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Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

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hatten. Manche gute Initiative bleibt auf <strong>die</strong>se Weise in den Ausschüssen <strong>und</strong> Gremien<br />

hängen bzw. wird auf einen Minimalkompromiß zurückgeführt. Häufig stellt das dann erzielte<br />

Ergebnis nur noch eine Einigung auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner dar <strong>und</strong> ist alles<br />

an<strong>der</strong>e als unkompliziert, transparent <strong>und</strong> effizient. Im Vergleich zur formellen<br />

Abstimmungsblockade im Rat liegt deshalb in <strong>der</strong> Nichtbehandlung eines Vorschlags bzw. in<br />

<strong>der</strong> Aufweichung <strong>der</strong> ursprünglichen Position <strong>der</strong> Kommission durch solche Kompromisse<br />

das eigentliche “Blockadepotential” <strong>der</strong> Einstimmigkeit. 113<br />

<strong>Die</strong> Tendenz, daß nicht <strong>die</strong> Sachorientierung, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Konsensfähigkeit <strong>der</strong> nationalen<br />

Interessen das ausschlaggebende Kriterium <strong>der</strong> Entscheidung ist, wird nach einer<br />

<strong>Osterweiterung</strong> <strong>der</strong> <strong>EU</strong> noch erheblich zunehmen. Deshalb wurde in Nizza ein weiterer<br />

Versuch unternommen, <strong>die</strong> Mehrheitsentscheidungen auszuweiten. Das Ergebnis hat das<br />

erwartete Ausmaß nicht erreicht, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Ausdehnung <strong>der</strong> Mehrheitsentscheidungen betraf<br />

zumeist weniger wesentliche Bereiche. Bei etwa vierzig <strong>der</strong> zur Diskussion stehenden Punkte<br />

ist <strong>der</strong> Übergang zu Mehrheitsabstimmungen gelungen. Dazu zählen z.B. eine Reihe von<br />

Verfahrensordnungen für <strong>die</strong> europäischen Institutionen, <strong>die</strong> Regelungen für <strong>die</strong> Ernennung<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> des Wirtschaft- <strong>und</strong> Sozialausschusses usw. 114<br />

Beson<strong>der</strong>s umstritten war <strong>der</strong> Übergang zu den Mehrheitsentscheidungen in vier Bereichen:<br />

1) Asyl- <strong>und</strong> Einwan<strong>der</strong>ungspolitik: Deutschland hat sich mit <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung durchgesetzt, daß<br />

<strong>die</strong> Vorschriften dazu erst dann mit qualifizierter Mehrheit beschlossen werden, wenn es<br />

zuvor in <strong>der</strong> <strong>EU</strong> einstimmig beschlossene einheitliche Regeln für <strong>die</strong>sen Bereich gibt.<br />

2) Steuern: Großbritannien <strong>und</strong> Schweden verhin<strong>der</strong>ten, daß im Steuer- <strong>und</strong> Sozialbereich<br />

Beschlüsse mit qualifizierter Mehrheit gefaßt werden können. 115 Frühestens fünf Jahre<br />

nach Inkrafttreten des Vertrages von Nizza können <strong>die</strong> <strong>EU</strong>-Län<strong>der</strong> einstimmig beschließen,<br />

bei einigen Aspekten <strong>der</strong> indirekten Besteuerung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Unternehmensbesteuerung auf<br />

qualifizierte Mehrheiten überzugehen. Entscheidungen zu Umsatzsteuern,<br />

Verbrauchsabgaben <strong>und</strong> direkten Steuern bleiben einstimmig.<br />

3) Handelspolitik: <strong>Die</strong> Mehrheitsentscheidungen in <strong>die</strong>sem Bereich werden ausgeweitet,<br />

wobei es jedoch - etwa bei gemeinsamen Handelsabkommen - eine Reihe von<br />

Einschränkungen gibt. Dem Protest Frankreichs ist es zu verdanken, daß <strong>die</strong> <strong>EU</strong>-Partner<br />

künftig ein Vetorecht besitzen, wenn bei <strong>Die</strong>nstleistungsabkommen kulturelle <strong>und</strong><br />

113 Vgl. Giering, C.: Institutionelle Reformchancen, in: Bertelsmann Stiftung Forschungsgruppe Europa (Hrsg.): Kosten, Nutzen <strong>und</strong><br />

Chancen <strong>der</strong> <strong>Osterweiterung</strong> für <strong>die</strong> Europäische Union, Gütersloh 1998, S. 55-68, S. 64.<br />

114 Vgl. Bün<strong>der</strong>, H.: Ein politischer Kompromiß mit vielen Ungereimtheiten, in: FAZ, Nr. 289, 12.12.2000, S. 3.<br />

115 Vgl. Bergdoll, U.: Stimmen, Vetos, Kommissare, in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 286, 11.12.2000, S. 2.

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