gründen können weitere hinzugefügt werden wie z.B. das Veto eines o<strong>der</strong> mehrerer<br />
Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>EU</strong> gegen den Beitritt einzelner o<strong>der</strong> aller mittel- <strong>und</strong> osteuropäischen Staaten aus<br />
politischen o<strong>der</strong> wirtschaftlichen Gründen (z.B. Österreich gegen den Beitritt Tschechiens,<br />
Griechenland wegen <strong>der</strong> Zypern-Problematik o<strong>der</strong> Spanien wegen <strong>der</strong><br />
Strukturfondsför<strong>der</strong>ung). Eine Ablehnung o<strong>der</strong> Verzögerung des Beitritts seitens einzelner<br />
MOE-Staaten ist ebenfalls nicht auszuschließen, würde aber keine erheblichen Schäden für<br />
<strong>die</strong> gesamte <strong>EU</strong> nach sich ziehen.<br />
Ein Zukunftskonzept, das in <strong>der</strong> letzten Zeit beson<strong>der</strong>s oft diskutiert wurde, ist <strong>die</strong><br />
Entwicklung <strong>der</strong> <strong>EU</strong> zu einer Fö<strong>der</strong>ation europäischer Staaten, <strong>die</strong> sich auf einen<br />
Verfassungsvertrag mit abgegrenzten Zuständigkeiten <strong>und</strong> Kompetenzen <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Ebenen stützt <strong>und</strong> demokratische Legitimations- <strong>und</strong> Kontrollverfahren aufweist. <strong>Die</strong> meisten<br />
Vorschläge befürworten in <strong>die</strong>sem Zusammenhang das bewährte Zwei-Kammer-System. 179<br />
Eine Kammer würde durch gewählte Abgeordnete besetzt. Bei <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong><br />
zweiten Kammer variieren <strong>die</strong> Vorschläge zwischen einem Senatsmodell mit direkt gewählten<br />
Senatoren <strong>der</strong> Mitgliedstaaten o<strong>der</strong> einer Staatenkammer. W. Böttcher <strong>und</strong> J. Krawczynski<br />
haben ein Drei-Kammer-System aus Staaten-, Völker- <strong>und</strong> Regionenhaus vorgeschlagen, das<br />
sich später zu einem Europa <strong>der</strong> Regionen (Völkerhaus <strong>und</strong> Regionenhaus) entwickelt. 180<br />
Alle Anzeichen sprechen dafür, daß nach <strong>der</strong> <strong>Osterweiterung</strong> <strong>die</strong> intergouvernementalen<br />
Tendenzen in <strong>der</strong> <strong>EU</strong> zunächst noch zunehmen werden. Neue Mitgliedstaaten werden in <strong>die</strong><br />
<strong>EU</strong> eintreten, ohne direkte Erfahrungen mit <strong>der</strong> positiven Integration zu haben, wie sie sich<br />
seit den 50er Jahren nach dem Prinzip des gemeinsamen Souveränitätsgewinns durch<br />
nationalen Souveränitätsverzicht entwickelte. M. Brusis hat <strong>die</strong> Integrationsbereitschaft <strong>der</strong><br />
vier MOE-Staaten Polen, Slowakei, Tschechien <strong>und</strong> Ungarn untersucht <strong>und</strong> kam zu dem<br />
Ergebnis, daß <strong>die</strong> “vermessenen Koordinaten <strong>der</strong> Integrationsbereitschaft -<br />
Integrationserfahrungen, nationale Identitätskonzepte, Akteur- <strong>und</strong> Themenkonstellationen -<br />
ein differenziertes Bild ergeben, das mehr Anreize <strong>und</strong> Antriebe zu einer<br />
intergouvernementalistischen Europa-Politik nach dänisch-britischem Muster enthält”. 181<br />
178 Vgl. o.V.: Doubts are growing about the European Union´s plan to sign up ten new members by the end of the year, in: The Economist,<br />
6.6.2002, in: www.economist.com.<br />
179 Vgl. Fischer, J.: Das Ziel ist <strong>die</strong> Europäische Fö<strong>der</strong>ation, in: FAZ, Nr. 112, 15.05.2000, S. 15; Holzinger, K., Knill, Ch.: Eine<br />
Verfassung für <strong>die</strong> Europäische Fö<strong>der</strong>ation, in: FAZ, Nr. 278, 29.11.2000, S. 11, Weidenfeld, W. (Hrsg.): Europa ´96:<br />
Reformprogramm für <strong>die</strong> Europäische Union, Gütersloh 1994, S. 34 u.a.<br />
180 Vgl. Böttcher, W., Krawczynski, J., a.a.O., S. 248 ff.<br />
181 Vgl. Brusis, M.: Vergemeinschaftungsfre<strong>und</strong>lich o<strong>der</strong> auf Vetopunkte bedacht? in: FAZ, Nr. 264, 13.11.2000, S. 12.