Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...
Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...
Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
28<br />
eine Ratifizierung durch einen o<strong>der</strong> mehrere Beitrittskandidaten scheitern kann - mit<br />
erheblichen wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen Folgen für das betreffende Land. Aber auch ein<br />
<strong>EU</strong>-Beitritt, bei dem große Gruppen <strong>der</strong> Bevölkerung als Verlierer dastehen bzw.<br />
Bedingungen akzeptieren müssen, <strong>die</strong> zu wirtschaftlicher, sozialer <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> politischer<br />
Destabilisierung in den neuen Mitgliedstaaten führen, liegt nicht im Interesse <strong>der</strong> erweiterten<br />
<strong>EU</strong>. <strong>Die</strong> im Zuge des Beitrittsprozesses vernachlässigten bzw. ungelösten Probleme (das gilt<br />
auch für <strong>die</strong> <strong>EU</strong> selbst) werden nach dem Beitritt mit in <strong>die</strong> <strong>EU</strong> übernommen. Man kann<br />
erwarten, daß sich <strong>die</strong> Spannungen noch verschärfen, wenn <strong>der</strong> osteuropäischen Bevölkerung<br />
alle Konsequenzen (z.B. <strong>die</strong> Einschränkung <strong>der</strong> Souveränität) <strong>der</strong> europäischen Integration<br />
deutlich werden. Es wäre daher empfehlenswert, <strong>die</strong> zukünftigen <strong>EU</strong>-Mitglie<strong>der</strong> bereits jetzt<br />
in vollem Umfang in <strong>die</strong> laufende Diskussion über <strong>die</strong> notwendigen Reformen <strong>und</strong> über <strong>die</strong><br />
Zukunft Europas einzubeziehen, denn <strong>die</strong>s würde ihren Politikern ermöglichen, <strong>die</strong><br />
Bevölkerung besser auf <strong>die</strong> bevorstehende Integration vorzubereiten.<br />
5. Beitrittsszenarien <strong>und</strong> -perspektiven<br />
Da <strong>die</strong> <strong>EU</strong> beschlossen hat, mit allen MOE-Staaten Beitrittsverhandlungen aufzunehmen,<br />
hängt <strong>die</strong> Auswahl <strong>der</strong> geeigneten Strategie für <strong>die</strong> Erweiterung einerseits vom Zeitpunkt <strong>der</strong><br />
Aufnahme <strong>der</strong> Neumitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits von <strong>der</strong> Form ihres Beitritts, d.h. dem Ausmaß<br />
<strong>der</strong> Übergangs- <strong>und</strong> Ausnahmeregelungen, ab.<br />
Aus Sicht <strong>der</strong> Transformationslän<strong>der</strong> lassen sich <strong>die</strong> verschiedenen Beitrittserwägungen in<br />
zwei Szenarien zusammenfassen:<br />
1) rascher Beitritt <strong>und</strong> lange Übergangszeiten56 ,<br />
2) lange Vorbereitungszeit bzw. schrittweise Annäherung (<strong>Die</strong> Vorschläge reichen vom<br />
Beitritt in <strong>der</strong> Reihenfolge CEFTA-EFTA-EWR-<strong>EU</strong> bis zur Teilintegration) <strong>und</strong><br />
darauffolgen<strong>der</strong> Beitritt zur <strong>EU</strong>. 57<br />
Mit den Entscheidungen von Luxemburg erscheinen <strong>die</strong> meisten <strong>der</strong> unter Punkt 2)<br />
zusammengefaßten Vorschläge überholt. <strong>Die</strong> <strong>EU</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Beitrittskandidaten steuern auf eine<br />
Vollmitgliedschaft mit Übernahme des gesamten “aquis communautaire” zu.<br />
56 Vgl. Dau<strong>der</strong>städt, M.: Das differenzierte Europa differenziert erweitern, in Politik <strong>und</strong> Gesellschaft Online, International politics and<br />
Society 3/1998, S. 10 ff.<br />
57 Vgl. Franke, S.: CEFTA <strong>und</strong> Europäische Union: Beitritt o<strong>der</strong> Erweiterung des Europäischen Wirtschaftsraumes?, in: Zohlnhöfer, W.<br />
(Hrsg.): Perspektiven <strong>der</strong> <strong>Osterweiterung</strong> <strong>und</strong> Reformbedarf <strong>der</strong> Europäischen Union, Berlin 1998, S. 45 ff., Dau<strong>der</strong>städt, M.: Das<br />
differenzierte Europa differenziert erweitern, a.a.O. <strong>und</strong> Schra<strong>der</strong> K., Laaser C.-F. : <strong>Die</strong> baltischen Staaten auf dem Weg nach Europa:<br />
Lehren aus <strong>der</strong> Sü<strong>der</strong>weiterung <strong>der</strong> EG, Tübingen 1994, S. 230 <strong>und</strong> Janning, J.: Tendenzen politischer Integration in Europa. Szenarien,<br />
Gestaltungsoptionen <strong>und</strong> Konfliktpotentiale <strong>der</strong> europäischen Politik, in: Nötzold, J. (Hrsg.): Wohin steuert Europa? Erwartungen zu<br />
Beginn <strong>der</strong> 90er Jahre, Baden-Baden 1995, S. 135.