Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...
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1.4 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />
110<br />
In den folgenden Abschnitten sind <strong>die</strong> wichtigsten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
zusammenfassend aufgeführt, <strong>die</strong> in den letzten Jahren zu einer erhöhten Attraktivität des<br />
irischen Wirtschaftsraumes beigetragen haben, den Standort auch für ausländische Investoren<br />
interessant machten <strong>und</strong> damit als wichtige Wachstumsfaktoren angesehen werden können.<br />
Arbeitskosten<br />
Irland galt bis zu Beginn <strong>der</strong> siebziger Jahre als ausgesprochenes Niedriglohnland. <strong>Die</strong><br />
verfehlte Wirtschaftspolitik nach dem Beitritt zur <strong>EU</strong> im Jahre 1973 führte aber über mehrere<br />
Jahre zu hohen Inflationsraten <strong>und</strong> einer entsprechenden Anpassung <strong>der</strong> Nominallöhne. Zu<br />
Beginn <strong>der</strong> achtziger Jahre war <strong>der</strong> Lohnabstand zu den meisten Staaten Westeuropas daher<br />
nicht mehr in gleichem Maße vorhanden, was <strong>die</strong> Attraktivität als Investitionsstandort unter<br />
<strong>die</strong>sem Gesichtspunkt verringerte.<br />
In Irland gab es einen mehrfachen Wechsel zwischen einem stärker zentral geprägten<br />
Lohnfindungssystem unter Einschluß <strong>der</strong> Regierung <strong>und</strong> einem dezentralen System, bei dem<br />
<strong>die</strong> Unternehmen im wesentlichen direkt mit den Arbeitnehmern <strong>die</strong> Entlohnung vereinbarten.<br />
Im Jahr 1987 gelang es <strong>der</strong> Regierung, Arbeitgeber, Gewerkschaften <strong>und</strong> Bauernverbände an<br />
einen Tisch zu bekommen <strong>und</strong> in einem “Programme for National Recovery” neben<br />
gemeinsamen wirtschaftspolitischen Zielen <strong>und</strong> konkreten Reformvorhaben auch mo<strong>der</strong>ate<br />
Lohnsteigerungen zentral festzulegen <strong>und</strong> damit für mehrere Jahre in den Unternehmen<br />
Planungssicherheit über <strong>die</strong> Arbeitskosten zu erzielen. <strong>Die</strong>se Tendenz konnte auch in<br />
Nachfolgevereinbarungen <strong>der</strong> Jahre 1991 <strong>und</strong> 1994 bis hin zum Programm “Partnership<br />
2000” fortgesetzt werden. <strong>Die</strong>se Nachfolgevereinbarungen basierten teilweise auch darauf,<br />
daß auf Vorschlag <strong>der</strong> Regierung mo<strong>der</strong>ate Lohnsteigerungsraten im “Tausch” gegen<br />
Senkungen bei <strong>der</strong> Einkommenssteuer vereinbart wurden. Gegen Ende <strong>der</strong> neunziger Jahre ist<br />
aber angesichts <strong>der</strong> stark verän<strong>der</strong>ten Situation am Arbeitsmarkt ein gewisser Kampf <strong>der</strong><br />
Arbeitgeber um <strong>die</strong> verbliebenen Arbeitskräfte zu beobachten, <strong>der</strong> sich auf <strong>die</strong><br />
Lohnsteigerungsraten ausgewirkt hat. 275 <strong>Die</strong> getroffenen Lohnvereinbarungen unterstreichen<br />
aber im wesentlichen <strong>die</strong> nach wie vor vorhandene Wirksamkeit <strong>der</strong> gemeinsamen,<br />
branchenübergreifenden Übereinkünfte zu den Lohnleitlinien. Nur in 11,6 % <strong>der</strong> Fälle wurden<br />
höhere Gr<strong>und</strong>löhne vereinbart, <strong>die</strong> in vielen Fällen in weiteren Produktivitätssteigerungen ihre<br />
Ursache hatten. 276 <strong>Die</strong>s betraf zumeist <strong>die</strong> Firmen in hochtechnologischen Bereichen in einem<br />
immer enger werdenden Arbeitsmarkt. So wurde festgestellt, daß sich seit 1997 <strong>die</strong> Anzahl<br />
offener Stellen in einem starken Aufwärtstrend befindet <strong>und</strong> im Jahr 1998 beson<strong>der</strong>s im<br />
275 Vgl. OECD: OECD-Wirtschaftsausblick, Nr. 65, Paris 1999, S. 95 f.<br />
276 Vgl. Government of Ireland: Annual Review for Ireland 1999, in: www.eiro.eurofo<strong>und</strong>.ie, Zugriff Oktober 2000.