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Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

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audiovisuelle Güter sowie <strong>die</strong> Bereiche Ges<strong>und</strong>heit, Bildung <strong>und</strong> soziale <strong>Die</strong>nste berührt<br />

sind. 116<br />

4) Strukturfonds: Bis zum Jahr 2007 bleibt es auch beim Zwang zur Einstimmigkeit in <strong>der</strong><br />

Strukturpolitik. Für <strong>die</strong> Strukturfondsför<strong>der</strong>ung setzte Spanien durch, daß auch über <strong>die</strong><br />

Bestimmungen für den 2007 beginnenden <strong>und</strong> bis 2013 laufenden För<strong>der</strong>zeitraum noch<br />

einstimmig entschieden werden muß. 117<br />

Sowohl <strong>die</strong> Europäische Kommission als auch mehrere wissenschaftliche Untersuchungen<br />

stellen <strong>die</strong> Handlungsfähigkeit <strong>und</strong> <strong>die</strong> Effektivität <strong>der</strong> Union in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>, wenn über<br />

<strong>die</strong> Verallgemeinerung <strong>der</strong> Mehrheitsentscheidungen gesprochen wird. Trotzdem darf man<br />

<strong>die</strong> Nachteile nicht außer acht lassen. In einem Gesamtgefüge wie <strong>der</strong> <strong>EU</strong>, in dem<br />

verschiedene nationale Staaten nebeneinan<strong>der</strong> bestehen <strong>und</strong> in dem - wie man in Nizza<br />

unmißverständlich sehen konnte - zur Zeit nationale Interessen vor den gemeinschaftlichen<br />

stehen, ist <strong>die</strong> Einstimmigkeitsregel <strong>die</strong> liberalste Lösung. Sie ist jedoch mit hohen Kosten<br />

verb<strong>und</strong>en, <strong>die</strong> durch quälende Verzögerungen <strong>und</strong> durch <strong>die</strong> aufwendige Suche nach<br />

Kompromißpaketen entstehen. <strong>Die</strong>ser Tatsache steht aber eine weniger problematische<br />

Ratifizierung <strong>und</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Kompromißlösungen in den Mitgliedstaaten gegenüber. <strong>Die</strong><br />

strenge Anwendung <strong>der</strong> Mehrheitsregel kann jedoch noch an<strong>der</strong>e Kosten verursachen: <strong>die</strong><br />

Frustration, in einer kaum mehr überschaubaren Union immer wie<strong>der</strong> in <strong>die</strong> Min<strong>der</strong>heit zu<br />

geraten. <strong>Die</strong> überstimmten Mitgliedstaaten könnten sich weigern, <strong>die</strong> gegen sie getroffenen<br />

Entscheidungen umzusetzen. Solche Folgen können sich als explosiv erweisen, <strong>die</strong> <strong>EU</strong><br />

sprengen o<strong>der</strong> sogar den europäischen Einigungsprozeß zurückwerfen.<br />

Bei einer sich vergrößernden Union werden <strong>die</strong> für <strong>die</strong> einzelnen Nationalstaaten “sensiblen”<br />

Bereiche immer zahlreicher, so daß es in Zukunft noch komplizierter wird,<br />

Mehrheitsentscheidungen auf <strong>die</strong> noch verbliebenen Politikfel<strong>der</strong> auszudehnen. Scheinbar ist<br />

<strong>die</strong> Grenze des Machbaren für <strong>die</strong> nächste Zeit erreicht. <strong>Die</strong> Kompetenzen <strong>der</strong> <strong>EU</strong> sind bereits<br />

so ausgeweitet, daß je<strong>der</strong> weitere Schritt Kernbereiche <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> Nationalstaaten betrifft.<br />

Je<strong>der</strong> weitere Verzicht auf Souveränität erfor<strong>der</strong>t <strong>die</strong> sorgfältige Abwägung<br />

gemeinschaftlicher <strong>und</strong> nationaler Aufgaben. Was noch zu vergemeinschaften ist, läßt sich<br />

<strong>der</strong> europäischen Öffentlichkeit nur noch schwer als persönlicher Mehrwert an Wohlstand <strong>und</strong><br />

Sicherheit verkaufen. Eine Abhilfe könnte hier eine strikte Einhaltung des<br />

Subsidiaritätsprinzips bzw. eine klare Kompetenzabgrenzung zwischen den <strong>EU</strong>-Strukturen<br />

schaffen.<br />

116 Vgl. o.V.: Wirtschaft: In Nizza Erfolge <strong>und</strong> Mißerfolge, in: FAZ, Nr. 289, 12.12.2000, S. 17.<br />

117 Vgl. Bün<strong>der</strong>, H.: Ein politischer Kompromiß mit vielen Ungereimtheiten, a.a.O., S. 3.

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