Leitlinien zur Erstellung sozioökonomischer ... - ECHA - Europa
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SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – ZULASSUNG<br />
Berücksichtigung der Kosten in anderen Lieferketten<br />
Wird davon ausgegangen, dass ein nachgeschalteter Anwender als Reaktion auf das Szenarium der<br />
„Nicht-Verwendung“ zu einer Alternativtechnologie übergeht, wird die Differenz in den<br />
Produktionskosten aus der Perspektive des nachgeschalteten Anwenders bemessen. Der Lieferant<br />
der Alternativtechnologie wird aus dem Verkauf dieser Technologie Einnahmen erzielen, während<br />
dem vorherigen Lieferanten ein Einnahmenverlust entsteht. Die Kosten für jeden Lieferanten stellen<br />
einen wichtigen Verteilungseffekt dar, jedoch entstehen aus der Perspektive der Gesellschaft keine<br />
Nettokosten (unter der Annahme, dass alle übrigen Faktoren unverändert bleiben, sodass<br />
beispielsweise die Verbraucher denselben Preis bezahlen und die Produktqualität gleich bleibt),<br />
sondern es findet lediglich eine Einkommensumverteilung statt.<br />
Die Reaktion der Lieferkette im Szenarium der „Nicht-Verwendung“ kann jedoch unter Umständen<br />
dazu führen, dass bestimmte Unternehmen der ursprünglichen Lieferkette über relevante<br />
Ressourcen verfügen, die nicht mehr benötigt werden (z. B. beim Faktor Kapital – wie<br />
beispielsweise Ausrüstung – oder beim Faktor Arbeit – Fertigkeiten und Erfahrung), wodurch ein<br />
Teil der ursprünglichen Investition nicht mehr amortisiert werden kann. Dies bedeutet Kosten für<br />
die ursprüngliche Lieferkette, selbst wenn die Einnahmen aus der Lieferung der Alternative die<br />
durch das Verbot des ursprünglichen Stoffes entgangenen Einnahmen ausgleichen. Möglicherweise<br />
ist es erforderlich, Lieferanten zu konsultieren, um eine Schätzung des Preises der<br />
Alternativtechnologie zu erhalten. Daher empfiehlt es sich, sowohl die der Gesellschaft insgesamt<br />
entstehenden wirtschaftlichen Nettokosten als auch die Verteilungseffekte auf die unterschiedlichen<br />
Akteure in allen relevanten Lieferketten zu berücksichtigen und zu dokumentieren.<br />
In der Regel wird in wirtschaftlichen Analysen dieser Art davon ausgegangen, dass Änderungen bei<br />
der Aktivität in einem Sektor keinen Einfluss auf die Preise in der gesamten Volkswirtschaft haben.<br />
Erwirbt demnach der nachgeschaltete Anwender in einem Szenarium der „Nicht-Verwendung“<br />
Alternativstoffe/-technologien, wird angenommen, dass dies zum „üblichen“ Marktpreis geschieht.<br />
Im Allgemeinen kann also davon ausgegangen werden, dass die Änderungen in der betreffenden<br />
Lieferkette keinen Einfluss auf die Preise für eingesetzte Ressourcen (z. B. Rohstoffe) haben und<br />
somit nicht zu Kosten oder Einsparungen in anderen Lieferketten führen werden. 25<br />
Anlage I enthält praktische Informationen und weiterführende <strong>Leitlinien</strong> für die Kalkulation der<br />
Befolgungskosten im Zulassungsantrag.<br />
Darstellung der ermittelten wirtschaftlichen Auswirkungen<br />
Die Ergebnisse der Ermittlung wirtschaftlicher Auswirkungen können in einer Tabelle dargestellt<br />
werden, in der die möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen entlang der Lieferkette für die<br />
verschiedenen Szenarien beschrieben sind (Unterschiede zwischen dem Szenarium bzw. den<br />
Szenarien der „Nicht-Verwendung“ und dem Szenarium der „beantragten Verwendung“). Werden<br />
die Ergebnisse in tabellarischer Form vorgelegt, sollten die betreffenden Daten durch eine geeignete<br />
Dokumentation der Analyse und der Schlussfolgerungen untermauert werden.<br />
25 Diese Annahme muss von Fall zu Fall überprüft werden, da sich Änderungen bei der Nachfrage in manchen Fällen<br />
auf andere Lieferketten auswirken können. Führt beispielsweise die Verweigerung der Zulassung <strong>zur</strong> Verwendung eines<br />
Alternativstoffes und kann die zusätzliche Nachfrage nach dem Alternativstoff nicht durch ein zusätzliches Angebot<br />
gedeckt werden, könnten höhere Preise der Alternative Auswirkungen auf die derzeitigen Nutzer dieser Alternative<br />
haben (wenn diese z. B. den höheren Preis nicht aufbringen können und die Herstellung ihres Produktes einstellen).<br />
Möglich ist aber auch, dass die Preise der Alternative sinken, da die Hersteller infolge der zusätzlichen Nachfrage<br />
„Größenvorteile“ nutzen können (z. B. Kosteneinsparungen durch Massenproduktion, Mengenabnahme von Rohstoffen<br />
usw.). In den meisten Kosten-Nutzen-Analysen ist jedoch die Annahme des üblichen Marktpreises tragfähig.<br />
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