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Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

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46<br />

Rahmens <strong>der</strong> <strong>EU</strong> zusammenzuarbeiten. 110 Das aber könnte sogar zur “Verwässerung” <strong>der</strong><br />

Union führen. Um <strong>die</strong>s zu verhin<strong>der</strong>n, wurden <strong>die</strong> vertraglichen Bestimmungen über eine<br />

verstärkte Zusammenarbeit vereinfacht. Wichtig ist, daß Rat, Kommission <strong>und</strong> das<br />

Europäische Parlament stets einbezogen sowie <strong>die</strong> Offenheit für alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Union-Kompatibilität gewahrt werden. 111 Den Beitritt neuer Mitglie<strong>der</strong> zur <strong>EU</strong> darf man<br />

dadurch nicht erschweren.<br />

<strong>Die</strong> Ausweitung <strong>der</strong> Mehrheitsentscheidungen im Rat<br />

Durch <strong>die</strong> Erweiterung entsteht zusätzlicher Reformdruck in Richtung Ausweitung <strong>der</strong><br />

Mehrheitsentscheidungen. <strong>Die</strong>ser resultiert aus <strong>der</strong> Gefahr <strong>der</strong> Entscheidungsunfähigkeit eines<br />

Rates, in dem 27 Mitgliedstaaten zu einem einstimmigen Ergebnis kommen müssen.<br />

An<strong>der</strong>erseits wird gerade wegen <strong>der</strong> Schwierigkeit, in einer großen Union einen Kompromiß<br />

zu finden, das Vetorecht jedes Staates umso kostbarer. Das Einstimmigkeitsprinzip gibt jedem<br />

Mitgliedstaat den gleichen Einfluß auf <strong>die</strong> Entscheidung <strong>und</strong> jedem für sich <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

alle Entscheidungen zu blockieren. Das Vetorecht bestand auch nach Amsterdam noch für<br />

eine Vielzahl von Entscheidungen des Ministerrats, so z.B. für Abkommen mit Drittstaaten,<br />

Beitritte, Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-Verträge, Steuerharmonisierung, Regional- <strong>und</strong> Strukturpolitik,<br />

Unionsbürgerschaft u.a. <strong>Die</strong> französische Ratspräsidentschaft hatte vor dem Gipfeltreffen in<br />

Nizza ein Arbeitspapier vorgelegt, in dem insgesamt 70 <strong>EU</strong>-Vertragsartikel aufgelistet waren,<br />

<strong>die</strong> dem Einstimmigkeitsprinzip unterlagen. Es bestand <strong>die</strong> Möglichkeit, daß von <strong>die</strong>sen<br />

siebzig Artikeln in <strong>der</strong> Zukunft 48 Artikel in ein Verfahren mit qualifizierter Mehrheit<br />

überführt werden. 112 Konstitutionelle, institutionelle <strong>und</strong> finanzielle Fragen <strong>der</strong> <strong>EU</strong> sollten<br />

weiterhin dem Einstimmigkeitsprinzip unterliegen.<br />

Das Einstimmigkeitserfor<strong>der</strong>nis führt aber bereits heute nicht nur zu Entscheidungsblockaden<br />

im Rat, son<strong>der</strong>n in viel größerem Umfang auch dazu, daß nur als konsensfähig erachtete<br />

Vorschläge überhaupt bis in <strong>die</strong> zuständigen Räte vordringen. Anstelle eines politischen<br />

Wettbewerbs um <strong>die</strong> Sachfrage, an dessen Ende sich eine Mehrheit mit den besseren<br />

Argumenten durchsetzt, werden viele Vorschläge aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> hohen Hürde<br />

“Einstimmigkeitsvoraussetzung” erst gar nicht unterbreitet. Als Beispiel kann <strong>der</strong> Vorschlag<br />

<strong>der</strong> Kommission benannt werden, eine einfache doppelte Mehrheit im Rat als<br />

Abstimmungsmodalität einzuführen. <strong>Die</strong>ser Vorschlag wurde allein durch <strong>die</strong> Blockade <strong>der</strong><br />

französischen Ratspräsidentschaft in Nizza gar nicht erst zur Diskussion vorgelegt.<br />

Unbeachtet blieb dabei auch <strong>die</strong> Tatsache, daß fast alle Staaten <strong>die</strong>sen Vorschlag befürwortet<br />

110 Vgl. Von Weizsäcker, R., Dehaene, J.-L., Simon, D.: <strong>Die</strong> institutionellen Auswirkungen <strong>der</strong> Erweiterung: Bericht an <strong>die</strong> Europäische<br />

Kommission, Brüssel, 18.10.1999, S. 6.<br />

111 Vgl. Prodi, R.: In Nizza darf es keine ”Überbleibsel” geben, in: FAZ, Nr. 285, 7.12.2000, S. 1 <strong>und</strong> Steiger, H.: B<strong>und</strong>esstaat, Staatenb<strong>und</strong><br />

o<strong>der</strong> erweiterte Freihandelszone?, in: Delgado, M., Lutz-Bachmann, M. (Hrsg.): Herausfor<strong>der</strong>ung Europa: Wege zu einer europäischen<br />

Identität, München 1995, S. 51-67, S. 63.<br />

112 Vgl. o.V.: Blick zurück nach Amsterdam, in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 282, 7.12.2000, S. 8.

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