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Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

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36<br />

Der beson<strong>der</strong>e Einsatz Italiens galt dem Abschluß eines Assoziierungsvertrags mit Slowenien.<br />

Durch den Verlust <strong>der</strong> italienischen Gebiete im heutigen Slowenien 1947 wurde <strong>die</strong> in Istrien<br />

<strong>und</strong> Dalmatien ansässige italienische Bevölkerung größtenteils vertrieben, weswegen sich<br />

heute das Problem des Rückerwerbs stellt. 78 Außerdem kann man den italienischen Einsatz<br />

auf wirtschaftliche Interessen zurückführen: Ein eventueller Beitritt Sloweniens würde zur<br />

Anpassung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Normen führen, Handelshemmnisse beseitigen <strong>und</strong> in <strong>der</strong><br />

Adria <strong>die</strong> Entstehung eines internationalen Transportzentrums von europäischer Größe<br />

ermöglichen. Daraus verspricht man sich positive wirtschaftliche Effekte für <strong>die</strong> italienische<br />

Region Friaul-Julisch-Venetien. 79<br />

Reserviert bis ablehnend stehen <strong>die</strong> Nutznießer <strong>der</strong> Struktur- <strong>und</strong> des Kohäsionsfonds<br />

(Griechenland, Irland, Portugal <strong>und</strong> Spanien) einer <strong>Osterweiterung</strong> gegenüber. 80 Durch einige<br />

Störmanöver in den bisherigen Verhandlungen hatte sich <strong>die</strong> spanische Regierung dem<br />

Verdacht ausgesetzt, sie spiele auf Zeit, um Spanien <strong>die</strong> Milliardensubventionen aus den <strong>EU</strong>-<br />

Strukturfonds zu sichern. 81 Ihre Zustimmung zur <strong>Osterweiterung</strong> hat sich Spanien letztlich<br />

teuer bezahlen lassen: Bei <strong>der</strong> Regierungskonferenz in Nizza im Dezember 2000 sicherte sich<br />

Spanien das Vetorecht in <strong>der</strong> Strukturpolitik de facto bis zum Ende <strong>der</strong> nächsten<br />

För<strong>der</strong>periode 2013. Außerdem wurde ihr Stimmenanteil im Europäischen Rat erheblich<br />

erhöht. Der Gr<strong>und</strong> für <strong>die</strong> Ablehnung <strong>der</strong> bisherigen “Nettoempfänger” ist offensichtlich:<br />

Durch den Beitritt <strong>der</strong> MOE-Staaten sinkt das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt im <strong>EU</strong>-<br />

Durchschnitt, <strong>und</strong> <strong>die</strong> bisher begünstigten Län<strong>der</strong> <strong>und</strong> Regionen könnten aus <strong>der</strong> Ziel-1-<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Regionalpolitik</strong> herausfallen. Unter Beibehaltung <strong>der</strong> jetzigen Regelungen<br />

müßten im Fall <strong>der</strong> Erweiterung entwe<strong>der</strong> <strong>die</strong> Strukturfonds erheblich aufgestockt o<strong>der</strong> <strong>die</strong><br />

bestehenden Mittel umverteilt werden. Außerdem zählen <strong>die</strong>se Län<strong>der</strong> zu den<br />

Niedriglohnlän<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Gemeinschaft, <strong>die</strong> eine den Transformationslän<strong>der</strong>n ähnliche<br />

Kosten- <strong>und</strong> Produktionsstruktur aufweisen. Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong> fürchten sie <strong>die</strong> Konkurrenz<br />

<strong>der</strong> Reformlän<strong>der</strong> im Binnenmarkt, weil <strong>der</strong> wesentliche komparative Kostenvorteil <strong>der</strong><br />

möglichen Beitrittskandidaten in ihrem niedrigen Lohnniveau liegt. 82 Griechenland benutzt<br />

außerdem <strong>die</strong> <strong>Osterweiterung</strong> als Druckmittel für <strong>die</strong> Lösung des Zypern-Problems <strong>und</strong> droht<br />

<strong>die</strong> Aufnahme auch <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bewerber zu blockieren, falls dem griechisch dominierten<br />

Inselteil <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-Zutritt verwehrt werden sollte.<br />

Aus den hier aufgeführten Interessenkonflikten kommen Probleme zum Vorschein, <strong>die</strong> mit<br />

den gefor<strong>der</strong>ten <strong>und</strong> beabsichtigten Reformen <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-Institutionen <strong>und</strong> -Politiken gelöst<br />

78 Vgl. ebenda, S. 126.<br />

79 Vgl. ebenda, S. 159.<br />

80 Hier ist <strong>die</strong> Einstellung <strong>der</strong> Regierungen gemeint. In Umfragen äußern sich z.B. <strong>die</strong> Spanier <strong>und</strong> Iren positiver zur <strong>Osterweiterung</strong> als alle<br />

an<strong>der</strong>en Völker in <strong>der</strong> <strong>EU</strong>.<br />

81 Vgl. o.V.: Verheugen sieht große Lösung für <strong>die</strong> Erweiterung <strong>der</strong> Europäischen Union, in: FAZ, 20.10.2000, S. 2.<br />

82 Vgl. Franke, S., a.a.O., S. 40 <strong>und</strong> Psotta, M., Hanbrich, W.: In Spanien halten sich Ängste in Grenzen, in: FAZ, Nr. 282, 4.12.2000, S. 10.

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