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Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

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257<br />

Trotz <strong>die</strong>ser Tatsachen sind <strong>die</strong> politischen Akteure noch nicht bereit, eine gr<strong>und</strong>legende<br />

Reform <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-<strong>Regionalpolitik</strong> durchzuführen. Nach Meinung zahlreicher Autoren liegt es<br />

vor allem daran, daß <strong>die</strong> <strong>EU</strong>-<strong>Regionalpolitik</strong> eine ganz wesentliche Funktion als<br />

Verhandlungsmasse im politischen Integrationsprozeß innehat. 594 Durch finanzielle <strong>und</strong><br />

inhaltliche Verän<strong>der</strong>ungen ihrer Ausgestaltung werden häufig Kompromisse zu an<strong>der</strong>en<br />

politischen Fragen gef<strong>und</strong>en. “<strong>Die</strong> <strong>EU</strong>-<strong>Regionalpolitik</strong> <strong>die</strong>nt als Mittel zur Konsensfindung,<br />

da sie bei Tausch- bzw. Kompensationsgeschäften eingesetzt wird. Der Abbau regionaler<br />

Disparitäten ist dagegen nur das von <strong>der</strong> <strong>EU</strong> offiziell publizierte Ziel <strong>der</strong> interjurisdiktionellen<br />

Transfers, welches eher als “Deckmantel” <strong>die</strong>nt.” 595 <strong>Die</strong>se These kann mit einer Vielzahl<br />

Beispielen untermauert werden, wenn man <strong>die</strong> historische Entwicklung <strong>der</strong> Strukturpolitik<br />

den verschiedenen Erweiterungs- <strong>und</strong> Vertiefungsr<strong>und</strong>en gegenüberstellt. Als eines <strong>der</strong><br />

letzten Beispiele <strong>die</strong>ser Art Tauschgeschäfte ist z.B. das “Erkaufen” <strong>der</strong> Zustimmung <strong>der</strong><br />

Kohäsionslän<strong>der</strong> zur bevorstehenden <strong>Osterweiterung</strong> bei den Verhandlungen zur Agenda<br />

2000 zu nennen, bei denen <strong>die</strong> bisherige Strukturfondsför<strong>der</strong>ung bis zum Jahr 2013<br />

zugesichert bzw. <strong>die</strong> Kohäsionsfondsför<strong>der</strong>ung über das Inkrafttreten <strong>der</strong> WWU hinaus<br />

verlängert wurde.<br />

Eine Basis für <strong>die</strong> Benutzung <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-<strong>Regionalpolitik</strong> als Bargaining-Instrument bietet das<br />

Entscheidungsverfahren im Europäischen Rat, insbeson<strong>der</strong>e das Einstimmigkeitserfor<strong>der</strong>nis.<br />

Da <strong>die</strong> Mitgliedstaaten <strong>und</strong> auch einzelne Regionen von <strong>der</strong> europäischen Integration<br />

unterschiedlich profitieren, sind nach dem existierenden Institutionensystem<br />

Ausgleichszahlungen erfor<strong>der</strong>lich, um ein pareto-optimales Ergebnis zu erreichen bzw. eine<br />

Einigung über <strong>die</strong> Integrationsschritte erzielen zu können. Man spricht in <strong>die</strong>sem<br />

Zusammenhang von sogenannten Entscheidungsfindungskosten. 596<br />

Von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung ist dabei <strong>die</strong> Frage, ob <strong>die</strong>se Rolle <strong>der</strong> jetzigen <strong>Regionalpolitik</strong><br />

ökonomisch sinnvoll ist o<strong>der</strong> ob sie ein “zufälliges Ergebnis von höchst ineffizienten<br />

Machtkonstellationen ist”. 597 Im Falle einer positiven Antwort auf <strong>die</strong>se Frage wäre <strong>die</strong>se Art<br />

von Kompensation in einer heterogenen <strong>EU</strong> unter Umständen nicht zu kritisieren. Im an<strong>der</strong>en<br />

Fall wäre es dringend notwendig, eine Reform <strong>der</strong> <strong>Regionalpolitik</strong> herbeizuführen. Eine<br />

solche Reform müßte sichern, daß künftig <strong>der</strong> größtmögliche gesamtwirtschaftliche Nutzen<br />

aus <strong>der</strong> Strukturfondsför<strong>der</strong>ung gezogen werden kann, um den für <strong>die</strong> weitere Integration <strong>der</strong><br />

<strong>EU</strong> “zu zahlenden Preis” so niedrig wie möglich zu halten.<br />

594 Vgl. Heinemann, F.: Der Kompensationsfonds: Eine neue Finanzverfassung für <strong>die</strong> <strong>EU</strong> <strong>der</strong> 21+, in: Wirtschafts<strong>die</strong>nst, Jg. 79, Heft 5,<br />

1999, S. 293-299, S. 294, Folkers, C.: Welches Finanzausgleichssystem braucht Europa?, in: Karl, H., Heinrichsmeyer, W. (Hrsg.):<br />

Regionalentwicklung im Prozeß <strong>der</strong> europäischen Integration, Bonn 1995, S. 87-107, S. 89, Klaphake, A., a.a.O., S. 177 f. <strong>und</strong> Rolle, C.,<br />

a.a.O., S. 132 ff., Weimann, J.: Europäische <strong>Regionalpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Osterweiterung</strong>, in: ifo Schnell<strong>die</strong>nst 1-2/2000, S. 8-14, S. 11.<br />

595 Rolle, C., a.a.O., S. 132.<br />

596 Ausführlich dazu vgl. Sauerland, D.: Fö<strong>der</strong>alismus zwischen Freiheit <strong>und</strong> Effizienz: <strong>der</strong> Beitrag <strong>der</strong> ökonomischen Theorie zur<br />

Gestaltung dezentralisierter politischer Systeme, Berlin 1997, S. 152 ff.<br />

597 Rolle, C., a.a.O., S. 133.

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