Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...
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Den großen Hoffnungen <strong>der</strong> beitrittswilligen Regierungen stehen aber auch enorme Risiken<br />
für <strong>die</strong> betreffenden Län<strong>der</strong> gegenüber. <strong>Die</strong> in Kauf zu nehmenden Nachteile insbeson<strong>der</strong>e auf<br />
wirtschaftlichem Gebiet betreffen verschärfte Konkurrenz, einen partiellen Verlust des<br />
Lohnkostenvorteils, eine mögliche Peripherisierung <strong>der</strong> MOE-Staaten, einen hohen<br />
Anpassungsdruck <strong>und</strong> einen erheblichen Investitionsbedarf. Aus gesellschaftlicher <strong>und</strong><br />
politischer Sicht befürchtet man Souveränitätsverluste, geringere wirtschaftspolitische<br />
Spielräume, <strong>die</strong> Gefahr politischer Polarisierung in <strong>der</strong> Bevölkerung, neue Armut,<br />
Arbeitslosigkeit usw. 37<br />
4.1 Wirtschaftliche Kosten-/Nutzenanalyse<br />
<strong>Die</strong> zu erwartenden Integrationseffekte hängen immer vom Grad <strong>der</strong> Integration ab. <strong>Die</strong><br />
MOE-Län<strong>der</strong> treten <strong>der</strong> <strong>EU</strong> zu einem Zeitpunkt bei, in dem sie auf einigen Fel<strong>der</strong>n wie <strong>der</strong><br />
Zollunion, dem Binnenmarkt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wirtschafts- <strong>und</strong> Währungsunion bereits <strong>die</strong> höchste<br />
Stufe <strong>der</strong> wirtschaftlichen Integration erreicht hat. Nach den Vorgaben <strong>der</strong> Europäischen<br />
Kommission wird <strong>die</strong> <strong>Osterweiterung</strong> in zwei Schritten erfolgen: <strong>Die</strong> neuen Mitgliedstaaten<br />
werden zuerst auf <strong>der</strong> Stufe des Binnenmarkts in <strong>die</strong> <strong>EU</strong> eintreten. Erst in einem zweiten<br />
Schritt, wenn sie <strong>die</strong> Maastrichter Konvergenzkriterien erfüllt haben, können sie an <strong>der</strong> WWU<br />
teilnehmen. Deshalb beziehen sich <strong>die</strong> meisten wirtschaftlichen Berechnungen <strong>und</strong><br />
Simulationen auf <strong>die</strong> Auswirkungen einer Teilnahme am Binnenmarkt.<br />
Durch <strong>die</strong>se Vorgehensweise werden sich <strong>die</strong> aus <strong>der</strong> Literatur bekannten theoretischen<br />
Integrationseffekte38 <strong>und</strong> einige weitere Effekte ergeben, <strong>die</strong> speziell für den Fall <strong>der</strong><br />
<strong>Osterweiterung</strong> zutreffen:<br />
• Handelseffekte: Kostensenkung durch Wegfall <strong>der</strong> restlichen Zölle <strong>und</strong> Handelskosten,<br />
• Binnenmarkteffekte: Effizienzsteigerung, Intensivierung des Preiswettbewerbs,<br />
• Faktorwan<strong>der</strong>ung: Direktinvestitionen von West nach Ost, Arbeitsmigration von Ost nach<br />
West,<br />
• Transfers für <strong>die</strong> MOE-Län<strong>der</strong> bzw. Kosten <strong>der</strong> Erweiterung. 39<br />
37 Vgl. Dau<strong>der</strong>städt, M.: Europaskepsis im Osten: Schwierigkeiten <strong>und</strong> Bedenken beim <strong>EU</strong>-Beitritt, in: www.fes.de/organisation/europe/<br />
info/1998.<br />
38 Gr<strong>und</strong>sätzlich lassen sich <strong>die</strong> ökonomischen Integrationswirkungen in Allokations- <strong>und</strong> Akkumulationswirkungen unterscheiden.<br />
Teilweise erfolgt auch <strong>die</strong> Unterscheidung in statische <strong>und</strong> dynamische Effekte. Vgl. Alecke, B., Untiedt, G.: Perspektiven <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-<br />
<strong>Osterweiterung</strong>: Gesamt- <strong>und</strong> regionalwirtschaftliche Ergebnisse, in: ifo Schnell<strong>die</strong>nst, 55. Jg. 1/2002, S. 15 <strong>und</strong> Baldwin, R.E.,<br />
Venables T.: Regional Economic Integration, in: Grossman, G., Rogoff, K. (Hrsg.): Handbook of International Economics, Vol. III,<br />
Amsterdam 1995, S. 1597-1644, S. 1598 ff.<br />
39 Vgl. Breuss, F.: Strukturpolitik <strong>und</strong> Raumplanung in den Regionen an <strong>der</strong> mitteleuropäischen <strong>EU</strong>-Außengrenze zur Vorbereitung auf <strong>die</strong><br />
<strong>EU</strong>-<strong>Osterweiterung</strong>: Teilprojekt 12: Makroökonomische Auswirkungen <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-Erweiterung auf alte <strong>und</strong> neue Mitglie<strong>der</strong>, Internationales<br />
Projekt Preparity, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung April 2001, in: www.preparity.wsr.ac.at., S. 4.