Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...
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europäischen Demos, son<strong>der</strong>n ein Organ, das Staaten vertritt, <strong>der</strong>en unterschiedliche Größe<br />
bei <strong>der</strong> Stimmengewichtung berücksichtigt werden kann. Letztlich ist <strong>die</strong><br />
Mehrheitsentscheidung <strong>und</strong>emokratisch, solange sie nicht von einem Zwei-Kammer-System<br />
legitimiert <strong>und</strong> kontrolliert wird. Legitimation <strong>und</strong> Akzeptanz von Entscheidungen folgen in<br />
<strong>der</strong> <strong>EU</strong> als einem transnationalen Gemeinwesen im Kern bisher aus einer Kombination des<br />
demokratischen Mehrheitsprinzips <strong>und</strong> des Prinzips <strong>der</strong> staatlichen <strong>und</strong><br />
bevölkerungsbezogenen Gruppenrepräsentation. 125<br />
Zu 2)<br />
<strong>Die</strong> Gewichtung <strong>der</strong> Stimmen im Rat nach dem Status quo kann nicht nach einer Erweiterung<br />
fortbestehen. In einem solchen Fall würde <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> großen Staaten, <strong>die</strong> gegenwärtig<br />
55 % (vier große Staaten) <strong>der</strong> Stimmen im Rat besitzen, auf 46,3 % (bei den sieben größten<br />
Mitgliedstaaten) absinken. Um <strong>die</strong> Vorschläge zur Stimmenneugewichtung vergleichen zu<br />
können, wird <strong>der</strong> prozentuale Anteil <strong>der</strong> großen Mitgliedstaaten im Vergleich zu den mittleren<br />
<strong>und</strong> kleinen Staaten bei <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-27 ausgerechnet. 126<br />
Aus einer Vielzahl <strong>der</strong> zu <strong>die</strong>sem Thema diskutierten Modelle werden nachfolgend einige <strong>der</strong><br />
interessantesten kurz erläutert:<br />
• Luxemburgs Vorschlag: <strong>Die</strong> Stimmenzahl aller Staaten soll verdoppelt werden. Jene<br />
Staaten, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Reform <strong>der</strong> Kommission einen Kommissar einbüßen, sollen dafür<br />
durch 5 zusätzliche Stimmen entschädigt werden. 127 Allerdings wird dabei das Gewicht <strong>der</strong><br />
Großen in einer <strong>EU</strong>-27 nicht zunehmen (50,3 % für <strong>die</strong> sieben größten Län<strong>der</strong>). <strong>Die</strong>sem<br />
Vorschlag schloß sich Frankreich im Vorfeld des Gipfels an, allerdings mit <strong>der</strong> Einführung<br />
eines demographischen Sicherheitsnetzes, wonach zusätzlich eine Mindestanzahl von zehn<br />
zustimmenden Län<strong>der</strong>n erfor<strong>der</strong>lich gewesen wäre. 128<br />
• Schwedens Vorschlag o<strong>der</strong> proportionale Proportionalität: Gr<strong>und</strong>lage bildet hierbei <strong>die</strong><br />
Bevölkerungsanzahl eines Landes in Millionen, wobei von <strong>die</strong>ser Zahl <strong>die</strong> Quadratwurzel<br />
gezogen wird. Das Ergebnis stellt <strong>die</strong> Anzahl <strong>der</strong> Stimmen des Landes im Rat dar. <strong>Die</strong>ses<br />
Modell - leicht modifiziert - wurde auch von Schmitter129 empfohlen <strong>und</strong> als<br />
“proportionale Proportionalität” bezeichnet. Das Gewicht <strong>der</strong> Großen würde dann 52,6 %<br />
125 Vgl. Bertelsmann Europa-Kommission (Vorsitz: Weidenfeld, W.), a.a.O., S. 13.<br />
126 In Schmitter, P.C., Torreblanca, J. I., a.a.O., S. 3 f. werden <strong>die</strong> <strong>EU</strong>-Mitgliedstaaten in drei Kategorien unterteilt, sog. concurrent<br />
majorities, um <strong>die</strong> Proportionen unabhängig vom Erweiterungsstand aufrechterhalten zu können.<br />
127 Vgl. Didzoleit, W. u.a.: Aufgeregte Beschwörungen, in: Der Spiegel, Nr. 49, 4.12.2000, S. 210-212, S. 211.<br />
128 Vgl. Stabenow, M.: Hitzige Kämpfe um <strong>die</strong> ”Überbleibsel”, in: FAZ, Nr. 285, 7.12.2000, S. 8.<br />
129 Ein auf <strong>die</strong>sem Prinzip basierendes Modell wird als universeller Standard für <strong>die</strong> <strong>EU</strong> auch von Schmitter, P.C., Torreblanca, J. I., a.a.O.,<br />
S. 4 ff. empfohlen.