Leitlinien zur Erstellung sozioökonomischer ... - ECHA - Europa
Leitlinien zur Erstellung sozioökonomischer ... - ECHA - Europa
Leitlinien zur Erstellung sozioökonomischer ... - ECHA - Europa
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
SOZIOÖKONOMISCHE ANALYSE – ZULASSUNG<br />
In dieser Anlage werden die Kosten in der Regel auf das Jahr bezogen (d. h. als annualisierte<br />
Kosten) angegeben. Diese Vorgehensweise gilt als Standard für Zulassungsanträge. Diese<br />
annualisierten Kosten können zu Nettobarwerten aggregiert werden, und die Antragsteller sind<br />
gehalten, den Nettobarwert der Kosten für den relevanten Zeitraum anzugeben. In dieser Anlage<br />
wird ebenfalls gezeigt, wie diese Aggregation vorzunehmen ist.<br />
2 WIRTSCHAFTLICHE KOSTEN<br />
2.1 Definition des Begriffs „Kosten“<br />
In den Wirtschaftswissenschaften geht man von der Annahme aus, dass Ressourcen knapp sind und<br />
es daher wichtig ist, vernünftig mit ihnen umzugehen. Als „Ressourcen“ bezeichnen wir<br />
beispielsweise Arbeitsaufwand, Investitionsgüter und Boden. Darüber hinaus gelten auch die<br />
Umwelt und die menschliche Gesundheit als knappe Ressource, die „aufgebraucht“ wird, wenn der<br />
Mensch Verunreinigungen verursacht.<br />
Im Zuge der Prüfung der „Kosten“ in einem Szenarium der „Nicht-Verwendung“ (d. h. im Falle der<br />
Verweigerung der Zulassung) wird tatsächlich danach gefragt, welchen Preis die Gesellschaft im<br />
Hinblick auf die anderen Ressourcen wie Arbeit und Kapital zu bezahlen hat, um eine sauberere<br />
Umwelt oder eine verbesserte menschliche Gesundheit sicherzustellen. Im Grunde entsprechen<br />
somit die wirtschaftlichen Kosten eines Szenariums der „Nicht-Verwendung“ dem Wert, den die<br />
Gesellschaft diesen anderen Ressourcen beimisst, die für die Umsetzung dieses Szenariums<br />
aufgebraucht werden. Dieser Wert wird als Kosten betrachtet, da die Ressourcen, die aufgebraucht<br />
werden, anschließend nicht für andere Zwecke verfügbar sind.<br />
Durch den Verbrauch von Ressourcen für die Umsetzung eines Szenariums der „Nicht-<br />
Verwendung“ verlieren wir die Möglichkeit (engl.: opportunity), die Ressourcen für etwas anderes<br />
zu nutzen. Aus diesem Grunde spricht man von den „Opportunitätskosten“ eines Szenariums der<br />
„Nicht-Verwendung“ (vgl. Abschnitt 3.4 des vorliegenden <strong>Leitlinien</strong>dokuments). Im Sinne dieser<br />
Terminologie entsprechen also die wirtschaftlichen Kosten der Summe aus den Opportunitätskosten<br />
aller eingesetzten Produktionsfaktoren. Bei der Kalkulation der Produktionskosten sind nicht nur<br />
die Marktpreise der Produktionsfaktoren, sondern auch deren Opportunitätskosten zu<br />
berücksichtigen.<br />
2.2 Kostenarten<br />
2.2.1 Unterscheidung zwischen sozialen und privaten Kosten<br />
Da das wichtigste Ziel einer Bewertung der sozioökonomischen Auswirkungen darin liegt, die<br />
Kosten (und den Nutzen) eines Szenariums der „Nicht-Verwendung“ für die Gesellschaft zu<br />
bestimmen, stellt die Unterscheidung zwischen privaten und sozialen Kosten einen wichtigen<br />
Aspekt der Kostenkalkulation dar. Daher werden zu Beginn der Bewertung der Kosten eines<br />
Szenariums der „Nicht-Verwendung“ für die Gesellschaft in der Regel speziell die Auswirkungen<br />
auf die betroffenen Bevölkerungsgruppen oder Branchen untersucht. Die einer bestimmten Branche<br />
oder Gruppe infolge eines Szenariums der „Nicht-Verwendung“ entstehenden Kosten werden als<br />
private Kosten bezeichnet. Bei den sozialen Kosten handelt es sich dagegen um die Kosten, die der<br />
Gesellschaft insgesamt aus einer Maßnahme entstehen – aus EU-Perspektive umfasst dies alle<br />
27 Mitgliedstaaten, wobei allerdings auch Kosten für Drittstaaten berücksichtigt werden müssen,<br />
238