Leitlinien zur Erstellung sozioökonomischer ... - ECHA - Europa
Leitlinien zur Erstellung sozioökonomischer ... - ECHA - Europa
Leitlinien zur Erstellung sozioökonomischer ... - ECHA - Europa
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – ZULASSUNG<br />
Ansatz <strong>zur</strong> Bestimmung des Diskontierungssatzes anhand der sozialen Zeitpräferenz<br />
Der ideale Ansatz für die Bestimmung des Diskontierungssatzes ist die Schätzung der sozialen<br />
Zeitpräferenz. Dabei sind die folgenden drei Schritte zu vollziehen:<br />
198<br />
1. Erarbeitung mehrerer Szenarien für die Werte der Variablen δ, µ und g;<br />
2. Zuweisung der Wahrscheinlichkeiten (erwartetes Ergebnis) dieser Szenarien;<br />
3. Verwendung von Gleichung 1 <strong>zur</strong> Bestimmung des erwarteten (oder durchschnittlichen)<br />
Diskontierungssatzes auf der Grundlage der Szenarien.<br />
In der Praxis ist es jedoch extrem schwierig, die Werte für δ und µ zu ermitteln (für die Variable g<br />
gilt dies in geringerem Maße), da es sich dabei um soziale und nicht um private Präferenzen<br />
handelt. Die Verwendung der auf individueller Ebene bekundeten Präferenz <strong>zur</strong> Bestimmung der<br />
sozialen Präferenz müsste fundiert begründet werden.<br />
Ist die Frage der Diskontierung für das Ergebnis der SEA von entscheidender Bedeutung und<br />
möchte sich der Antragsteller eingehender mit der Bestimmung des Diskontierungssatzes befassen,<br />
empfiehlt sich als Einstieg eine Auswertung der aktuellsten Literatur. Dabei könnten weitere<br />
empirische Daten über δ und µ ermittelt werden. Die zu erwartende Wachstumsrate könnte durch<br />
die Analyse der Wachstumsraten des Pro-Kopf-Konsums in der EU präziser ermittelt werden. Zwar<br />
würde auch die Betrachtung der bisherigen Entwicklung einige Erkenntnisse erbringen, als Variable<br />
ist jedoch die erwartete/prognostizierte Wachstumsrate heranzuziehen. Neue Prognosen erfordern<br />
ein weiter entwickeltes makroökonomisches Modell und dürften somit im Rahmen einer SEA kaum<br />
infrage kommen. Sollten sie jedoch erforderlich sein, sollten spezialisierte Einrichtungen, welche<br />
sich mit den makroökonomischen Modellen in der EU befassen, mit dieser Aufgabe betraut werden.<br />
Gründlichere theoretische Analysen sind Groom et al. (2005) und Hepburn (2006) zu entnehmen.<br />
Opportunitätskosten des Kapitals<br />
Hinter dem Begriff der Opportunitätskosten des Kapitals steht die Grundidee, dass öffentliche<br />
Investitionen private Investitionen „verdrängen“ können. Als Diskontierungssatz wird dabei die<br />
reale soziale Ertragsrate im Privatsektor festgelegt. Häufig sind die Opportunitätskosten des<br />
Kapitals in verschiedenen Wirtschaftszweigen oder Branchen unterschiedlich hoch. Der<br />
Diskontierungssatz basiert auf dem Ertrag der nächstbesten Alternative mit ähnlich hohem Risiko<br />
im eigenen Wirtschaftszweig/in der eigenen Branche. Ist beispielsweise im Wirtschaftszweig<br />
Biotechnologie eine Kapitalrendite von 10 % zu erzielen, so wäre es unter Umständen sinnvoll, im<br />
Rahmen der Sensitivitätsanalyse zu prüfen, welche Auswirkungen ein Diskontierungssatz von 10 %<br />
im Rahmen der für den Zulassungsantrag durchgeführten SEA hätte. Es wird empfohlen, sich vor<br />
der Verwendung der Opportunitätskosten des Kapitals weiter beraten zu lassen, da es unter<br />
Umständen nicht zielführend ist, für verschiedene Auswirkungen unterschiedliche<br />
Diskontierungssätze anzuwenden, und die Opportunitätskosten des Kapitals nicht zwangsläufig<br />
einen Diskontierungssatz darstellen, der die Haltung der Gesellschaft widerspiegelt.<br />
Kombination der beiden Ansätze<br />
In einer Volkswirtschaft ohne „Verzerrungen“ wie Risiken, Steuern, externe Wirkungen usw. würde<br />
sich ein Gleichgewichtszinssatz bilden, sodass beide oben erläuterten Diskontierungssätze gleich<br />
hoch wären. Dieser Gleichgewichtszinssatz ergäbe sich aus Geldangebot und Geldnachfrage und<br />
diente der Aufteilung des Sozialproduktes einer Volkswirtschaft auf Konsum und Investition.