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Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

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260<br />

Vorschlag ungeb<strong>und</strong>ener Transfers ist aber unter mehreren Gesichtspunkten problematisch:<br />

Erstens fehlt es <strong>der</strong> Union an <strong>der</strong> dazu notwendigen Umverteilungssolidarität <strong>und</strong> zweitens<br />

würde dadurch das Interesse <strong>der</strong> rückständigen Staaten o<strong>der</strong> Regionen nicht an den<br />

notwendigen Reformen zur Beschleunigung <strong>der</strong> Entwicklung, son<strong>der</strong>n an <strong>der</strong><br />

Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Subventionen gestärkt. Durch <strong>die</strong> Rückverlagerung <strong>der</strong> <strong>Regionalpolitik</strong><br />

auf <strong>die</strong> Ebene <strong>der</strong> Nationalstaaten würde außerdem <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-Kommission jegliche Mitwirkung<br />

beim “europäischen Finanzausgleich” entzogen, was zu erheblichem Wi<strong>der</strong>stand seitens <strong>der</strong><br />

Kommission führen dürfte. 608<br />

Aus <strong>die</strong>sen Gründen ist zweckgeb<strong>und</strong>enen Transfers <strong>der</strong> Vorrang zu geben. Solche<br />

zweckgeb<strong>und</strong>enen Transfers sollten künftig jedoch nicht wie bisher an spezifische<br />

regionalpolitische Programme geb<strong>und</strong>en werden, son<strong>der</strong>n an allgemeine<br />

wirtschaftspolitische609 bzw. makroökonomische o<strong>der</strong> regionalpolitische610 Bedingungen. Mit<br />

<strong>die</strong>sem Ansatz ließe sich auch <strong>der</strong> jetzige bürokratische Aufwand bei <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>und</strong><br />

Abstimmung mit <strong>der</strong> <strong>EU</strong> reduzieren. Darüber hinaus würde sich <strong>die</strong> <strong>EU</strong> in strikter Einhaltung<br />

des Subsidiaritätsprinzips darauf beschränken, den Mitteleinsatz auf <strong>die</strong> Mitgliedstaaten zu<br />

lenken, <strong>die</strong> dann im Rahmen ihrer jeweiligen nationalen Struktur- o<strong>der</strong> Wirtschaftspolitik <strong>die</strong><br />

Finanzmittel frei verwenden könnten.<br />

<strong>Die</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Auswirkungen <strong>der</strong> regionalpolitischen Maßnahmen in Irland <strong>und</strong><br />

Ostdeutschland in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit haben gezeigt, daß <strong>die</strong> Strukturfondsför<strong>der</strong>ung<br />

zwar ökonomisch sinnvoll ist, <strong>der</strong> wirtschaftliche Erfolg jedoch nicht in erster Linie von <strong>der</strong><br />

Höhe <strong>der</strong> Transfers, son<strong>der</strong>n entscheidend von den jeweiligen wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen abhängt. Nur wenn <strong>der</strong> nationale ordnungspolitische Rahmen den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen einer mo<strong>der</strong>nen Volkswirtschaft entspricht, kann <strong>die</strong> gezielt eingesetzte<br />

För<strong>der</strong>ung ausländische Investitionen anziehen <strong>und</strong> den Wachstumsprozeß unterstützen (z.B.<br />

in Irland). Bei fehlenden strukturpolitischen Reformen, wie z.B. im Fall Ostdeutschlands,<br />

haben auch massive öffentliche Transfers keine ausreichende Investitionstätigkeit bzw. keine<br />

ausreichenden Wachstumsimpulse entfacht. <strong>Die</strong> <strong>EU</strong> könnte daher z.B. mit einer<br />

zweckgeb<strong>und</strong>enen Zuteilung <strong>der</strong> Transfers einen Anstoß zu den als erfor<strong>der</strong>lich angesehenen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geben. Im Fall einer<br />

regionalpolitischen Zweckbindung <strong>der</strong> Finanzmittel könnte dabei auch das Prinzip <strong>der</strong><br />

Zusätzlichkeit herangezogen werden.<br />

Der Übergang von <strong>der</strong> aktuellen <strong>Regionalpolitik</strong> zu zweckgeb<strong>und</strong>enen Transfers würde <strong>die</strong><br />

Rolle <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-Kommission verän<strong>der</strong>n. <strong>Die</strong> Mitgliedstaaten bzw. <strong>der</strong>en Regionen würden <strong>die</strong><br />

608 So warnt <strong>der</strong> für <strong>die</strong> <strong>Regionalpolitik</strong> verantwortliche <strong>EU</strong>-Kommissar M. Barnier vor <strong>der</strong> Umwandlung <strong>der</strong> <strong>EU</strong> zu einem “Bankschalter”,<br />

Vgl. Bün<strong>der</strong>, H., Stabenow, M., a.a.O., S. 3.<br />

609 Vgl. Rolle, C., a.a.O., S. 209.<br />

610 Vgl. Karl, H., a.a.O., S. 148.

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