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Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

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<strong>Die</strong> Mitgliedstaaten bemühen sich meistens, <strong>die</strong> für sie wichtigsten Politikbereiche mit<br />

“ihrem” Kommissar zu besetzen. Außerdem ist <strong>die</strong> Kommission das einzige Organ <strong>der</strong><br />

Gemeinschaft, in dem alle Mitgliedstaaten “gleichberechtigt” sind. 99 Es gibt formal keine<br />

“starken” <strong>und</strong> “schwachen” Kommissare, abgesehen von <strong>der</strong> Funktion des Präsidenten. Im<br />

Gegensatz zum Rat wird bei Abstimmungen nicht gewichtet. 100 Über “ihren” Kommissar<br />

kann ein Mitgliedstaat <strong>die</strong> Behandlung <strong>der</strong> Themen forcieren, <strong>die</strong> sonst möglicherweise nicht<br />

so viel Aufmerksamkeit erregen würden. Das Vetorecht im Rat kann lediglich <strong>die</strong><br />

Entscheidungen blockieren helfen, <strong>die</strong> zur Abstimmung vorgelegt werden. <strong>Die</strong> Auswahl <strong>und</strong><br />

Vorbereitung <strong>der</strong> Entscheidungen obliegt in <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Kommission.<br />

Aus <strong>die</strong>sen Gründen betrachten <strong>die</strong> kleineren Staaten <strong>die</strong> Kommission als das für sie<br />

wichtigste Organ <strong>und</strong> wollen auf keinen Fall auf den nationalen Kommissar verzichten.<br />

Außerdem hat <strong>die</strong> europäische Integration für <strong>die</strong> kleineren Staaten in <strong>der</strong> Regel eine sehr<br />

große Bedeutung, weil damit <strong>die</strong> Bevorm<strong>und</strong>ung durch <strong>die</strong> großen <strong>EU</strong>-Staaten leichter zu<br />

unterbinden ist. Daher bestehen sie auf <strong>der</strong> gleichberechtigten Beteiligung am “Motor <strong>der</strong><br />

Integration”. <strong>Die</strong> Bereitschaft <strong>der</strong> großen Staaten, im Fall <strong>der</strong> Erweiterung unverzüglich zum<br />

Rotationsprinzip überzugehen, verdeutlicht <strong>die</strong> in <strong>der</strong> letzten Zeit zugenommenen<br />

intergouvernementalen Tendenzen <strong>und</strong> <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>s in Nizza zum Ausdruck gekommene<br />

Politik <strong>der</strong> “Verteidigung nationaler Interessen”. Das politische Gewicht <strong>der</strong> Kommission, des<br />

eigentlichen supranationalen Organs, nimmt ab. W. Weidenfeld bezeichnete den<br />

leichtgefallenen Verzicht <strong>der</strong> großen Staaten auf einen Sitz in <strong>der</strong> Kommission als<br />

“Anmutung eines politischen Todeskusses für den einstigen Motor <strong>der</strong> supranationalen<br />

Idee”. 101 Das Fortschreiten des europäischen Einigungsprozesses scheint ins Stocken geraten<br />

zu sein <strong>und</strong> in eine Stagnationsphase überzugehen.<br />

Wegen <strong>der</strong> unterschiedlichen Interessen hat sich das Bestreben nach einer handlungsfähigen<br />

zukünftigen Kommission in Nizza zu folgendem “Kompromiß” durchgerungen, <strong>der</strong> eher eine<br />

Vertagung <strong>der</strong> Lösung als <strong>die</strong> Lösung selbst darstellt:<br />

99 Mit <strong>der</strong> Ausnahme, daß <strong>die</strong> großen Staaten zwei Kommissare entsenden.<br />

100 Vgl. <strong>Die</strong>tz, W., Fabian, B.: Das Rä<strong>der</strong>werk <strong>der</strong> Europäischen Kommission, Bonn 1999, S. 40.<br />

101 Weidenfeld, W.: <strong>Die</strong> europäische Zeitenwende, in: FAZ, Nr. 381, 2.12.2000, S. 8.

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