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Leitlinien zur Erstellung sozioökonomischer ... - ECHA - Europa

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SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – ZULASSUNG<br />

200<br />

den Preisen vieler Güter nicht den durch ihre Verwendung und Herstellung verursachten<br />

„externen Effekten“ auf die Umwelt Rechnung getragen.<br />

• Übergeordnete Verantwortung: Marktzinssätze berücksichtigen lediglich die Präferenzen der<br />

gegenwärtigen Generationen. Selbst wenn Verbraucher gegenwärtigen Konsum höher<br />

wertschätzen mögen als den künftigen, so hat doch die Regierung grundsätzlich eine<br />

Verantwortung sowohl gegenüber den gegenwärtigen als auch gegenüber künftigen<br />

Generationen.<br />

• Doppelrolle: Aufgrund einer asymmetrischen Informationsverteilung ist es unsicher, ob die<br />

gegenwärtigen Generationen den Belangen künftiger Generationen nicht mehr Bedeutung<br />

beimessen als ihre täglichen Aktivitäten an den aktuellen Märkten erkennen lassen.<br />

• Isolation: Sen (1982) zufolge sind Einzelpersonen unter Umständen eher bereit, im Rahmen<br />

einer kollektiven Vereinbarung in die Zukunft zu investieren, selbst wenn sie einzeln nicht zu<br />

einer Investition in gleicher Höhe bereit wären.<br />

Dagegen könnte jedoch vorgebracht werden, dass der niedrigste risikofreie Marktzinssatz, d. h. der<br />

Zinssatz am Markt für Staatsanleihen mit langer Laufzeit (inflationsbereinigt), das erste und vierte<br />

der oben genannten Kriterien in zufriedenstellender Weise erfüllt. Der Markt für solche Anleihen ist<br />

tief und liquide, die Emittenten dieser Papiere, d. h. Regierungen, haben ein zu vernachlässigendes<br />

Ausfallrisiko und viele Anleger verfolgen einen langfristigen Investitionsansatz. Beispielsweise<br />

werden Menschen, die kurz vor dem Ruhestand stehen, die Mehrheit ihrer Altersrücklagen in<br />

Staatsanleihen investieren, weil sie deren Werterhalt im Sinn haben, während Menschen, die ihr<br />

Portfolio diversifizieren möchten, unter Umständen nur einen Teil ihres Vermögens in<br />

Staatsanleihen anlegen, da diese mit einem niedrigeren Risiko verbunden sind.<br />

Auch die übrigen Argumente vernachlässigen offenbar die Tatsache, dass die gegenwärtigen<br />

Generationen in ihren Präferenzen die nächsten Generationen berücksichtigen, da der Mensch dem<br />

Wohl seiner Kinder und künftigen Nachkommen Rechnung trägt. Es ist wichtig zu verstehen, dass<br />

mit der Diskontierung langfristig versucht wird, generationenübergreifende Effekte zu<br />

berücksichtigen, dies jedoch zwangsläufig ausschließlich über die Präferenzen der gegenwärtigen<br />

Generationen erfolgen muss.<br />

Ökologische und gesundheitliche Aspekte<br />

Aus Gründen der Kohärenz sollten alle Auswirkungen, die monetarisiert werden können,<br />

diskontiert werden, unabhängig davon, ob sie gesundheitliche, finanzielle oder ökologische Aspekte<br />

betreffen. Sunstein und Rowell (2005) vertreten beispielsweise die Auffassung, dass zwar<br />

Menschenleben nicht in gleicher Weise investiert werden können wie Kapital, die für die Rettung<br />

von Leben (oder für die Verringerung von Risiken) aufgewendeten Ressourcen jedoch durchaus in<br />

mannigfaltiger Weise investiert werden können. Es gibt also keinen Grund, solche Auswirkungen<br />

nicht zu diskontieren. Einige Ökonomen, wie beispielsweise Revesz (1999), sind allerdings der<br />

Meinung, dass ökologische und gesundheitliche Auswirkungen zu einem niedrigeren Satz<br />

diskontiert werden sollten als wirtschaftliche Auswirkungen, weil sie sich davon unterscheiden.<br />

Die angeführten Argumente betreffen häufig eher die Monetarisierung ökologischer und<br />

gesundheitlicher Auswirkungen und nicht unbedingt ihren Diskontierungssatz. Beispielsweise wird<br />

häufig vorgebracht, Umweltgüter seien Luxusgüter, wobei impliziert wird, dass mit dem<br />

Einkommen der Menschen auch ihr Bedürfnis nach Schutz/Erhalt der Umwelt wächst. Die<br />

Anpassung des Diskontierungssatzes entsprechend dem erwarteten Einkommenszuwachs ist somit<br />

nicht der richtige Weg. Stattdessen sollte die Monetarisierung während der Lebensdauer angepasst

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