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Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

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neben <strong>der</strong> generellen Konjunkturkrise <strong>die</strong> Privatisierungsbemühungen zusätzlich. Unter<br />

<strong>die</strong>sen Umständen war ein strategisches Herangehen an <strong>die</strong> Aufgabe nicht möglich, <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Treuhandanstalt ist daher nur als reaktive Organisation wirksam geworden.<br />

<strong>Die</strong> Privatisierungspolitik <strong>der</strong> Treuhandanstalt vollzog sich in mehreren Phasen. Bis Anfang<br />

1991 wurde <strong>der</strong> strikten <strong>und</strong> schnellen Privatisierung durch Verkauf ohne eigene<br />

Sanierungsbemühungen <strong>der</strong> Vorrang eingeräumt. Das Motto “Privatisierung ist <strong>die</strong> beste<br />

Sanierung” stand im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Im Jahr 1992 wurde <strong>der</strong> gewaltige Produktionseinbruch in<br />

<strong>der</strong> gesamten ostdeutschen Wirtschaft immer deutlicher. Deshalb initiierte man nicht nur <strong>die</strong><br />

Entflechtung <strong>der</strong> zu großen Unternehmenseinheiten, son<strong>der</strong>n in vielen Fällen auch den Beginn<br />

einer Unternehmenssanierung. Von <strong>die</strong>ser Zeit an rückte auch <strong>der</strong> Unternehmensverkauf mit<br />

einem negativen Verkaufspreis, d.h. <strong>der</strong> zusätzlichen Mitgabe von Bürgschaften, Darlehen<br />

o<strong>der</strong> Liquiditätsbeihilfen durch <strong>die</strong> Treuhandanstalt, in den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Da in <strong>die</strong>ser Phase<br />

immer weniger externe Investoren bereit waren, einen Kaufpreis für einen Betrieb zu zahlen<br />

<strong>und</strong> das unternehmerische Risiko zu tragen, kam es in stärkerem Maße zu “Management-Buy-<br />

Outs” durch <strong>die</strong> ostdeutschen Geschäftsleitungen sowie an<strong>der</strong>en Modellen <strong>der</strong><br />

Mitarbeiterbeteiligung. In <strong>die</strong>ser Zeit stieg auch <strong>die</strong> Anzahl <strong>der</strong> von ausländischen Investoren<br />

erworbenen Unternehmen. Nicht selten war <strong>die</strong>s erst möglich, nachdem <strong>die</strong> Veräußerung an<br />

einen deutschen Interessenten gescheitert war. Ab 1993 ging <strong>die</strong> Treuhandanstalt in einer<br />

dritten Phase zu direkter Sanierungsbegleitung bis hin zur Sanierungskooperation mit den<br />

Län<strong>der</strong>n über. 424<br />

Bei den Veräußerungen von Betrieben standen <strong>die</strong> angebotenen Unternehmenskonzepte im<br />

Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Häufig gaben weniger <strong>der</strong> gebotene Kaufpreis, son<strong>der</strong>n vielmehr <strong>die</strong> Anzahl <strong>der</strong><br />

erhaltenen o<strong>der</strong> zu schaffenden Arbeitsplätze sowie <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> vorgesehenen<br />

Investitionen den Ausschlag für einen Bewerber. Der Kaufpreis sollte dem Erwerber <strong>die</strong><br />

Chance geben, sich am Markt zu etablieren. Er mußte aber auch den vorhandenen<br />

Unternehmenswert berücksichtigen, denn schließlich hatte <strong>die</strong> Treuhandanstalt <strong>die</strong> Interessen<br />

<strong>der</strong> Steuerzahler in Deutschland zu wahren. 425 <strong>Die</strong> nicht sanierungsfähigen Unternehmen<br />

wurden liqui<strong>die</strong>rt, wobei für <strong>die</strong> Beschäftigten in den meisten Fällen sozialverträgliche<br />

Lösungen den Verlust des angestammten Arbeitsplatzes begleiteten.<br />

<strong>Die</strong> Arbeit <strong>der</strong> Treuhandanstalt wurde zusätzlich durch das Prinzip “Rückgabe vor<br />

Entschädigung” erschwert, da vor einer Verkaufsentscheidung stets <strong>die</strong> vermögensrechtlichen<br />

Ansprüche eventueller Alteigentümer zu prüfen <strong>und</strong> zu entscheiden waren. Viele Fälle<br />

konnten daher nur mit erheblichen Verzögerungen zum Abschluß gebracht werden. Es bleibt<br />

trotzdem offen, ob eine an<strong>der</strong>e Verfahrensweise zu besseren Ergebnissen geführt hätte.<br />

424 Vgl. Baumann, S., a.a.O., S. 104 ff.<br />

425 Vgl. Köhler, C., a.a.O., S. 176.

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