14.12.2012 Aufrufe

Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

67<br />

Der Umstand, daß <strong>der</strong> Handel zwischen <strong>der</strong> <strong>EU</strong> <strong>und</strong> den MOE-Staaten aus Sicht <strong>der</strong><br />

gegenwärtigen Mitgliedstaaten zu gering ist, um <strong>die</strong> relativen Löhne <strong>und</strong> <strong>die</strong> Beschäftigung<br />

auf <strong>der</strong> aggregierten Ebene erheblich zu beeinflussen, schließt nicht aus, daß einzelne<br />

Regionen <strong>und</strong> Sektoren stärker betroffen sind. <strong>Die</strong> gezogenen Schlußfolgerungen bezüglich<br />

räumlicher Nähe <strong>und</strong> Handelsverflechtung lassen sich für <strong>die</strong> regionale Verteilung innerhalb<br />

<strong>der</strong> Mitgliedslän<strong>der</strong> verallgemeinern. Außerdem werden auf beiden Seiten dann positive<br />

Entwicklungschancen für <strong>die</strong> Grenzregionen gesehen, wenn aus einer momentan noch sehr<br />

schwach ausgeprägten Zusammenarbeit eine qualitativ hochentwickelte regional integrierte<br />

Kooperation entsteht. 166 Für Ostdeutschland liefern <strong>die</strong> Analysen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geringen<br />

Handelsverflechtung mit polnischen <strong>und</strong> tschechischen Regionen nur wenige Hinweise auf<br />

positive Effekte durch <strong>die</strong> Integration <strong>der</strong> MOE-Län<strong>der</strong> nach einem Beitritt, obwohl <strong>der</strong><br />

ostdeutschen Wirtschaft generell eine Reihe von Chancen bescheinigt wird. 167<br />

Im Gegensatz zur regionalen Verteilung kann eine eindeutige Aussage zur sektoralen<br />

Verteilung <strong>der</strong> Wohlfahrtsgewinne nicht getroffen werden, was zum Teil mit <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Tiefe <strong>der</strong> sektoralen Disaggregation zu erklären ist. Negative Effekte<br />

könnten sich in Branchen wie Bekleidung, Schuhe <strong>und</strong> Bau ergeben. Umgekehrt sind hohe<br />

Exportüberschüsse auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> <strong>EU</strong> z.B. bei <strong>der</strong> Herstellung von<br />

Kommunikationsgeräten, Computern <strong>und</strong> Fahrzeugen zu verzeichnen, was geringe positive<br />

Effekte nach <strong>der</strong> Erweiterung erbringen könnte. 168 Verschiedene Analysen sprechen dafür,<br />

daß bereits vor <strong>der</strong> Erweiterung mehrere zehntausend Arbeitsplätze durch den Handel mit den<br />

MOE-Län<strong>der</strong>n gesichert werden konnten. So wurde z.B. <strong>der</strong> sich aus <strong>der</strong> intensiven<br />

Arbeitsteilung mit Osteuropa ergebende Beschäftigungseffekt für Deutschland im Jahr 1993<br />

auf 60 000 Arbeitsplätze geschätzt. 169<br />

Zu bemerken wäre weiterhin, daß nur sehr wenige Untersuchungen <strong>die</strong> Nicht-Erweiterungs-<br />

Kosten bzw. Nachteile aus <strong>der</strong> Verzögerung <strong>der</strong> Erweiterung für <strong>die</strong> <strong>EU</strong> in Betracht ziehen.<br />

Wenn man <strong>die</strong> Nachteile als <strong>die</strong> entgangenen Integrationseffekte (insbeson<strong>der</strong>e für Österreich<br />

<strong>und</strong> Deutschland) betrachtet, so sind sie für <strong>die</strong> <strong>EU</strong> deutlich geringer als für <strong>die</strong> MOE-Län<strong>der</strong>.<br />

Vorteile <strong>der</strong> Nichterweiterung könnten in Bereichen “Faktorwan<strong>der</strong>ung des Kapitals” <strong>und</strong> bei<br />

<strong>der</strong> Einsparung <strong>der</strong> Transfers an <strong>die</strong> neuen Mitglie<strong>der</strong> entstehen. 170 <strong>Die</strong> indirekten Nicht-<br />

Erweiterungs-Kosten könnten jedoch erheblich sein, wenn man bedenkt, welche nicht<br />

166 Vgl. Riedel, J., Pintarits, S.: Sozioökonomische Entwicklung in den <strong>EU</strong>-Beitrittslän<strong>der</strong>n Polen <strong>und</strong> Tschechien sowie <strong>der</strong>en<br />

Grenzregionen: Der Transformationsprozeß <strong>und</strong> seine Perspektiven, Teilprojekt D-2, Transnationales Projekt Preparity, in:<br />

www.preparity.wsr.ac.at, Februar 2001, S. 49 f.<br />

167 Vgl. Ragnitz, J.: <strong>EU</strong>-<strong>Osterweiterung</strong>: Auswirkungen auf <strong>die</strong> neuen Län<strong>der</strong>, in: Wirtschaft im Wandel Nr. 2/2002, S. 41-47, S. 42 ff.<br />

168 Vgl. European Integration Consortium: DIW, CEPR, FIEF, IAS, IGIER, a.a.O., S. 5 f.<br />

169Vgl. Bruecker, H.: Europäische Union: <strong>Osterweiterung</strong> beschleunigt Konvergenz, in DIW-Wochenbericht 14/97, S. 6.<br />

170 Vgl. Breuss, F.: Kosten <strong>der</strong> Nicht-Erweiterung <strong>der</strong> <strong>EU</strong> für Österreich, a.a.O., S. 44.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!