Leitlinien zur Erstellung sozioökonomischer ... - ECHA - Europa
Leitlinien zur Erstellung sozioökonomischer ... - ECHA - Europa
Leitlinien zur Erstellung sozioökonomischer ... - ECHA - Europa
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – ZULASSUNG<br />
Die Hauptargumente für die Diskontierung betreffen entweder die Zeitpräferenz, der zufolge der<br />
gegenwärtige Konsum einem späteren vorgezogen wird, oder die Opportunitätskosten des Kapitals<br />
aus privaten Investitionen. Theoretisch kann nachgewiesen werden, dass die beiden diesbezüglichen<br />
Sätze in einer Volkswirtschaft ohne Risiken, Steuern und sonstigen „verzerrenden“ Faktoren zu<br />
einem Gleichgewichtssatz konvergieren würden, der dann als sozialer Diskontierungssatz<br />
verwendet würde.<br />
In der realen Wirtschaft können sich jedoch die beiden Sätze aus mehreren Gründen unterscheiden.<br />
Zudem können Argumente bezüglich der spezifischen Merkmale gesundheitlicher und ökologischer<br />
Auswirkungen zu einer Abweichung von einem der beiden theoretisch fundierten<br />
Diskontierungssätze führen.<br />
In diesem <strong>Leitlinien</strong>dokument wird ein praktischer Ansatz vorgeschlagen, in dem der von der<br />
Europäischen Kommission für Folgenabschätzungen empfohlene Diskontierungssatz herangezogen<br />
und eine Sensitivitätsanalyse durchgeführt wird. In Fällen, in denen die Entscheidung über die<br />
Zulassung nicht durch die Wahl des Diskontierungssatzes beeinflusst wird, besteht keine<br />
Notwendigkeit, sich umfassend mit der Frage der Diskontierung auseinanderzusetzen. In anderen<br />
Fällen, in denen die Zeitpunkte, zu denen Kosten und Nutzen entstehen, darauf hindeuten, dass die<br />
Diskontierung einen Einfluss auf die Rangfolge der alternativen Ergebnisse hätte, könnte eine<br />
eingehendere Untersuchung dieser Frage relevant sein.<br />
In dieser Anlage werden weitere Orientierungshilfen für die Durchführung einer ausführlicheren<br />
Analyse gegeben. Dabei wird kein Anspruch auf eine erschöpfende theoretische Erfassung aller<br />
Aspekte erhoben. 43<br />
Ansätze für die Bestimmung von Diskontierungssätzen<br />
Für die Bestimmung des Diskontierungssatzes gibt es zwei konkurrierende Haupttheorien, die im<br />
Folgenden zusammenfassend dargestellt werden:<br />
• sozialer Diskontierungszins oder soziale Zeitpräferenzrate,<br />
• Opportunitätskosten des Kapitals.<br />
In den folgenden Abschnitten werden diese beiden Theorien beschrieben. Zudem wird erläutert, wie<br />
Daten <strong>zur</strong> Untermauerung der Nutzung der jeweiligen Theorie recherchiert werden können.<br />
Sozialer Diskontierungszins/soziale Zeitpräferenzrate<br />
Wie bereits erwähnt, ist der Mensch ungeduldig.<br />
Der Zinssatz, für den ein Mensch bereit ist, für künftigen Konsum auf heutigen Konsum zu<br />
verzichten, wird als sozialer Diskontierungszins bezeichnet. Er spiegelt den Ertrag wider, den ein<br />
Verbraucher als künftige Entschädigung für den heutigen Verzicht auf eine Einkommenseinheit<br />
verlangen würde. Der Begriff sozialer Diskontierungszins wird zuweilen verwendet, um die private<br />
Zeitpräferenzrate zu bezeichnen, während die soziale Zeitpräferenzrate auf die soziale Ebene<br />
abstellt. Beide Konzepte basieren auf denselben theoretischen Argumenten. Die Aggregation der<br />
privaten Zeitpräferenzraten führt <strong>zur</strong> sozialen Zeitpräferenzrate. Der in der SEA zu verwendende<br />
soziale Diskontierungssatz entspricht der sozialen Zeitpräferenzrate. Wie Gleichung 1 zeigt, kann<br />
die soziale Zeitpräferenzrate in zwei Komponenten aufgeschlüsselt werden.<br />
43 Vergleichende theoretische Untersuchungen zu Fragen der Diskontierung sind Groom et al. (2005) und Hepburn<br />
(2006) zu entnehmen.<br />
196