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Die Osterweiterung und die Regionalpolitik der EU - RWTH Aachen ...

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30<br />

Agrarpolitik60 in <strong>der</strong> <strong>EU</strong> Stimmen laut, wonach im Jahr 2004 nur <strong>die</strong>jenigen<br />

Beitrittskandidaten aufgenommen werden sollten, mit denen <strong>die</strong> Verhandlungen bis Ende<br />

2002 abgeschlossen worden sind. 61 <strong>Die</strong>se Taktik <strong>der</strong> <strong>EU</strong> zwingt <strong>die</strong> MOE-Län<strong>der</strong> ihrerseits,<br />

den Beitritt auch zu für sie ungünstigen Bedingungen zu forcieren. Sie verbinden damit <strong>die</strong><br />

Strategie, <strong>die</strong> ungelösten Probleme nach <strong>der</strong> Erweiterung in den <strong>EU</strong>-Gremien zur Sprache zu<br />

bringen <strong>und</strong> offensiv zu vertreten. <strong>Die</strong>se Vorgehensweise wird auch durch <strong>die</strong> Tatsache<br />

bestätigt, daß bisher nur wenige Übergangslösungen <strong>und</strong> -fristen für <strong>die</strong> Beitrittskandidaten<br />

vereinbart worden sind. Aus <strong>die</strong>sen Gründen kam auch <strong>der</strong> in <strong>der</strong> wissenschaftlichen Literatur<br />

erhoffte “Reformdruck” auf <strong>die</strong> <strong>EU</strong> nur in geringem Ausmaß zustande.<br />

<strong>Die</strong> bevorstehende Erweiterung wird zusätzlich dadurch erschwert, daß es bisher noch kein<br />

Beispiel einer erfolgreichen Integration junger Transformationswirtschaften in eine<br />

entwickelte Marktwirtschaft gab. Bei <strong>der</strong> Auswahl einer geeigneten Strategie kann man <strong>die</strong><br />

<strong>Osterweiterung</strong> daher nur bedingt mit <strong>der</strong> bisherigen Sü<strong>der</strong>weiterung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> ehemaligen DDR nach <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>vereinigung Deutschlands vergleichen. Nichtsdestotrotz<br />

weisen <strong>die</strong> erheblichen wirtschaftlichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Probleme in Ostdeutschland<br />

nach <strong>der</strong> Aufnahme in <strong>die</strong> <strong>EU</strong> darauf hin, daß eine überstürzte bzw. voreilige Integration<br />

gewaltige Kosten <strong>und</strong> Risiken in sich tragen kann.<br />

Von den Beitritten Irlands <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mittelmeerlän<strong>der</strong>, <strong>die</strong> eine erhebliche Ausweitung <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>maßnahmen nach sich gezogen haben, unterscheidet sich <strong>die</strong> bevorstehende<br />

<strong>Osterweiterung</strong> durch folgende Aspekte:<br />

• Mit den zehn MOE-Staaten (sowie Malta <strong>und</strong> Zypern) ist <strong>die</strong> Zahl <strong>der</strong> Beitrittskandidaten<br />

ungleich höher <strong>und</strong> das wirtschaftliche Gefälle größer.<br />

• Der “aquis communautaire” <strong>der</strong> <strong>EU</strong> hat erheblich zugenommen (ca. 20 000 Rechtsakte).<br />

• <strong>Die</strong> Qualität des <strong>EU</strong>-Rechts <strong>und</strong> <strong>die</strong> Tiefe <strong>der</strong> Integration haben sich verän<strong>der</strong>t (z.B.<br />

Umweltpolitik, WWU).<br />

• <strong>Die</strong> Produktivität des Agrarsektors <strong>der</strong> MOE-Staaten im Vergleich zur heutigen <strong>EU</strong> ist<br />

deutlich niedriger als bei den Beitrittsstaaten <strong>der</strong> Sü<strong>der</strong>weiterung im Vergleich zur<br />

damaligen <strong>EU</strong>, obwohl <strong>der</strong> Anteil des Agrarsektors in den Län<strong>der</strong>n einen etwa gleich<br />

großen Anteil an <strong>der</strong> Volkswirtschaft wie bei den Südlän<strong>der</strong>n besitzt.<br />

• <strong>Die</strong> <strong>EU</strong>-Organe <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>EU</strong>-Politik müssen in vielen Bereichen reformiert werden (siehe<br />

Kapitel III).<br />

• Der Prozeß <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-<strong>Osterweiterung</strong> ist von hoher außen- <strong>und</strong> sicherheitspolitischer<br />

Wichtigkeit geprägt.<br />

60 Zunächst würden in den neuen Mitgliedstaaten Direktzahlungen von 25 % <strong>der</strong> gegenwärtigen <strong>EU</strong>-Direktbeihilfen eingeführt. Eine<br />

Gleichstellung soll stufenweise bis 2013 erfolgen. Vgl. Kommission <strong>der</strong> Europäischen Union: Informationsvermerk Gemeinsamer<br />

Finanzrahmen 2004 - 2006 für <strong>die</strong> Beitrittsverhandlungen, Mitteilung <strong>der</strong> Kommission SEK(2002) 102 endg., Brüssel 30.1.2002, S. 4.<br />

61 <strong>Die</strong>ser Vorschlag soll von <strong>der</strong> dänischen Regierung im bevorstehenden Zwischengipfel <strong>der</strong> Staats- <strong>und</strong> Regierungschefs im Oktober 2002<br />

unterbreitet werden. Vgl. Kuhn, G.: Der schöne Beitrittsplan gerät ins Wanken, in: Sächsische Zeitung, 5.6.2002, S. 4.

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