Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...
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umfangreicher werdenden Rechtskatalogs <strong>der</strong> <strong>EU</strong> erheblich. Im Gegenzug ist <strong>die</strong> Regierung<br />
verpflichtet, dem Parlament zweimal pro Jahr einen Bericht über <strong>die</strong> Entwicklungen in <strong>der</strong><br />
<strong>EU</strong> vorzulegen. Zusätzlich wurde eine Kommission eingesetzt, <strong>die</strong> das Verhalten <strong>der</strong><br />
Regierung bei den <strong>EU</strong>-Angelegenheiten kontrollieren soll. Da <strong>die</strong> Effizienz <strong>die</strong>ser<br />
Kommission umstritten war, wurde sie mehrfach in ihren Aufgabenbereichen <strong>und</strong> in ihrer<br />
Zusammensetzung verän<strong>der</strong>t. 265<br />
All <strong>die</strong>se Maßnahmen sowie eine leistungsfähige Ministerialbürokratie haben dazu geführt,<br />
daß unter rein verwaltungstechnischen <strong>und</strong> juristischen Aspekten Irland von den weniger<br />
entwickelten Län<strong>der</strong>n <strong>die</strong> mit Abstand beste Implementationsbilanz vorweisen kann. 266<br />
Irische Europapolitik war in den siebziger <strong>und</strong> achtziger Jahren ganz wesentlich damit<br />
beschäftigt, in einer Reihe von Einzelfragen kurzfristige Erfolge in Form eines möglichst<br />
großen Stückes bei <strong>der</strong> Verteilung europäischer Agrarhilfen zu erreichen, <strong>die</strong> sich beim<br />
heimischen Wähler gut verkaufen ließen. So gehörte Irland bei den Verhandlungen zur<br />
Gemeinsamen Agrarpolitik häufig zu den Gewinnern <strong>und</strong> konnte zum Beispiel bei <strong>der</strong><br />
Einführung des Milchquotensystems als einziges Land gegenüber <strong>der</strong> damaligen aktuellen<br />
Höchstmenge sogar eine Steigerung seiner Quote durchsetzen. Auch im gewerblichen Bereich<br />
gab es durchaus Fortschritte: So wurden allein im Zeitraum von 1975 bis 1980 an 137<br />
Standorten <strong>die</strong> bereits erwähnten Industrieparks errichtet, was zu einer weiteren Ansiedlung<br />
ausländischer Betriebe führte. Im Jahr 1988 arbeiteten 43,5 % <strong>der</strong> Industriebeschäftigten in<br />
ausländischen Betrieben, <strong>die</strong> Quote <strong>der</strong> Beschäftigten im sek<strong>und</strong>ären Sektor stieg von 1961<br />
bis 1981 von 24,6 % auf 31 %. 267<br />
<strong>Die</strong> erste Hälfte <strong>der</strong> achtziger Jahre markierte dennoch eine erneute wirtschaftliche Flaute mit<br />
geringem Wachstum, zahlreichen Betriebsschließungen <strong>und</strong> einem Anstieg <strong>der</strong><br />
Arbeitslosigkeit auf über 18 %. 268 Als Ursache sah man in Irland neben <strong>der</strong> allgemein<br />
ungünstigen weltwirtschaftlichen Entwicklung, daß <strong>die</strong> meisten ausländischen Unternehmen<br />
ihre irischen Tochtergesellschaften nur als “verlängerte Werkbank” betrachteten <strong>und</strong> keine<br />
Integration <strong>der</strong> einheimischen Industrie in den Wirtschaftskreislauf erfolgte. Es kam kein<br />
zusätzlicher Multiplikator-Effekt innerhalb des Landes zustande, son<strong>der</strong>n es bildete sich im<br />
Gegenteil ein Dualismus von zwei weitgehend unabhängigen Wirtschaftsbereichen heraus:<br />
Einerseits ein hochentwickelter, kapitalintensiver Zweig in den Zukunftsbranchen in<br />
ausländischer Hand <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits ein wenig zukunftsträchtiger einheimischer Zweig in<br />
traditionellen Branchen mit geringen Renditechancen, wobei in den Jahren 1982 - 1988 in<br />
265 Vgl. Keatinge, P., Laffan, B.: Ireland: A small open polity, in: Coakley J., Gallagher, M. (edt.): Politics in the Republic of Ireland,<br />
London, New York 1999, S. 320-349, S. 337.<br />
266 Vgl. Driever, K., a.a.O., S. 117.<br />
267 Vgl. Müller, M., a.a.O., S. 132 ff.<br />
268 Vgl. Driever, K., a.a.O., S. 89.